Polyester und seine Katalysatoren

[Frank The Tank]

Moin,

 

seit einer gewissen Zeit beschäftigt mich ein Thema.

 

Anlass war folgendes: Mein Feinspachtel auf Polyesterbasis war durch ein Loch in der Dose recht zäh geworden, so dass er nicht mehr zum Spachteln benutz werden konnte.

 

Durch einen Tipp wurde ich darauf hingewiesen, dass man die Viskosität des Spachtels mit flüssigem Polyesterharz wieder herabsetzen könnte.

 

So versuchte ich dieses und vermischte den Spachtel mit Polyesterharz.

 

Folglich wurde der Spachtel in seiner Konsistenz wieder verarbeitbar.

 

Was mich nun beschäftigt ist die Frage des Katalysators.

 

Der Feinspachtel wird mit einem Dibenzoylperoxid-Katalysator zum Aushärten gebracht. Das von mir verwendete Polyesterharz reagiert mit einem Methylethylketon- Katalysator (bekannt als MEKP-Härter).

 

Wieso konnte die Mischung aus beiden Polyharzen mit nur einem Katalysator aushärten, obwohl beide eigentlich mit Unterschiedlichen ausgehärtet werden sollen.

 

Mein einfaches chemisches Verständis sagt mir, dass es ging, da beide Katalysatoren aus 3 gleichen Elementen bestehen (Dibenzoylperoxid -> C14-H10-O4; Methylethylketon-> C4-H8-O).

 

Eine weitere Frage ist, ob das Gemisch auch mit dem MEKP-Härter aushärten würde.

 

Meine einfachen Kenntnisse lassen mich vermuten, dass dies womöglich nicht gehen würde, da das Polyesterharz in dem Spachteln nicht vorbeschleunigt ist (im Gegensatz zum flüssigen Harz).

 

 

Kann mir jemand meine Vermutungen bestätigen oder mich genauer informieren.

Edited January 23, 2011 by Frank The Tank

[klaus]

Moin Frank,

 

Die Quervernetzung von Polyester findet ueber freie Radikale in den Doppelbindingen statt. Man braucht, um die Reaktion einmal in Gang zu setzen, eine Verbindung, die relativ einfach in freie Radikale zerfaellt welche dann ihrerseits mit den Polyesterdoppelbindungen freie Radikale erzeugen welche dann mit anderen Polyesterdoppelbindungen freie Radikale erzeugen usw. usf. Sehr nuetzlich sind hierfuer Peroxide. Diese gibt's von relativ stabil bis richtig explosiv. Wie Du schon geschrieben hast, nimmt man oft Benzoylperoxid. In MEKP Haertern liegt einfach MethylEthylketonperoxid (nicht Methylethylketon !)vor. Der gemeinsame Nenner ist nicht das Vorhandensein der gleichen Elemente (dann taet's auch eine Prise Zucker oder ein Schluck Vodka) sondern die Peroxidgruppe welche in beiden Faellen eben relativ leicht in freie Radikale zerfaellt, welche wiederum die Quervernetzung der Polyesterketten anschubsen. Wo die Radikale herkommen ist egal, deshalb funktionieren auch beide Haerter. Die genaue Natur des Katalysators (bzw. die Zersetzungsgeschwindigkeit) steuert den Grad der Quervernetzung und damit wesentlich das Elastizitaetsmodul und die Haerte. Hoffe, das hilft etwas,

 

Cheers

 

Klaus

[Guest User # 6869]

Moin Frank!

 

Was Klaus da schreibt trifft es, auch wenn es sich kompliziert anhört.

Das P bei MEKP steht auch für Peroxid. Beide Härter - BPO und MEKP - funktionieren also durch die Peroxide.

[Frank The Tank]

Danke euch beiden.

 

Klaus, das war super verständlich.

Ein Glück, dass ich damals im Chemieunterricht bei dem Thema aufgepasst habe.