Neues aus der Garage: Dean's Bootsbau-Werkstatt in 1:6

[Guest tschakaa]

"Switzerland. Nee also... weisste... wer hat's erfunden? Die bauen Ricola und Boesch- und Pedrazzini-Daycruiser, aber keine Outboard Racer. Tss."

<- lass das Xoff nicht lesen

 

Der linke Ofen ist es natürlich - das ist ein Männerofen, der andere ist für die gute Stube.

 

Als Auto schlage ich diesen stilsicheren Ford Hot Rod vor:

 

 

Quelle: http://www.rarecarrelics.com

 

Natürlich fahrbereit mit RC-Anlage, JohnBoy-Waltons-Hupe und Bootsanhänger.

 

Alternativ:

 

 

Quelle: http://i.ytimg.com/vi/7yKjIVUbS-I/0.jpg

 

 

Er wohnt in einem Zimmer bei einer älteren Witwe und hat seine Werkstatt in der Garage.

 

 

Morgen spinn ich dann mal weiter - um diese Uhrzeit bin ich nicht mehr sonderlich kreativ

[Guest TF63]

Amiland und Backsteine ?

 

Hm, wenn ich an die Waltons denke ist dort alles aus Holz gebaut.

 

Was Du da zauberst ist schon Oberklasse. Bin gespannt wie es weiter geht.

[Guest Jo_S]

Danke für das Lob / Interesse. Finde ich klasse, dass Nebenschauplätze und Peripherie hier ebenfalls Begeisterung auslösen können, obwohl's ja eigentlich "nur" um die Boote geht.

 

Amiland und Backsteine ?

Hatten / haben die tatsächlich, allerdings in andern Steinformaten als bei uns. Aber du hast natürlich trotzdem Recht: die wurden vorwiegend für Industrie- und Gewerbebauten verwendet. Die ganzen Einfamilienhäuschen sind meistens Holzskelett-Konstruktionen. Das ist bis heute so - darum fliegen die auch alle bei jedem kleinen Tornado um.

 

@tschakaa: morgen ist heute und du bist auf der richtigen Spur. Mach' weiter. Für einen Hotrod ist zwar nicht genug Platz im Workshop, aber vielleicht zumindest für einen alten ausgebauten V8-Motor, der in der Ecke gammelt. Du meinst, Dean ist als Mieter ein Witwentröster? Interessanter Gedanke. Macht die alte Lady keinen Ärger, wenn er Samstag nachts die Blondinen aus der nächsten Bar mit nach Hause bringt?

Edited June 20, 2011 by Jo_S

[Guest Jo_S]

Seit dem letzten Wochenende - mit Martins schönem Tunnel und Xoff's furioser Jungfernfahrt - hat die Atomite wieder oberste Priorität. Ich bin doch schweineneugierig, ob die Spitfire einfach ein besonders gut laufender Rumpf ist oder ob andere Flatbottoms ebenfalls dieses Potenzial haben.

 

Aber auch aus Dean's Workshop gibt es Neues zu berichten. Drei Werkstattöfen standen nach wohlwollender Google-Bildbegutachtung zur Auswahl:

 

(Bildquelle: http://www.stovefinders.com/)

 

Der linke und der rechte (ein Engländer) ziemlich simpel zu bauen. Der mittlere ist zwar eigentlich ein Franzose, aber a) ist er sehr sehr klein und b) sehr außergewöhnlich. Und mit seiner zerklüfteten Außenhaut relativ kompliziert. Damit war klar: der soll's sein! Der "Männerofen", wie Tschakaa ihn getauft hat. Also los.

 

Google liefert genau zwei(!) Suchergebnisse zu diesem Ofen. Eins davon - Heureka! - mit Angabe von Höhebreitetiefe. Sehr gut. Das Ding ist wirklich winzig - da passen maximal 30cm-Scheite rein. Wenn sie dünn sind. Genau das Richtige, um in einer Bootsbau-Werkstatt Leistenreste zu verballern.

 

Zwei Bilder hatte ich, mehr gibt's nicht im Web. Also mussten erstmal die Proportionen halbwegs genau geschätzt und in eine "Bauzeichnung" übertragen werden. Im CAD sah das eine Stunde später so aus:

 

EDIT: Bild aus gegebenem Anlass gelöscht!

Kein Futter für die Aasgeier!

 

Ob Ofen oder Aufbauten eines Arbeitsschiffs: die Vorgehens- und Bauweise ist exakt die Gleiche. Das Ganze soll aus Polystyrolplatten entstehen (0,5 / 0,7 / 1,0 mm Stärke). Mehr als 1 mm nehme ich nicht, das lässt sich nicht mehr genau genug schneiden. Dickere Teile klebe ich lieber aus mehreren 1mm-Platten zusammen.

 

Meine etwas unkonventionelle PS-Bauweise (die ich mir vor 20 Jahren mal bei einem Architekturmodellbauer ausgeliehen und nicht zurück gegeben habe) habe ich schon ausführlich bei meiner Loyal und dem Fuchs 301 beschrieben. Darum hier nur in reduzierter Form:

- Zeichnung ausdrucken und mit Sprühkleber auf PS-Platten kleben

- mit Stahllineal genau auf Linie ausschneiden ergibt durch die Klingenbreite des Messers ein minimales Übermaß von 0,2-0,3mm;

- Teile mit Dichlormethan auf Sollmaß verkleben, das Übermaß bleibt an den Kanten einfach stehen;

- Kanten auf Sollmaß runterschleifen.

Damit sind Genauigkeiten von 1/10 mm und weniger problemlos machbar - funktioniert super.

 

Fangen wir mit dem Sockel an. Wegen seiner Biegungen hat er ein paar kleine Innenaussteifungen bekommen. Gebogenes PS in Verbindung mit Dichlormethan ist etwas problematisch. Hinterher habe ich mich gefragt, warum ich das nicht einfach aus Metall gemacht habe. Egal - das schlimmste war damit schon erledigt:

 

 

Der Innenkorpus ist ja erstmal nur ein einfacher Kasten, also kein Thema. Die Wärmetauscher-Rippen wollte ich nicht in kompletter Außenkontur ausschneiden, das wird niemals 100% sauber. Darum wurde das stückchenweise gemacht. Erstmal nur die Rippenteile, die komplett von oben bis unten durchlaufen:

 

 

Der Kasten steht noch locker auf dem Sockel. Also seitlich auf den Schleifklotz legen - und schon konnten die Rippen ganz simpel auf Sollmaß plan geschliffen werden. Dadurch werden die Kanten schön scharf und genau bündig - und genau dafür brauche ich das anfängliche Übermaß! Da fehlen nun noch die ganzen vorstehenden Rippenteile, die erst nachträglich aufgeklebt werden. Das geht schneller und wird sauberer.

 

Als nächstes ging's zum Metzger: "Ein Kilo Rippchen, bitte!":

 

 

Die Dinger müssen jetzt auf (und zwischen) die bestehenden Rippen.

Edited December 7, 2012 by Jo_S

[Guest Jo_S]

Ein paar Stunden später konnte man schon ahnen, was das mal werden soll. Der ist ja wirklich klein:

 

 

Nun ging's an die Details. Das frickeligste war die mittlere Ofenklappe. Darum habe ich den aufgeklebten Ausdruck auf dem PS-Teil gelassen und immer nur einen Streifen Papier für die nächste Rippe weggeschnitten. Die geteilten Rippen wurden erstmal durchgängig aufgeklebt und danach die Mitte mit einem kleinen Seitenschneider rausgeknipst:

 

 

Erstmal nur "grob" (naja) zusammen geklebt und später die Konturen verschliffen.

 

Hier ein Blick auf meine Ofenbau-Werkstatt inkl. aller verwendeter Utensilien. Nein, fast alle: die Kaffetasse fehlt, und vom Laptop (zur visuellen Kontrolle des Originals) sieht man links am Bildrand nur noch das Mousepad. Und die Ofenüren haben mittlerweile ihre Scharniere:

 

 

Und plötzlich war der Kleine fertig. Das Ofenrohr wird noch aus Kabel-Leerrohr EN 16 gemacht, das entspricht fast genau den kleinen 100mm-Rohren. Hier nur mal provisorisch reingesteckt. Fehlt eigentlich nur noch die Schriftplatte auf der Klappe, die ich irgendwann später ätzen werde:

 

 

Zum Schluss der (immer wieder) spannendste Augenblick: das fertige Teil aus ähnlicher Perspektive fotografieren wie das Originalbild... und dann vergleichen, wie nah man dran ist. Ein paar Abmessungen habe ich etwas falsch geschätzt. Die untere Ofenklappe hat im Original einen kleineren Deckel, die Rippen der mittleren Klappe hätte ich besser aus 0,5mm gemacht, etc. ... aber ich würde sagen: zu 99% gut gegangen. Glück gehabt.

 

 

So, jetzt geht's noch in die Lackiererei. Und danach in die Rosterei (Rösterei?).

Ein saublöder Fehler ist mir allerdings unterlaufen. Habe ich tatsächlich erst auf dem Foto bemerkt. Wer findet ihn?

Edited July 2, 2011 by Jo_S

[NiBe]

Ein saublöder Fehler ist mir allerdings unterlaufen. Habe ich tatsächlich erst auf dem Foto bemerkt. Wer findet ihn?

 

Fehlt da vielleicht zwischen der obersten und mittleren Klappe die Feder auf der rechten Seite?

[Guest Jo_S]

... die Feder auf der rechten Seite?

Der Handgriff zum öffnen der Feuerklappe fehlt noch, da hast du recht... aber ich meine was wirklich dämliches, nicht was fehlendes.

Du bist allerdings verdammt dicht dran...

 

Für die Rohrbögen war eine provisorische 22,5°-Gehrungslade nötig. Glücklich, wer eine einstellbare Gehrungssäge hat. Aber es geht zur Not auch so:

 

 

Ein letzter Blick auf das jungfräuliche Heizgerät, bevor's zum Kolorieren und Einsauen geschickt wird:

 

 

 

Schwarz oder grau - das ist die Frage hier. Das rostige grau auf dem Originalfoto oben finde ich ja schon garnicht so schlecht. Mein zweites Originalfoto zeigt ihn in schwarz... das finde ich ja fast noch ofiger. Isch weisset nisch ... Meinungen dazu?

[Antias]

Die Flächen auf der Klappe haben keinen Winkel an der Unterkante, die sind fast rechteckig.

 

Matthias

[Günter]

Hallo,

habe eben erstmalig hier durchgelesen und bin vom Stuhl gefallen.

Allererste Sahne

[Guest Jo_S]

Nee, das war Faulheit, das haben die nur im Original vergessen.

 

Nils war näher dran: der Handgriff ist ja an der rechten Rippe befestigt. Dafür hat die Rippe ein Loch. Das Loch hab ich reingebohrt, bevor ich die Rippe angeklebt habe, damit man an der filigranen Konstruktion nicht rumbohren muss. Naja und dann... hab ich die Rippe falsch rum drauf geklebt, Loch oben.

 

Aber das bleibt jetzt einfach so, sonst artet das noch in Arbeit aus.

 

@Günter: danke dir - zumal ich deine Schiffe ebenfalls allererste Sahne finde!

Edited July 3, 2011 by Jo_S

[Guest tschakaa]

Ich bin hier auch schon einige Male vom Stuhl gekippt. Ganz großes Kino. Freue mich wie Bolle auf das Modell des Dampfradios

[Guest Jo_S]

Dampfradio? Ouh... da ist was Blödes passiert: es gibt kein Dampfradio. Jedenfalls nicht wie geplant / erhofft. Warum - längere Story, das erzähl' ich später.

Momentan ist erstmal der Ofen in der Rostphase:

 

 

Grundiert und geröstet... die eigentliche Farbe kommt erst später drüber, so dass der Rost an einigen Stellen durchscheint.

[Guest Aurigarius]

Isch jeh kapott!

Das ist ja wirklich klasse. Hab ich überlesen, wie groß die Grundfläche der Werkstatt ist, oder hast Du uns das bisher verschwiegen?

[Guest willie]

:eek2:

Ich bin sprachlos. Naja nicht ganz, mein Sohn (ja Sohn) hat ein Puppenhaus, der brauch auch noch 'ne Werkstatt, hat er mir schon angedroht. Kann Dean nicht mal vorbei kommen und ausmessen...

[Guest Jo_S]

Hab ich überlesen, wie groß die Grundfläche der Werkstatt ist, ...

Ich weiss noch nicht, ob die ein festes Maß kriegt. Das wird ja nur ne Kulisse. Rückwand schätzungsweise 100 x 40cm, evtl. L-förmig. Die eigentliche Grundfläche wird das Baubrett des Boots sein. Irgendwie muss der Mist - außerhalb der Betriebszeiten, also fast immer - ja auch möglichst platzsparend im Regal zu verstauen sein.

 

Apropos Regal: ein Blick in's Fach zeigt den momentanen Zwischenstand. Das Ofenrohr ist 40 Jahre gealtert (das müsste auch mal wieder gestrichen werden ):

 

 

Das Lackieren dauert ewig lange - blöde Warterei zwischen den vielen Lackiergängen. Und dann dauernd Airbrush ausblasen - zerlegen - reinigen - zusammenbauen... lackieren ist echt nicht meine Lieblingsbeschäftigung. Aber zumindest das Ofenrohr ist schon mal fertig. Jetzt geht's dem Heizbaby an den Kragen - die Entscheidung ist auf "schwarz" gefallen.

[Antias]

Spritzen mit Vallejo Farben würde nur mit warmem Wasser reinigen bedeuten. Weder zerlegen, noch sonst was. Farbe-Wasser-Farbe und so weiter.

 

Matthias

[Guest Jo_S]

"Kinder, essen ist fertig!"

 

Nee, Ofen ist zubereitet. Ach herrje. Wie auch immer: das Ding ist fertig. Frisch aus dem Ofen sozusagen. Texten geht heute nicht, ich zeig einfach mal ein Foto:

 

 

Noch eins:

 

 

Und zum Maßstabsvergleich ein letztes in 1:1-Grösse:

 

 

Jetzt hoffen wir mal, dass der Winter wärmer wird, als der bisherige "Sommer".

 

* * * * * * * * * *

 

EDIT: kleine Anekdote, die sich während der Bauerei zugetragen hat und die ich noch fix loswerden muss.

Thema: Frauen und Modellbau.

 

FRAU (kommt in die Küche und sieht mir längere Zeit über die Schulter): "Der wird ja schön - woraus haste den denn gebaut?"

MANN (in seiner Konzentration gestört): "Polystyrol."

FRAU: "Plastik???"

MANN: "Ja."

FRAU: "Aha." (Pause)

FRAU: "Dann funktioniert der ja garnicht!"

 

Nachdem sich meine Irritation über diese unerwartete Wendung des Gesprächs verflüchtigt hatte und ich wieder klare Gedanken fassen konnte, wollte ich noch schlagfertig kontern, dass das kein Problem sei - der würde hinterher noch mit Schamottesteinen ausgekleidet, so könne man auch funktionsfähige Plastiköfen herstellen... aber da hatte sie die Küche schon wieder verlassen. Und ich hatte was zum Nachdenken.

Edited July 9, 2011 by Jo_S

[Hoppenstedt]

Der Ofen mit der tollen Alterung ist Dir super gelungen!

VG

@Hoppenstedt

[Zwiebelfisch]

- Super!

 

Sage mal - Jo

... hast du schon mal einen Exkurs in Sachen Alterung gemacht?

Wenn ich mir das Ofenrohr so anschaue - solch ein Aussehen oder ähnlich könnte ich demnächst auf nen alten Kahn auch gebrauchen.

Im Paralleluniversum gab es mal einen Bericht über Ölfassalterung mit Salzbrocken usw. Der Bericht ist nur leider wieder weg (oder ich finde ihn nicht mehr...)

 

Kai

[Guest Jo_S]

... hast du schon mal einen Exkurs in Sachen Alterung gemacht?

Nein, habe ich noch nicht... aber bei der verschwundenen und gesuchten Ölfaßalterungsberichtserstattung kann ich dir vermutlich weiter helfen: klick.

Ich glaube, den Bericht habe ich früher schon mal irgendwo bei den Plastikmodellbauern gesehen...

 

Die Zuckersalz-Methode kam bei dem Ofen / -rohr auch zum Einsatz, zusammen mit Pastellkreiden, Staubfarben, Echtrost und Emailfarben.

[Zwiebelfisch]

Genau der wars - Danke - das Fass war tatsächlich bei den Plastikmodellbauern (aber etwas ausführlicher wie mir scheint).

Der Aufwand zum Altern der Teile so wie du das andeutest lässt mich immer daran zweifeln, ob ich die Ruhe und Muße dazu habe...

[Guest Aurigarius]

Große Klasse. Ich glaube die Rubrik Ofenmodellbau hat seinen Guru gefunden.

[Guest Jo_S]

Der Aufwand ... lässt mich immer daran zweifeln...

Das ist, glaube ich, ne reine Einstellungssache: sehe ich das als "Aufwand" oder als "Spass" an? Es ist zwar deutlich zeitaufwändiger als eine normale Lackierung, aber man kann dabei so schön "intuitiv" arbeiten, mit allen Freiheiten. Ein sehr kreativer Arbeitsschritt - für mich der schönste beim ganzen Bauen. Wichtig sind gute Bildvorlagen und genaues Beobachten, wo welche Altersspuren in welcher Form auftauchen, sonst kann das schnell nach hinten losgehen. Und aufhören, bevor er zu viel wird. Dann macht das rumsauen richtig Spass.

 

... Guru ...

Die pasende Frisur wäre zwar vorhanden, aber ansonsten - ich als Guru? Nee du... die Religion willst du nicht kennen.

Da nehmen wir lieber Xoff, der hat bereits ein oranges T-Shirt.

[Zwiebelfisch]

Tja - ein schwieriges Feld - das Lackieren... Ich bin nicht der einzige der sich damit schwer tut, auch der eine oder andere Modellbaukollege bei uns steht damit auf dem Kriegsfuß.

Airbrush fehlt immer noch, allein wenn ich das vom reinigen lese hält es mich vom Kauf ab. Ich habe jetzt mal testweise Spraydosen bei Molotow geordert. Die 152er brauchen ja ne Menge Farbe.

[xoff]

Jo, das ist ja wieder der Oberhammer, was Du wieder gebastelt hast!

 

Allergrösster :respekt:

 

...Da nehmen wir lieber Xoff, der hat bereits ein oranges T-Shirt.   passende Frisur auch... (ist allerdings etwas älter, das Foto...)