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Schiffsmodell.net

Neues aus der Garage: Dean's Bootsbau-Werkstatt in 1:6


Guest Jo_S

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Guest Jo_S

Neulich abends sitze ich mit Dean und einem schleifstaubgewürzten schottischen Whiskey zusammen, um den Projektstand zu diskutieren. Steeringbar, Tanks und Safety throttles sind in Arbeit, der Bootsschlitten will montiert werden, die Atomite braucht noch ein paar innere Werte, zwei weitere Boote sind fertig gezeichnet und beim Außenborder zeichnen sich verschiedene Alternativen zum "warten auf Graupner" ab. Nebenbei etliche Planungen. Soweit so gut - in welcher Reihenfolge sollen die Baustellen jetzt abgearbeitet werden?

 

Kopf kratzen. Da lehnt sich Dean auf seinem Stuhl zurück, schiebt das leere Glas von der Tischkante, verschränkt die Arme und murmelt gähnend: "Lots of stuff, Buddy... I'd really need a damned workshop."

 

Das führte im ersten Moment zu einer gewissen Verwirrung meinerseits. Was redet der Kerl? Zum einen ist mein us-englisch nicht das trainierteste, zum anderen assoziiere ich beim Begriff "workshop" immer gleich ayurvedische Abendkurse im Selbstbefreiungs-Kampfhäkeln oder ähnliche Monstrositäten. Aber weit gefehlt: Dean meint schlicht und einfach eine "Werkstatt". Ich dachte, ich hör' schlecht. Wieso warum weshalb das denn? Die Fragezeichen auf meiner Stirn scheinen aussagekräftig genug zu sein, denn spontan kommt seine Antwort: "Dann können wir den Kram schneller gemeinsam wegarbeiten". Das Argument lasse ich nicht gelten. Bisher hatte ich die meiste Arbeit, während der Kerl sich vorrangig lässig in irgendwelchen Ecken rumgelümmelt hat. "Und außerdem können wir dann die nächsten Boote direkt in der neuen Werkstatt fotografieren... ich bin's leid, die Dinger jedesmal in die Küche zu schleppen." Dieses Argument zieht.

 

Ok. Um den Raum kümmern wir uns später... also, was gehört in eine Bootsbau-Werkstatt? "Eine Hobelbank, ein Regal, irgend 'ne Sitzgelegenheit und ein Werkstattofen, damit das Holz gut trocknet. Und ein Radio... ohne Musik arbeite ich nicht. Kühlschrank wär' auch nicht schlecht, warmes Bier ist nicht gut für's Holz." Klare Rahmenbedingungen. Also los.

 

Ein Blick in das 1955er Schreinerhandbuch zeigt: Hobelbänke - egal ob europäischer oder amerikanischer Herkunft - sehen seit hundert Jahren praktisch identisch aus. Wir einigen uns auf ein großes Modell mit Vorder- und Hinterzange. Darauf lassen sich auch die grössten Spanten bearbeiten:

 

attachment.php?attachmentid=9210&stc=1&d=1305733218

(Quelle: www.ebay.de)

Da Dean's chronische Außenborder-Sammelwut in direktem Zusammenhang mit seiner ebenso chronischen monitären Indisponiertheit steht, kommt nur Eigenbau im Frage. Also fix einen Plan gezeichnet, Abmaße ohne Spannzangen 200 cm B x 60 T x 82 H (333 x 100 x 137 mm):

 

EDIT: Bild aus gegebenem Anlass gelöscht!

Kein Futter für die Aasgeier!

 

Als nächstes wird Holz gekauft. 10x10mm Stiele und Füße, Queraussteifung 20x5, alle Verbindungen verzapft. Das bringt satt Verwindungssteifigkeit und Stabilität:

 

attachment.php?attachmentid=9212&stc=1&d=1305733218

 

Die Tischplatte besteht aus verleimten 20x5mm Leisten, die auf einen 10x10 Rahmen aufgeleimt werden. Drei verschiedene Beiztöne (vorbeizen mit hellgrau, im halbfeuchten Zustand dünn überlasiert mit Teak dunkel, Akzente mit Eiche hell) sorgen für eine verwittert aussehende Grundfarbe:

 

attachment.php?attachmentid=9213&stc=1&d=1305733218

 

Die Vorderzange wird aus 3 Schichten 5x15mm verleimt - hier erstmal provisorisch zusammen gelegt. In der oberen Leiste sind schon mal die Öffnungen für die Bankhaken ausgesägt, die werden erst nach dem Verleimen in die unteren Leisten übertragen. Hinten ist eine Wanne für Hobelspäne und Werkzeug:

 

attachment.php?attachmentid=9214&stc=1&d=1305733218

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Guest Jo_S

Der Bankhakenhalter wird zur weiteren Bearbeitung erstmalauf die Seite gelegt, die restlichen Teile zur Kontrolle der Maße provisorisch zusammen gesteckt:

 

attachment.php?attachmentid=9215&stc=1&d=1305734750

 

Als nächstes ist die Mechanik der Vorderzange dran. Der Beschlag in der Spannbacke besteht aus einer gekürzten M4-Gewindehülse und einem Teil aus 2mm MS:

 

attachment.php?attachmentid=9216&stc=1&d=1305734750

 

Der Zangenschlüssel hat erstmal für einige Fragezeichen gesorgt, war dann aber doch ganz einfach. 2 MS-Röhrchen 5mm (innen 4,05) wurden T-förmig verlötet und danach ein Stück M4-Gewindestange mit Loctite eingeklebt (das eingeschobene 4mm-MS-Rohr dient nur zur Kontrolle der Rechtwinkligkeit):

 

attachment.php?attachmentid=9217&stc=1&d=1305734750

 

Die Vorderzangen-Mechanik ist fertig. Die MS-Teile sind brüniert, Hinten auf der Gewindestange ist ein Stellring aufgeschoben, mit dem sich das Zangenspiel nach dem Einbau feinjustieren lässt:

 

attachment.php?attachmentid=9218&stc=1&d=1305734750

 

Für den Stellring muss der Rahme der Tischplatte eine Ausfräsung erhalten (also hinter dem Bankhakenhalter, der im nächsten Foto weggelassen ist):

 

attachment.php?attachmentid=9219&stc=1&d=1305734750

 

Für zusätzliche Ablagefläche unter der Tischplatte sorgen ein paar alte Bretter. Dreifarbig gebeizt, mit Feilen, Messern, Skalpell und Drahtbürste malträtiert und danach mit weicher Flamme abgeflämmt. Das harte Blitzlicht verfälscht seltsamerweise, die sehen in Natura viel rauher aus... muss ich nochmal tagsüber fotografieren. Die Köpfe der Nägel wurden vor dem Einschlagen blank geschliffen und mit Säure behandelt... Sekunden später fingen sie herrlich an zu rosten. :D

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Edited by Jo_S
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Guest Jo_S

Zum Schluss noch ein Tageslichtfoto von den mißhandelten Brettern - so muss hinterher die ganze Hobelbank aussehen:

 

attachment.php?attachmentid=9221&stc=1&d=1305737181

 

Alles proviorisch zusammen stecken, dann probiert Dean schnell mal, ob die Vorderzange auch leicht genug läuft:

 

attachment.php?attachmentid=9220&stc=1&d=1305735616

 

Funktioniert. Jetzt kann der ganze Kram verleimt werden, erst danach wird patiniert...

 

... und bevor jetzt die Frage aufkommt, was denn da unter Dean's Hintern klemmt: erinnert mich bloss nicht dran! Elende Diskussion, aus der ich niederlagereich hervorgegangen bin. Aber das ist ein anderes Thema.

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Edited by Jo_S
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Jo, Du bist ja verrückt!

 

Statt an Deinem Boot zu bauen (oder uns den Fortschritt zu zeigen) erstellst Du zusammen mit Dean einen schlicht unglaublich schönen und perfekt gezimmerten Hobelbank...ich staune nur noch! :o

 

...wie stellst Du all die kleinen Löcher und Aussparungen her? mit einer Fräse?

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Guest VollNormal

So'n Ding hatte ich mal als Original im Keller stehen, das hatte zuvor etliche Jahrzehnte in einem Industriebetrieb gedient und die entsprechende Patina.

 

Leider konnte ich das bei einem Umzug nicht mitnehmen und musste mich davon trennen. Irgendwie trauere ich dem Teil heute noch nach - zum Werken ist so eine Hobelbank einfach genial!

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Guest Jo_S
Irgendwie trauere ich dem Teil heute noch nach - zum Werken ist so eine Hobelbank einfach genial!

Ja, ich finde die auch einfach sexy... leider habe ich nie eine besessen. Hast du nicht noch zufällig ein Foto von deiner "Ex", zwecks Patiniervorlage?

 

Statt an Deinem Boot zu bauen erstellst Du...

Also, ich muss gestehen: mir ist es (fast) völlig egal, woran ich rumbaue... Hauptsache rumbauen. :lol:

 

...wie stellst Du all die kleinen Löcher und Aussparungen her? mit einer Fräse?

Nein, das ist purer Low-Tech-Modellbau, mit Kinderwerkzeug an Anjas Küchentisch zusammen gezimmert. Die Schlitze sind alle mit meiner "Handfräse" gesägt:

 

attachment.php?attachmentid=9228&stc=1&d=1305817479

 

Das zweitwichtigste Werkzeug sind Schleifklötze, die bringen erst die richtige Orthogonalität. Lediglich für die Stellring-Aussparung und das Verputzen der Lötstellen habe ich die kleine Bohrmaschinen-Proxxon gebraucht. Ach, und für die Führungslöcher der Spannzangen, klar. Ich habe zu Hause zwar eine komplette Werkstatt, mit der das Ganze in der halben Zeit ginge - aber dafür müsste ich jedesmal 8km fahren. :mrgreen:

 

Gute Maschinen sind was Feines, keine Frage. Aber mittlerweile habe ich immer öfter Spass daran, solche Geschichten wieder rein manuell zu machen.

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Guest Jo_S

"Irgend eine Sitzgelegenheit" steht noch auf der Workshop-To-Do-Liste. Da die Natur mich mit einer gewissen pragmatischen Faulheit gesegnet hat (ich nenne das "Lösungsorientiertheit"), habe ich da auch gleich eine schnelle Lösung gefunden: klick... und fertig ist der Stuhl.

 

Tja. Da hatte ich leider die Rechnung ohne Dean gemacht. "10 Bucks... bist du wahnsinnig? Da hole ich lieber irgend einen alten Schemel vom Dachboden! Das Geld können wir besser in eine Quicksilver und ein dickes Röhrenradio investieren."

 

Zum besseren Verständnis dieser Aufregung muss erwähnt werden, dass 10€ (inflationsbereinigt) Mitte der 50er Jahre dem Gegenwert eines Mercury 20H entsprechen. Also: no deal. Aber bei den Worten "irgend ein alter Schemel" klingelt etwas in meinem Kopf: so etwas in der Art steht doch bei mir am Schreibtisch. Also fix ins Nebenimmer, ausmessen, aufzeichnen:

 

EDIT: Bild aus gegebenem Anlass gelöscht!

Kein Futter für die Aasgeier!

 

Vom Bau der Hobelbank liegt hier noch eine 30x5mm Leiste rum, daraus werden die 4 Beine und der vierteilige Rahmen der Sitzfläche ausgesägt. Die vordere Querstrebe ist eine 3x5-Leiste, die sechs seitlichen / hinteren Querstreben sind aus 4mm Buchenrundholz (einfach in die Handbohrmaschne eingespannt und gedrechselt). Für die gebogenen Rücklehnen werden drei Lagen 0,6er FSH zu einer ausgerundeten Platte formverleimt (ein Marmeladenglas hatte den passenden Durchmesser). Erst nachdem dieses Sandwich getrocknet ist, werden die drei Lehnenteile ausgesägt. Die Sitzfläche selber besteht aus 1mm FSH.

 

Alle Teile werden wieder miteinander verzapft. Und dann kommt das dicke Problem: nirgends ein rechter Winkel. Wie soll man jetzt diese 19 Holzteile so ausrichten, dass daraus ein ebener, nicht kippelnder Stuhl entsteht? Alles verschiebt sich gegeneinander, keinerlei Fix- / Bezugspunkte. Irgendwie bekomme ich plötzlich massive Hochachtung vor den alten Möbeltischlern, die sowas jeden Tag gemacht haben... mir war nicht bewusst, wie komplex so ein simpler Stuhl ist. Nach einem kläglich gescheiterten Steckversuch kommt die Erkenntnis: ohne Lehre gibt das nix. Also lieber schnell aus Abfällen eine primitive Haltevorrichtung zusammengeklebt, die die Stuhlbeine in allen drei Raumachsen im richtigen Winkel fixiert. Damit kann der Rahmen dann auch verzugsfrei verleimt werden:

 

attachment.php?attachmentid=9230&stc=1&d=1305818735

 

Durch die Verzapfungen geht der Rest dann ziemlich zügig. Aber irgendwie gefiel mir das Ergebnis noch nicht richtig: das sah trotz gutem Beizton alles noch zu "neu" aus. Mit schnödem Schleifpapier werden erstmal ein paar gezielte Scheuerspuren hinterlassen. Nach kritischer Begutachtung des Nebenzimmer-Originals durfte dann eine Nadelfeile Holzwurm spielen. In die Vertiefungen lasse ich dunkelgraue Beize laufen, die an der Oberfläche direkt wieder abgewischt wird - das bringt den gewünschten Kontrast in die Löcher.

 

Glücklicherweise haben wir vorgestern gegrillt (und den Grill danach natürlich nicht sauber gemacht). Ein Stück schwarze Holzkohle und ein bisschen hellgraue Asche, einmal tief Luft holen... und dann wird auf dem Stuhl richtig massiv rumgesaut. (Die innere Überwindung, das jungfräuliche Stück Modellbaukunst vorsätzlich mit solchen Mitteln zu mißhandeln, ist jedesmal der schwierigste Part solcher Übungen). Zum Schluß wird das Ganze noch mit Ballistol (Waffenöl) versiegelt - und fertig ist die Laube. Jetzt sieht er auch nicht mehr so sehr nach Neuware aus (Abbildung = ca. Originalgröße):

 

attachment.php?attachmentid=9231&stc=1&d=1305818735

 

(Randbemerkung: Fotos sind irgendwie "unbestechlicher" als das Auge: erst auf den Fotos habe ich gesehen, dass die Nagelköpfe noch brüniert werden müssten, um authentisch zu wirken.)

 

Aber Dean hat seinen Spass: das Radio-Budget ist gerettet, er hat eine bequemere Alternative zum Kneeling Board gefunden und deklariert das Möbel sofort zu seinem zentralen Studienplatz für die nächsten Ausgaben der "Boatsport":

 

attachment.php?attachmentid=9232&stc=1&d=1305818735

 

Nur: ich habe jetzt ein Problem. Wie kriege ich den Kerl jetzt wieder in die Senkrechte? Hier wartet nämlich noch ne Menge Arbeit...

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Edited by Jo_S
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Guest VollNormal
Hast du nicht noch zufällig ein Foto von deiner "Ex", zwecks Patiniervorlage?

Leider nicht, das Ding war reines Arbeitsmittel und hatte nicht im Mindesten etwas von Fetisch an sich => keine Fotos ... :nixweiss:

 

Nach der Zeit bei mir war die Optik aber eher einheitlich ölig schwarz, wurde sie doch im Wesentlichen für das Instandsetzen diverser Moppet- und Autoteile rekrutiert.

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Guest tschakaa

Oh - der Herr baut jetzt Puppenhäuser :mrgreen:

 

Sieht richtig klasse aus - es fehlt auf der Werkbank jetzt eigentlich ein 1:31,2 Modell der Atomite mit Fahrerfigur in 1:36 - oder baut Dean ein Original? :that:

 

Als Radio würde das Gerät der Waltons gut passen - dürfte zum dargestellten Zeitpunkt ca. 20 bis 25 Jahre alt gewesen sein. Bei Deans notorischer Geldnot stellt er sich bestimmt kein flammneues Fifties-Röhrenradio in die Werkstatt.

 

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Quelle: www.radiomuseum.org

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Guest Jo_S
Oh - der Herr baut jetzt Puppenhäuser :mrgreen:

Kurz und prägnant auf den Punkt gebracht - genau so sieht's aus! :D

Das Lustige dabei ist: ich habe fest damit gerechnet, dass die anwesenden Vollpubi-Jungs das Ganze hochnotpeinlich finden werden... und die sind Feuer und Flamme ("Was macht die Werkstatt - biste schon weiter?"). Und ausgerechnet Töchterchen, die ansonsten voll auf Barbiekram steht, findet das voll langweilig. Soviel zum Thema "geschlechtsspezifische Erziehung". :lovl:

 

... oder baut Dean ein Original? :that:
Ja logo! Genau darum geht's: die in Bau befindlichen Modelle in einer authentischen 1:1-Umgebung zu fotografieren. Kulissenschieberei.

 

Als Radio würde das Gerät der Waltons gut passen...
An sowas in der Art hab ich auch gedacht... sieht klasse aus. Und das damalige Radioprogramm würde ich auch gern gegen das heutige austauschen. Naja, vielleicht auch 'n paar Jahre später ... :mrgreen:

 

EDIT: ich sehe gerade... das Waltons-Radio war ja ein Riesenkasten! 43 x 61cm - das ist knapp so groß wie ein Werkstattofen!!!

Edited by Jo_S
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Zwiebelfisch

:that: Super schauts aus.

Sehr schön zu sehen, das auch andere sich immer wieder von Nebenschauplätzen ablenken lassen, das beruhigt mich ungemein. ;)

Das bringt uns zwar gerade nicht weiter bei den Booten, aber der Spaß an der Sache ist wichtig.

Wenn ich das so betrachte, fühle ich mich wieder wie so ein richtiger Grobmotoriker...

Kai

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Guest Jo_S
Das bringt uns zwar gerade nicht weiter bei den Booten, aber der Spaß an der Sache ist wichtig.

Das 152VO-Thema ist für mich so eine Art universelles Allround-Happening... Boote, Motoren, Nachkriegsära, B.B. King / Elvis / James Dean / Marlon Brando, antiautoritäre Jugendidole, Monsterfilme, Geruchskino, Hot Rods, Garagengroove... je mehr ich mich damit beschäftigt habe, desto spassiger wird's. Und bietet damit immer neue sinnbefreite Beschäftigungsfelder. :D

Das finde ich einfach... gut!

 

... das auch andere sich immer wieder von Nebenschauplätzen ablenken lassen, das beruhigt mich ungemein

Aber hallo - und wie! Das ist die Würze bei der Sache. Du bist nicht allein! :mrgreen:

 

... fühle ich mich wieder wie so ein richtiger Grobmotoriker...

Tiefstapler! Die Jinx ist super!

Edited by Jo_S
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  • 4 weeks later...

Egal, ob zu Wasser, in der Luft oder auf dem Land: Motorsport bleibt Motorsport. Über Pfingsten waren wir bei einem

und haben erst mal intensiv den lang vermissten Duft frisch verbrannten Methanols geschnuppert. Sehr gut. 2-Takter haben was... auch wenn die Evinrudes, Johnsons, Mercurys und Eltos nicht ganz so hoch gedreht haben.

 

Den Rest des Pfingstwochenendes widmen wir dann wieder dem Thema "Wasser", besser gesagt "Boating Workshop". Die Hobelbank ist fertig. Allerdings hatte die Mechanik der Vorderzange noch für einige Probleme gesorgt: Holzdübel in Holzlöchern garantieren einfach keine saubere Führung. Beim Beizen und ölen quillt das Holz minimal auf und plötzlich klemmt alles. Darum wurden alle führenden Holzteile kurzerhand verschrottet und gegen Metallrundstäbe getauscht, die nun in brünierten MS-Röhrchen geführt werden. Jetzt läuft alles wunderbar sauber:

 

attachment.php?attachmentid=9426&stc=1&d=1308150811

 

Auch die Hinterzange ist fertig. Die (im Grunde ziemlich triviale) Mechanik war ein wenig kniffelig, weil sie komplett verdeckt liegt - man kommt nirgendswo dran. Aber egal, letztlich hat's geklappt. Und die beiden Zangen liefern witzigerweise ganz gehörig Druck - damit kann man arbeiten. Nur die Schublade liegt noch sinnlos auf der Ablage rum. Da fehlt noch eine Führung unter der Tischplatte:

 

attachment.php?attachmentid=9427&stc=1&d=1308150811

 

Auf dem Tisch lassen sich Teile bis 33 cm (sprich: 198 cm) spannen. Groß genug für die grössten Spanten, selbst ein Class DU/DSH-Racer lässt sich damit bauen. Die Hinterzange maximal geöffnet:

 

attachment.php?attachmentid=9428&stc=1&d=1308150811

 

Was fehlt noch? Werkzeug!

Bisher ist nur ein Schraubenzieher, eine kleine Handstichsäge und eine Dose Bier vorhanden - damit lässt sich zwar einiges anstellen, aber kein Boot bauen. Vernünftige Sägen und Schraubzwingen müssen her!

 

Mein argumentativer Versuch, Dean den Vorteil von Parallelzwingen nahezubringen, ist schnell gescheitert: amerikanische Doppelzwingen sollen es sein. Na gut. Nachdem ich mir die Dinger dann mal etwas genauer angesehen habe, muss ich zugeben: sie haben Vorteile. Stabiler als unsere deutschen Parallelzwingen - und sie können schräg spannen. Irgendwie ist plötzlich noch ein Hammer dazu gekommen (was will der Kerl damit, solange er noch nicht mal Stemmeisen hat???)... und in einem ungeahnten Anfall plötzlicher Ordnungswut baut Dean schnell noch einen Werkzeugkasten. Der wird nach drei Wochen Einsatz auch nicht mehr so jungfräulich aussehen:

 

attachment.php?attachmentid=9429&stc=1&d=1308150811

 

Im Foto oben ist die Vorderzange maximal geöffnet. Die Anschaffung der Zwingen hat sich rentiert - auch im praktischen Einsatz bewähren sich diese komischen amerikanischen "Hand screw clamps" ganz gut:

 

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Das ist kein einfacher Modellbau mehr. Das ist Kunst! :respekt:

Oder ist Modellbau immer auch Kunst? - Jetzt wird es philosophisch.

 

Wo soll das noch hinführen?

Ich freue mich schon auf den ersten abendfüllenden 152VO Trickfilm in Stop-Motion Technik mit Dean in der Hauptrolle...

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Während wir eine Pause einlegen und ich im "Boat Builder's Handbook" rumblättere, sagt Dean: "Buddy, wir brauchen 'ne Rahmensäge." Und als ich irritiert aufblicke, ergänzt er: "Helling bauen, Stringer kürzen... willst du das etwa alles mit dieser Kinderstichsäge machen?"

Er schiebt mir einen aufgeschlagenen Werkzeugkatalog rüber: "Die da. Einundzwanzig Zoll, die ist gut":

 

attachment.php?attachmentid=9434&stc=1&d=1308152510

(Quelle: ebay.com)

 

Kurze Zeit später ist die Werkstatt um eine Säge-für's-Grobe bereichert, mit einem Rahmen aus stabiler Buche und gedrechselten "Eichen"-griffen. (Rahmen aus 5x15mm Buchenleiste ausgesägt, Kanten mit der Proxxon + Rundschleifkörper ausgerundet. Sägeblatt: original Laubsägeblatt, auf 75mm gekürzt. Griffe aus 5mm Buchenrundstab, ins Bohrfutter eingespannt und mit Feilen / Schleifpapier in Form gebracht, gebeizt und geölt. Spannfaden in Tee gefärbt, geölt, abstehende Fasern abgeflämmt):

 

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Und nachdem Dean das Sägeblatt eingelegt und gespannt hat, beschliessen wir, das es jetzt Zeit für ein Steak und ein paar Dosen Bud ist. Genug getan für heute.

 

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Auf dem Weg zur Bar haben wir in einem Garagenverkauf zufällig noch zwei Zinkwannen gefunden und kurzerhand mitgenommen. Prima Behältnis für Holzreste. Denn der Werkstattofen ist schon geordert.

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Edited by Jo_S
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Das ist kein einfacher Modellbau mehr. Das ist Kunst! :respekt:

Oder ist Modellbau immer auch Kunst? - Jetzt wird es philosophisch.

Freut mich, wenn es dir / euch Spass macht! Nein, keine Kunst... das ist ja letztlich nur reine Reproduktion, keine "schöpferische" Eigenleistung.

 

Was ich allerdings gerne mache: im Vorfeld möglichst viele verschiedene Originalfotos anschauen. Nicht nur Form und Farbe, sondern auch Struktur / Textur, Glanzgrad, Abnutzungserscheinungen, etc.

 

Und was auch super funktioniert: nach dem Bau hochauflösende Modellfotos machen, mit Originalfoto vergleichen, Unterschiede ausmachen, optimieren. Da sieht man plötzlich Dinge, die man "in natura" nicht wahrnimmt. Das Auge ist ziemlich genügsam bzw. bei der Betrachtung des Modells sehr subjektiv. Die Kamera ist viel kritischer. Dadurch ist sie für mich ein sehr hilfreiches "Werkzeug", um im Lauf der Zeit immer näher ans Original zu kommen.

 

Ich freue mich schon auf den ersten abendfüllenden 152VO Trickfilm in Stop-Motion Technik mit Dean in der Hauptrolle...

Mensch Steffen... bring' mich bloss nicht auf blöde Ideen... :lovl:

Edited by Jo_S
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Absoluter Knaller.

 

Sind die Zwingen selber gebaut? Hab darüber keine Beschreibung gefunden, oder nur überlesen?

 

So einen Film gibt es in einem anderen Forum auch. Also stell Dich nicht so an und präsentiere uns mal was. :mrgreen:

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Jo, ich bin baff!

 

Nach dem ersten Betrachten wagte ich es schon gar nicht, etwas zu schreiben...jetzt kann ich einfach nur schreiben, dass mir die Worte fehlen!

 

Da stimmt einfach alles und sieht verblüffend nach Original aus...:o...fehlt eigentlich nur noch Dean...wo ist der eigentlich?

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bjorn060895

Hallo Jo,

jetzt lese ich diesen Thread zum ersten Mal, und ich bin wirklich begeistert!! :sabber:

Das ist doch erstklassige Modellbau. Alles schaut wunderbar aus, und es funktioniert auch noch!! Mir fehlen jetzt eigentlich einfach die Worte dazu...:respekt:

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Guest VollNormal
und es funktioniert auch noch!

Das ist das, was mich daran begeistert. Und das ist auch, was ich persönlich unter "scale" verstehe - nicht nur die Optik, sondern auch (und vor allem) die Funktion abzubilden.

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Guest tschakaa

Um es mit H. Rosenthals Worte zu sagen: "Das ist spitze!"

 

Bin auch für den Film in Stop-Motion.

Aber bitte nicht in Farbe sondern in Sepia. :that:

 

1. Teil -> Dean baut die Switzerland Bullet :mrgreen:

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Zwiebelfisch

:respekt:

 

Und hinterher stellt sich raus - alles echt!

Irgendwo habe ich gelesen das so'n Typ im Forum leidlich mit Photoshop umgehen kann und Bilder gefaked hat. :mrgreen:

 

Nee schaut Klasse aus - mir fallen auch bald keine Superlativen mehr ein.

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Sind die Zwingen selber gebaut? Hab darüber keine Beschreibung gefunden...

Backen aus 7x5mm Kiefer (5x5 und 2x5 verleimt) - das war ein Schnellschuß, mittlerweile würde ich Buche nehmen. Griffe aus 5mm Buchenrundstab gedrechselt, Gewindestangen M2,5... und die Gelenke sind Messingnieten. Eine 2mm Hohlniet von der einen Seite eingeschoben und von der Gegenseite eine 1,2mm Niet rein. Backen mit Clou Nußbaum gebeizt, Griffe mit Eiche hell.

 

Apropos "Eiche hell": sieht auf Buche grandios aus, auf Kiefer dagegen gnadenlos beschissen (ganz fieses orange)! Interessant, wie unterschiedlich Beizen auf verschiedenen Hölzern wirken.

 

...fehlt eigentlich nur noch Dean...wo ist der eigentlich?

 

Du, das frag' ich mich auch!!! Äusserst seltsam!

 

Heute morgen hat er irgendwelche Pläne gezeichnet, danach sitzt er 10 Minuten reglos und tief sinnierend an der Werkbank (ich wollte ihn schon anstupsen, um zu testen, ob da noch Leben drin ist)...

 

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... dann spingt er plötzlich auf, schnappt sich den dicksten Hammer, kloppt ein Riesenloch in die Küchenwand, kippt zwei Bud, rennt rüber ins Holzlager, sucht dicke Balken raus und beginnt, die Dinger zu zerlegen, als ob es um sein Leben ginge (man achte auf den fanatischen Gesichtsausdruck!)...

 

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Und jetzt sitzt er wieder schweigend da und ist nicht ansprechbar. Seit ner Viertelstunde starrt er auf den Fußboden und murmelt irgendwas in der Art von "Hmmm... red or white bricks?" ...

 

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... keine Ahnung, was das bedeuten soll. Irgendwie hab' ich ein ungutes Gefühl bei der Sache.

 

1. Teil -> Dean baut die Switzerland Bullet

Du Täter! SwitzerCRAFT! Das ist Blasphemie!

Die Rehabilitation kostet dich drei Gallonen 2-Takt-Budweiser!

 

Switzerland. Nee also... weisste... wer hat's erfunden? Die bauen Ricola und Boesch- und Pedrazzini-Daycruiser, aber keine Outboard Racer. Tss.

 

Ach, übrigens: jetzt fällt's mir wieder ein... Switzercraft Bullet, das waren die Pläne, die Dean heute morgen gezeichnet hat! :mrgreen:

 

EDIT: Bild aus gegebenem Anlass gelöscht!

Kein Futter für die Aasgeier!

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Edited by Jo_S
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Nur ein Mini-Update: diese Werkzeugkiste (1,0 / 1,5 / 2,5 mm Ahorn, Tragegriff 5mm Kiefer), hatte mit ihrer billigneuen OBI-IKEA-Optik noch etwas rumgenervt. Und wurde kurzerhand verunstaltet. Wobei ich gestehen muss, dass a) das Detaillieren und b) das anschliessende Mißhandeln neuer Modelle zu meinen ultimativen Lieblingsbeschäftigungen gehört.

 

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Spannend dabei finde ich immer wieder, den richtigen Punkt zu erwischen: erst werden die Dinger von Mißhandlung zu Mißhandlung immer besser, aber urplötzlich kippen sie zu "mißraten". Dann sieht es nur noch trashig aus. Darum höre ich lieber zu früh als zu spät auf.

 

So, auf dem Programm steht jetzt noch ein olles Regal plus Radio, ein Werkzeug-Wandbord und ein Werkstattofen - aber welcher? Zur Auswahl stehen die beiden Modelle "Archaik pur" und "Empire State" (aber in ner anderen Farbe):

 

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(Bildquelle: http://www.stovefinders.com/)

 

Beides Werkstattöfen, beide aus den 30er / 40er Jahren, allerdings französische. Die Amis haben meist schlichte runde Fässer oder eckige Kisten als Werkstattofen, die aber m.E. nicht so toll aussehen. Was meint ihr?

 

Ich sag' euch mal gerade, worum's mir geht: vordergründig will ich eine Werkstattkulisse als authentischen Hintergrund für weitere Baufotos / Bauanleitungen, etc. haben. Also so ein alter Ziegelbau mit Industrie-Sprossenfenstern, Zementboden und Schreinereinrichtung. Irgendwie sowas. Mittelfristig schwebt mir für die 152VO-Webseite so etwas wie "Dean's Werkstatt-Blog" vor, Arbeitstitel "Neues aus der Garage". Da kann Dean aus seinem 50er-Jahre-Alltag plaudern, von Rennen berichten, AB-Modifikationen vorstellen, was-weiss-ich. Und dafür soll seine Werkstatt ebenfalls herhalten.

 

Und darum seid ihr gefragt: wie soll die aussehen? Rote Backsteine, weiße Kalksteine? Evinrude-Poster und/oder PinUps an den Wänden? Ein ausgebauter 1948er Ford V8 "Flathead"-Motor in der Ecke? Ne Mobiloil-Wanduhr und ein Champion-Thermometer an der Wand? Oder ein Mercury-Neon-Schriftzug, der letzte Schrei der 50er? Vielleicht ne olle Bandsäge (ich hab ne tolle gesehen, ist allerdings ziemlich frickelig): klick.

 

Wie sieht für euch der ultimative 50er-Outboard-Workshop aus? In welchen Wänden soll Dean leben? Und wie lebt er, was ist das für ein Typ? Jeder Vorschlag (am liebsten mit Foto!) wird Dean zur wohlwollenden Begutachtung vorgelegt und sorgfältig in Bier gewälzt.

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Edited by Jo_S
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