Leistungsangaben von BL-Motoren

[Guest Jo_S]

Ich hatte mit Ulmo einen privaten Mailaustausch, weil er sich einen BL für seinen Außenborder anschaffen will. Es ging darum, dass er einen sehr hochdrehenden Dymond oder einen MEGA Inrunner an 2S betreiben möchte.

Dabei bin ich mal wieder - wie schon zuvor bei Xoff und Arno Hagen - über "sagenhafte" Leistungsangaben diverser Motoren gestolpert. Da das Thema für uns alle relevant ist, poste ich meine Antwort an Ulmo hier nochmal öffentlich.

 

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Die "Watt"-Angaben auf den BL-Motoren sind oftmals purer Unsinn. Ich frage mich immer wieder, wie die Hersteller-Jungs darauf kommen oder was sie damit bezwecken. Die Frage ist ja: an welchem Arbeitspunkt leistet der Motor das? Beispiel: wenn ich einen Speed 600 RACE 7,2V im Schraubstock abwürge und volle Nennspannung anlege, zieht er 130A. Tatsächlich also eine Leistungsaufnahme von 936 Watt - allerdings bei einem eta von Null, ergo eine Drehzahl von null Umdrehungen. ;-)

Und natürlich wird er dabei sterben. Realistisch gibt der Motor am Arbeitspunkt des max. Wirkungsgrades 89 Watt Leistung ab. Also nicht mal 1/10 dieser Phantasieangaben.

Bei den deutlich leistungsfähigeren BLs ist das etwas schwieriger, weil die einen viel breiteren Bereich des max. Wirkungsgrades haben. Oder - je nach Betrachtungsweise - auch leichter, weil du mehr Freiheiten beim Anpassen des Arbeitspunktes hast. Aber wehe, du überlastest ihn: eine Bürste quält sich dann rum, wird (durch die höhere Stromaufnahme in Verbindung mit schlechterem Wirkungsgrad) heiss und fällt erstmal ganz gutmütig in der Drehzahl ab. Ein BL produziert statt dessen ganz kurzzeitig infernalische Leistung und brennt dann innerhalb von Sekunden weg. Den Regler kannst du danach auch getrost wegwerfen und je nach Stromdurst auch die Akkus.

 

Darum hatte ich geschrieben: vorsicht mit dem 36er EP-Prop bei sehr hochdrehenden 28mm-BLs. Zumal wir nicht mal die Steigung des Props kennen. Bei Xoffs Jungfernfahrt habe ich meinen Augen nicht getraut, dass er in der B-flat im EP-1 einen chinesischen 28mm 3000 kV BL an 3S betreibt - und der Motor ist nicht gestorben! Die finale Erklärung kam erst viel später, als er im Forum sagte, dass sein EP nur einen 31er Prop hat. Darum habe ich an dieser Stelle mehrmals so intensiv nachgefragt. Allerdings ist die Spitfire auch super gerannt, da hat ganz offensichtlich nicht viel gebremst. Nur der Akku war ruckzuck leer... da hoffe ich noch auf eine verbindliche Angabe, was der Motor wirklich an Strom zieht.

 

Die Leistung, die in deinem Boot tatsächlich benötigt bzw. abgegeben wird, ist von etlichen Parametern abhängig: Propgrösse / -steigung / -blattform, Drehzahl, wie leicht gleitet das Boot auf, was wiegt es, welche Akkus, ...

Plettenberg hat einigermaßen vernünftige Datenblätter online. Nehmen wir mal vergleichsweise den Pletti "Moskito". Das ist der kleinste Inrunner, den die bauen. 480er Baugrösse, also gleiche Abmessungen wie ein 16/20/x bzw. 16/25/x MEGA:

http://www.plettenberg-motoren.com/german/Motoren/Brushless/moskito/Masse.htm

 

Der 3-Winder macht knapp 4200 kV, also schon eine echte "Drehmaschine". Das Datenblatt zeigt: bei 8,4 Volt (7 Zellen) hat er 16A Stromaufnahme, ein eta von 80% und gibt rund 110 Watt ab - das ist ungefähr der Leistungsbedarf eines "normalen" 152ers. Bei mehr Speed steigt der Leistungsbedarf jedoch exponenziell. Wenn du den Pletti stresst (34A Aufnahme), bricht er immerhin von 35.000 auf unter 30.000 rpm zusammen, hat aber immernoch ein Eta von über 82% und leistet dann stolze 240 Watt. An 3S kommt er sogar auf knappe 400 Watt Abgabe. Der 4-Winder kommt auf knapp 260 Watt Abgabe - ebenfalls an 3S! Aber das sind eben auch echte HighEnd-Motoren. Solange das Boot mitmacht, wären das die Traummotoren für kleine GTXe.

Du siehst: der Dymond leistet an 2S im ganzen Leben nicht die angegebenen 300 Watt.

 

Nehmen wir mal ein lustiges Beispiel für schwachsinnige Leistungsangaben - einen (angeblichen) 600-Watt-Outrunner:

http://www.hobbyking.com/hobbyking/store/__17152__ADS400L_Water_cooled_Brushless_Outrunner_3700kv_600w.html

 

Diese Leistung bei der Baugrösse schafft nicht mal ein Pletti ansatzweise, und die sind für hervorragende Wirkungsgrade berühmt. Mal den Chinesen kurz durchrechnen: bis 40 A darf man ihn belasten, bis 3S ist er zugelassen. Da komme ich auf eine Leistungaufnahme von max. 444 Watt kurz vor dem Exitus. Sprich: wenn der Motor gut ist (und das glaube ich bei dem Preis niemals), gibt er vielleicht 360 Watt ab. So klein wie er ist werden's wohl eher max. 150 sein. ;-)

Wie kommen die jetzt auf 600? Ist das ein Perpetuum Mobile, das Energie erzeugt, statt sie aufzunehmen? Nichtsdestotrotz: ich würde diesen exotischen Zwerg gerne mal ausprobieren. Zumal sowohl Wasserkühlung als auch die extreme Drehzahl für einen Outrunner äusserst ungewöhnlich ist. Der ist ja so winzig - da könnte man selbst noch einen 5PS-Merc nachbilden und hätte unter der vorbildgetreu verkleinerten Haube immer noch massig Platz. :-)

 

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So, das war jetzt nicht besonders wissenschaftlich, aber ich denke, die Kernaussage ist klar: vergesst die Katalog-Leistungsangaben und achtet statt dessen auf eine halbwegs vernünftige Anpassung.

Edited August 12, 2011 by Jo_S

[Guest carli536]

nur weils aus China, und billig .. ist ist es schlecht ??? da ist ja alles was du hast schlecht...

 

fast alle Elektronik oder andere Teile welche im Modellbau Verwendung finden, sind Made in China !!!!

 

selbst Geräte Made in Germany haben zum großen Teil einen "Inhalt" made in China... ist so

vieles wird hier umgelabelt... und für das doppelte von dem verkauft, was es Orginal kostet... zb. Acku`s (Lipo`s, fast nur China)

 

ps. warum sollen die Angaben nicht stimmen ? die Leistung besteht nicht nur aus den Elektrischen Werten, was die meinen könnte zb. auch aus dem Drehmoment kommen....?! welcher verglichen mit diversen Werten, umgerechnet 600W entsprechen kann.. jeder Hersteller hat da sowieso seine eigenen Vostellungen...

 

zb. in USA wird die Leistung eines Autos an der Motorwelle angegeben bzw.gemessen.., bei uns die Laeistung, welche über die Räder auf die Straße bringen...und da geht zwischen Motor und Rädern einiges Verloren...

 

ist so...

[Steinbeisser]

Hallo Jo,

 

was hat denn der Motor wohl wirklich für eine Leistung ?

 

http://www.graupner.de/de/products/702f2530-a0f6-4dbc-9aae-a006feeca8f8/7749/product.aspx

 

hier das Fahrbild im Springer

 

 

 

ich würde mich wirklich über deine Berechnungen freuen !

 

 

Detlef

[Guest willie]

1. Thema China-Kracher. Die Leistung, die da angegeben wird, ist wirklich utopisch. Meistens jedenfalls. Das geht nur kurz auf einem "Prüfstand" gut, aber in der Realität nie. Wir sind ja auch mit Booten unterwegs und da gibt es noch ein paar mehr Faktoren zu beachten. Zu meinen Rennbootenzeiten hab ich etliche von denen durchgeschossen.

Aber natürlich werden die Graupners, megas und Roxxies auch dort produziert aber die Werte sind einfach etwas realistischer und deswegen kann man die Motoren besser einschätzen und deswegen halten die einfach länger.

 

Und wenn ich dann die Verarbeitung bei manchen Chinas sehe...

Ich hatte mal einen wassergekühlten Outrunner von HK, da brach bereits beim anstöpseln der Kühlschläuche ein Anschluss ab. Man sah deutlich im Aluguss die Blasen...

 

Zum Springer:

Für ein Scalefahrbild beim Springer brauchst du ca. 20W, mehr geht erst in die Bugwelle. Erst wenn er gleitet, wird's sprunghaft weniger. Am besten wäre es, den Strom sowohl in Verdrängerfahrt wie in Gleitfahrt zu messen. Dann einfach die ele. Leistung berechnen und dann davon ca 85%, dann hast du deine Abgabeleistung. (Verluste durch Welle, kupplung ... Vernachlässigen wir mal)

[xoff]

Das die meisten Motoren (und wohl auch vieles anderes) in China hergestellt wird, ist bekannt.

Ich meine, wir müssen grundsätzlich Unterschiede machen zwischen den verschiedenen Güteklassen. Es gibt Motoren, die mit einem gewissen Qualitätsstandard für westliche Firmen gefertigt werde, andere werden so billig wie möglich als sog. «no name»-Produkte hergestellt.

Da fast alle BLs in China hergestellt werden, müssen wir vielleicht vom Begriff «China...» für minderwertige Ware weg kommen.

 

Ähnliches habe ich auf dem Maschinen-Markt beobachtet: Drehmaschinen, z.B., werden auch fast alle in China hergestellt. Die wirklich guten in Fabriken, bei denen der gesamte Fertigungsprozess nach europäischen (Deutschen) Qualitätsnormen abläuft...bei den billigen wird wohl an allen Ecken und Enden gespart.

Logischerweise unterscheiden sich die Produkte in Preis und Qualität.

 

Für uns besteht die Schwierigkeit - wie weiland Aschenputtel - die Guten ins Tröpfchen und die Schlechten in Kröpfchen zu sortieren...

 

Wenn man für einen Pletti fünf «China-BL» kaufen kann, dann denkt sich vielleicht der eine oder andere, dass er's lieber mit den billigen versucht. Das ist legitim und kann durchaus eine Möglichkeit sein...dann wird halt der Motor gewechselt wenn er durchgebrannt ist. Dumm nur, wenn auch der Regler dabei draufgeht.

Solche Erfahrungen wird wahrscheinlich jeder machen, der auf «billig» setzt.

[Guest Jo_S]

nur weils aus China, und billig .. ist ist es schlecht ???

 

Eine Bitte: bevor du postest - lies' richtig! Diese Aussage findest du in keiner Zeile meines Postings. Ich benutze selber jede Menge Chinaware. Was dennoch nichts an der Tatsache ändert, dass die China-BLs im Wirkungsgrad nicht an Pletti oder Lehner heran reichen. Und das ist beleg- / meßbar.

 

die Leistung besteht nicht nur aus den Elektrischen Werten, was die meinen könnte zb. auch aus dem Drehmoment kommen....?! welcher verglichen mit diversen Werten, umgerechnet 600W entsprechen kann..

 

Entschuldige die klare Wertung, aber das ist blanker Unsinn. Ein Motor (oder auch jeder x-beliebige andere Verbraucher) kann nicht 600 Watt abgeben, wenn er nur 400 Watt Eingangsleistung hat. Egal, welche Variable du für die Gleichung heranziehst.

 

Da fast alle BLs in China hergestellt werden,...

In Bezug auf den Massenmarkt hast du sicherlich recht. Bei den "guten" Motoren ist es i.d.R. nicht so. Plettenberg wird in Deutschland von Hand gewickelt, Mega in Tschechien. (Wo Lehner fertigt, weiss ich nicht - zumindest haben sie aber eine ISO 9001-Zertifizierung). Ich sehe das chinesische "Qualitätsproblem" auch nicht mal so sehr in der eigentlichen Produktqualität (die teilweise erstaunlich vernünftig ist), sondern viel eher in der immensen Serienstreuung. Als würde dort jeden Tag das Material verbastelt, was gerade verfügbar ist.

 

Wenn man für einen Pletti fünf «China-BL» kaufen kann, dann denkt sich vielleicht der eine oder andere, dass er's lieber mit den billigen versucht. Das ist legitim und kann durchaus eine Möglichkeit sein...

Sehe ich genauso... gerade dann, wenn man das Potenzial eines Bootes erst mal "erfahren" muss und die leistungsmässig vertretbare Motorengrösse noch nicht kennt. Allerdings bekommst du für einen Pletti eher 8-10 China-Bls... und bei den Bürsten ist das Verhältnis noch deutlich drastischer.

 

was hat denn der Motor wohl wirklich für eine Leistung ?

Detlef, das weiss ich pauschal leider auch nicht. Die Abgabeleistung ist ja das Produkt aus Spannung, Stromaufnahme und Wirkungsgrad. Solange wir keine dieser drei Grössen benennen (können), ist es unmöglich, irgend etwas über die Abgabeleistung auszusagen. Außer der ganz lapidaren Feststellung, dass er auf jeden Fall unter 430 Watt liegen muss (18,5V x 26A max. x völlig utopische 90% Wirkungsgrad)... aber da kann er eben auch weit drunter liegen. (Unmittelbar vor dem Exitus kann er zwar auch ganz kurz deutlich drüber liegen - aber da hast du dann nicht mehr viel von.)