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Schiffsmodell.net

Polar Expeditionschiff Admiral Tegetthoff 1872


Guest schifferlbauer

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Guest schifferlbauer

Für die ORF Dokumentation über die einzige österreichische Polar Expetition 1872-1874, bei der Franz Josef Land entdeckt wurde, benötigte der Regisseur ein Modell des Expeditionschiffes " Admiral Tegetthoff ".

 

Das Problem beim Bau dieses Modells war, dass das Modell alle Situationen des original Schiffes nachstellen musste. Voll besegelt in offenem Wasser. Mit geborgenen Segeln, zwischen den Eisschollen und letztlich die komplette eineisung des Schiffes. Erschwerend war auch die extrem kurze Bauzeit von neun Monaten, in der das Modell fertiggestellt sein musste. Hinzu kam, dass das Modell nach den Dreharbeiten in einem österreichischen Museum seinen Platz bekommen sollte und daher auch in Museumsqualität gebaut sein musste.

 

Der Admiral Tegetthoff wurde 1872 als Polar Expeditionschiff in Bremerhaven in der Werft von Tecklenborg gebaut.

 

Mit einem Foto des Originalschiffes und dem Werftplan, verkleinert auf den Maßstab 1:20 gelang es den Wiener Modellbauern Rudolf Ermer, Adolf Achtsnit und Willibald Meischl, der die Leitung und Verantwortung für den Bau übernahm, das Modell allen Anforderungen gerecht zu bauen.

 

Jetzt befindet sich das Modell im Naturhistorischen Museum in Wien.

 

Um den Anforderungen der Eispressungen, beim Vereisen des Modells gerecht zu werden, wählte Willibald Meischl die Schichtbauweise.

 

Die folgenden Fotos von Willibald Meischl sollen den Bau dieses Modells dokumentieren und die Fotos von den Dreharbeiten, die außergewöhnlichen Belastungen, denen das Modell ausgesetzt war.

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Guest schifferlbauer

Hallo für alle Interessierten.

 

Da das Originalschiff nach Angaben von Carl Weyprecht für die Reise in die Arktis gebaut wurde, hatte es eine Verstärkung am Bug, eine sogenannte Eisscherung. Diese war allerdings nicht am Plan ersichtlich, sondern nur am Foto es Originalschiffes. Ebenfalls hatte das Schiff eine hebbare mit Dampf betriebene Schiffsschraube um in engen Gewässern ohne Segel Fahrt zu machen.

Um interssierten Modellbauern die Möglichkeit zu geben, das Modell nachzubauen, möchte ich weitere Bilder vom Bau zeigen. Der Plan des Admiral Tegetthoff befindet sich im österreichischen Kriegsarchiv.

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Guest schifferlbauer

Bevor ich auf den Bau selbst zu sprechen komme, ist es notwendig einige Fakten zu erklären.

Das Modell sollte im Maßstab 1:20 gebaut werden. Da der Rumpf des original Schiffes 36 Meter lang und 7 Meter breit war, kommt man auf die beachtliche Länge von 1,8 Meter für das Modell. Rechnet man die Länge von Bugspriet und Klüverbaum dazu, hat man ein Modell das annähernd 2,5 Meter lang ist.

Die festgesetzte Bauzeit für das Modell, betrug genau neun Monate.

Das Modell musste so gebaut sein, dass es beim Einfrieren im Eiskanal bis zu -50 Grad Celsius aushalten konnte und beim anschließenden Auftauen keine Schäden hatte, da es, nachdem die Dokumentation über die Entdeckung von Franz- Josef Land vom ORF ausgestrahlt war, in ein Museum kommen sollte. Das das Modell tatsächlich in Museumsqualität gebaut werden musste, ist wohl selbstverständlich.

Dass ein Modellbauer allein ein so großes Modell unter den gegebenen Umständen nicht bauen konnte, ist klar und es kostete mich viel Überzeugungskraft Adolf Achtsnit und Rudi Ermer für den Bau zu überreden.

Da wir alle drei berufstätig waren konnte das Modell nur in unserer Freizeit gebaut werden. Der ORF stellte uns einen Platz für den Bau des Modells in der Aufbauhalle, der Ort wo die Kulissen entstehen, mit einem kleinen Wasserbecken, zur Verfügung und ich erlangte die Berechtigung, dass wir jederzeit Zugang zu unserem Arbeitsplatz hatten. Außerdem wurde vereinbart, dass uns die Tischler die Planken schneiden, damit wir sie rechtzeitig einwässern konnten, wenn sie benötigt wurden.

Zwei Faktoren mussten noch bevor wir beginnen konnten geklärt werden. Erstens: Welches Holz wir für den Bau verwenden.

Wir entschieden uns die Rumpfschale in sieben Schichten bis zum Hauptdeck in Kiefer herzustellen. Der Kiel, die Steven, die Beplankung, sowie Masten, Rahen und Aufbauten sollten aus Ahornholz angefertigt werden, da es ein sehr ruhiges Holz ist und sich bei unterschiedlichen Temperaturen und Luftfeuchtigkeiten nicht mehr verwindet.

Zweitens: Wir mussten alle drei gleichzeitig mit dem Bau beginnen um das Modell rechtzeitig fertigstellen zu können. Es war also notwendig die Arbeiten aufzuteilen. Da einer für die Koordination der verschiedenen Arbeitsgänge, die rechtzeitige Fertigstellung und die Qualität des Modells, die Verantwortung übernehmen musste, wurde mir die Bauleitung übertragen. Wir hatten beschlossen, dass Rudie Ermer den Bau der Decks und der Aufbauten übernimmt. Adolf Achtsnit den Bau der Masten und Rahen und ich den Bau der Rumpfschale und das beplanken. Adolf sollte mir nach beendigung seiner Arbeiten, beim Beplanken helfen.

Nach den von mir durchgeführten Berechnungen, kauften Adolf und ich die notwendige Holzmenge und wir konnten mit dem Bau beginnen.

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Guest schifferlbauer

Hallo,

hier sind weitere Angaben zum Bau.

 

Nachdem die Kieferbretter der einzelnen Rumpfschichten, die bis auf die Ebene des Hauptdecks reichten, zusammengeleimt waren, wurden sie von mir mit dem Bandschleifer in die Rumpfform geschliffen. Das maßgenaue schleifen erfolgte dann mit der Hand und wurde mit Spantschablonen kontrolliert. Für das Schanzkleid am Bug und Heck wurden von mir Auflanger einsetzt. Danach folgte das Beplanken. Bei einer Plankendicke von drei Millimetern mussten die Planken im Bugbreich nach innen und im Heckbereich nach aussen hin verjüngt werden, um die Planken dicht zu bekommen und größere Spalten zu vermeiden. Das war sehr wichtig, damit nach der Eineisung des Modells beim Auftauen keine Planken beschädigt wurden. Adolf hatte die Mastfüße eingesetzt und Rudi hatte zu hause seine Decks angefertigt, sodass wir das Modell ins Wasser geben konnten, um festzustellen wieviel Gewicht wir brauchen, um das Modell auf die Wasserlinie zu setzen. Wir benötigten dreißig Kilogramm Blei, die als Barren im Rumpf um den Großmast verteilt wurden. Beim Hauptdeck des Admiral Tegetthoff ist eine wichtige Eigenart zu erwähnen. Das Deck hatte im Bugbereich eine starke Krümmung nach unten um den Winkel der Ankerkette zu vergrößern.

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Guest schifferlbauer

Hallo,

der Bau geht weiter

 

Nachdem das Modell auf die Schwimmwasserlinie abgesengt wurde, konnte die Beplankung am Schanzkleid außen vollendet werden. Danach wurde das Ankerspill voll funktionsfähig eingebaut. Am Pallpfosten des Spills waren mittels Verzapfungen, Bugspriet und Ankerdavits befestigt. Nun konnten auch Betting, Skylights, Deckhäuser, der umklappbare Schornstein

und die hebbare Schiffsschraube eingebaut werden. Das Heben und Senken der Schiffsschraube erfolgte laut den Angaben von Carl Weyprecht mittels des Steuerrades. Bei diesem Vorgang wurde das Ruder von Hand aus mit Taljen bewegt. Die Funktion des Schraubenaufzugs benötigte eine eigene Mechanik, die leider nirgends beschrieben war und so mussten wir uns Gedanken machen wie das funktionieren könnte. Der Schlüssel war eine Vorgelegewelle mit aufschiebbarem Zahnrad und einer Fixiereinstellung.

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Guest schifferlbauer

Hallo

Nach den Arbeiten am Rumpf begann das Auftakeln.

 

Masten, Stengen, Marsen und Salinge waren von Adolf fertiggestellt worden, ebenso die Rahen und Gaffeln und alle notwendigen Blöcke waren montiert.

Nun folgte das Anfertigen des Tauwerks. Begonnen wurde mit den Tauen des stehendes Gutes. Das erste Problem das zu bewältigen war, war die Bändselung der Stage und Wanten, die beim Admiral Tegetthoff durchgehend über die ganze Taulänge angebracht war. Um diese Bändselungen fehlerfrei durzuführen, musste ich ein Behelfswerkzeug anfertigen, mit dem Adolf, der die Taue auf meiner Takelmaschine herstellte, tadellos zurechtkam. Während Adolf die Taue schlug takelte ich das Modell. Nach dem auch die Segel genäht waren konnte die Takelage fertiggestellt werden. In der Zwischenzeit hatte Rudi die Beiboote und die Anker gebaut und wir konnten das Modell vollenden.

Das Modell musste, je nach Bedarf der Filmaufnahmen, umgetakelt werden. Von der Vollbesegelung über Teilbesegelung, bis zu geborgenen Segel für die Fahrten im Eis und dem Eineisen.

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Guest schifferlbauer

Hallo,

als letzten Beitrag zum Baubericht möchte ich noch einige Bilder des Modells aus der Filmdokumentation, die im ORF und 3Sat ausgestrahlt wurde, zeigen um die Belastungen denen das Modellausgesetzt war, in Erinnerung zu rufen.

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Guest schifferlbauer

Hallo,

als letzten Beitrag zum Baubericht möchte ich noch einige Bilder des Modells aus der Filmdokumentation, die im ORF und 3Sat ausgestrahlt wurde zeigen, um die Belastungen denen das Modellausgesetzt war, in Erinnerung zu rufen.

 

Ich hoffe der Beitrag trägt dazu bei, Modellbauer weiterhin zu motivieren.

Schifferlbauer Willibald Meischl

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