Kreativer Schiffsmodellbau

[Guest Aurigarius]

Auf- und Umbau von RC-Modellen nach eigenen Ideen

 

Bildquelle VTH-Verlag

 

ISBN 978-3-88180-784-5

Autor: Gerhard O. W. Fischer

1. Auflage 2009 im VTH-Verlag

 

Offizielle Produktbeschreibung vom VTH-Verlag

Oft ist es störend, dass jedes Baukastenmodell, das aus dem gleichen Baukasten derselben Firma gebaut wurde, wie ein Ei dem anderen gleicht. Das soll der kreative Schiffsmodellbau ändern! Unter Verwendung von Fertigrümpfen geht es hauptsächlich um die Aufbauten, die neu entworfen, ausgesägt und weiter verarbeitet werden müssen, ohne dass eine Bauvorlage vorliegt. Der Umbau von Baukastenmodellen zeigt, wie man aus fertigen Modellen ein völlig neues Modell schaffen kann. Schließlich stellt der Autor vier Beispiele vor, wie sich größere Anschauungsmodelle durch den Einbau einer Fernsteueranlage zu richtig fahrenden RC‑Schiffsmodellen ausbauen lassen.

 

Aus dem Inhalt:

Aufbau von Modellen nach eigenen Entwürfen ● Baubeschreibung zweier Kreativ-Modelle ● Aufbau eines Polizeibootes nach eigenen Ideen ● Zwei kreative Baukastenmodelle ● Das MULTIBOOT ● Ein Schnellboot und eine Mega-Luxusyacht ● Umbauten von Baukastenmodellen ● Die FLORIDA als Jet-Modell ● Die RAPIDO 600 als Jet-Modell ● Ein Zollkreuzer und ein Fischereischutzboot ● Ausbau von Anschauungs- zu RC‑Modellen ● Kreuzfahrtschiff QUEEN MARY 2 ● Seenotrettungskreuzer HERMANN MARWEDE ● Deutsches Unterseeboot Klasse VII C ● Amerikanisches Unterseeboot der GATO‑Klasse ● REVELL RC-Schiffsmodell bereits Ende der 50er‑Jahre

 

Ich habe mir das Buch gekauft, da mich das Titelthema sehr interessiert und ich als Wiedereinsteiger im Schiffsmodellbau gerade selber aktiv auf dieses Thema (Aufbau eines Schiffsmodells nach eigenen Ideen) arbeite. Ich erhoffte mir, ein Buch zu finden welches die dafür notwendigen Bautechniken etwas detaillierter beschreibt.

 

Das ist leider nur bedingt der Fall. Der Autor beschreibt anschaulich und leicht verständlich die Gestaltung von verschiedenen Modellen basierend vor allem auf Rümpfen und Zubehörteilen der Fa. Robbe für die er nach eigenen Worten in der Vergangenheit auch tätig war.

 

Zuerst das Positive:

Der Autor regt an, ein Schiffsmodell nicht unbedingt immer so zu bauen, wie es aus dem Baukasten kommt, denn so kann es bei Bootstreffen oft vorkommen, daß populäre Modelle mehrfach in fast identischer Form auf dem Wasser sind. Nachdem ich bei einem Treffen auf dem ich war je 3x eine "Elke" und einen "Neptun" gesehen habe, weiß ich was er damit meint. Er ermutigt den Leser, nicht nur eigene Ideen zu verwirklichen, die nicht unbedingt immer einem realen Vorbild entsprechen müssen, aber theoretisch so der Realtät entsprechen können. Es sind also keine absurden Fantasieumbauten.

 

Das fertige Ergebnis sieht sehr gut und professionell aus. Eigentlich fast wieder wie ein Baukastenmodell.

 

Jetzt ein bischen Kritik:

Die weitere Beschreibung der Umbauten bleibt stets sehr oberflächlich. Z.B. wird bei dem Umbau des Robbe W3-Polizeibootrumpfes zu einem Feuerlöschboot oder Küstenwachboot nicht viel zu den technischen Einbauten gesagt. Mehr so nach dem Prinzip "ich hab da schonmal was für sie vorbereitet". Foto von den einzubauenden Teilen in Tüte und von den Holz und ABS-Platten und dann später alles in eingebautem/fast fertigen Zustand.

 

Die Beschlagteile und Anbauten werden ausschliesslich aus fertig erhältlichen Teilen (zumeist von Robbe) erstellt. Das ist jetzt nicht wirklich so kreativ wie der Buchtitel es suggeriert. Rettungsringe und Ankerwinden die man mit "Hausmitteln" selber erstellen könnte, werden fertig aus der Tüte genommen und angeklebt. Hier wäre etwas mehr Detailarbeit schon gut gewesen. Nett wäre auch die Erwähnung gewesen, welche "Hausmittel" besonders zur Wiederverwertung im Schiffsmodell geeignet wären. Hier im Forum liest man oft derartiges.

 

Leider (und das wäre mir am wichtigsten gewesen!) kein Wort zu Dingen wie der optimalen Verklebung der Materialien und den verschiedenen Möglichkeiten dazu und der Nachbearbeitung (Spachteln, Schleifen, welche Materialien nehme ich dazu am besten. Arbeitstechniken dazu etc.

 

Es wird z.B. auf einem Bild der vorläufige Aufbau aus Plattenmaterial gezeigt und später der sehr schön fertig gestellte und lackierte Aufbau. Dazwischen fehlen mir wenigstens 2 Seiten.

 

Jetzt ein wenig stärkere Kritik:

Als ich diese Rezension hier las wurde mir klar, daß größere Teile des von mir gekaufen Buches vermutlich exakt so in einem weiteren Buch des Autos erschienen sind. Der Bereich wie man Plastikmodellbausätze von Revell (hier Anschauungsmodelle genannt) mit einfachen Mitteln fernsteuerbar macht, umfasst immerhin 29 der 102 Seiten (Habe Einband, Werbe- und Titelseiten nicht mitgezählt)

 

Das geht so gar nicht, verehrter VTH-Verlag!

 

Da es ja bereits ein Buch zu diesem Thema gibt, wunderte ich mich ohnehin, daß in meinem Buch nochmal so ausführlich darauf eingegangen wird. Wenn mich der Plastikmodell-Bereich interessiert hätte, würde ich mir das dazu passende Buch ja auch kaufen. Aber nun nicht mehr, da ich einen großen Teil des "Plastikbausatz-Buches" ja schon kenne. Da hat sich der Verlag also selbst ins Knie geschossen!

 

Schlusswort:

Ich finde es gut daß es Bücher neueren Datums zu den Themen gibt. Vieles was zum Thema Modellbau (nicht nur Schiffsmodellbau) angeboten wird, ist inhaltlich/technisch schon sehr überholt.

 

Jedoch darf man für den Preis von 18,80 erwarten, daß insbesondere die Titelthemen in etwas größerem Detail angegangen werden. Es wäre für mich in Ordnung, wenn in der monatlichen Magazinausgabe der ModellWerft aus Platzgründen nicht jedes Detail Platz findet, obwohl DA oft genug beschrieben wird, wie eine Türklinke aus dem Vollen gefeilt wird. (nicht ganz ernst gemeinter Vergleich)

 

In einem Fachbuch zum Thema erwarte ich ein wenig mehr.