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Schiffsmodell.net

Der Skorpion


Guest sigi39

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Guest sigi39

Schuten, Arbeitsschiffe, nicht gerade Schiffe vom Feinsten, aber effektiv.

Mit den Zeilen, die ich hier gerade schreibe, möchte ich meine Erinnerungen etwas , nicht ganz so ernst gemeint, wiedergeben. Es war (nicht nur für mich) damals schon eine harte, aber auch sehr schöne Zeit (1954-1958).

Man nennt sie Schuten. Ich glaube jüngere Skipper, wie sie sich heute ja oftmals in guten Neudeutsch nennen, können sich gar nicht vorstellen, was kurz nach dem 2. Weltkrieg so alles, auf unseren Bundesdeutschen Wasserstraßen, gefahren ist.

Und wie da gefahren wurde. Die 10. und 11. Stunde bekam man, als Besatzungsmitglied, nicht als Überstunden bezahlt. Erst ab der 12. tägl. Arbeitsstunde wurden Überstunden angerechnet. Die 10. und 11. Stunde war aber keineswegs verlorene Arbeitszeit, nein, die Stunden wurden gesammelt. Für 10 gesammelte Stunden, sollte man dann im Winter einen bezahlten freien Tag bekommen, aber nur, wenn das Schiff im Eis eingefroren war. Bei einem milden Winter, wenn das Schiff nicht eingefroren war, hatte man halt Pech gehabt.:)

Das „MS Skorpion“ war so eine, allerdings mit einem Motor angetriebene Schute, auf dem ich, 14jährig, 1954 angeheuert habe. 1 ½ Jahre bin ich darauf gefahren und habe es nun als Modell nach gebaut.

Als Vorlage diente mir ein einziges Bild, das ich noch von diesem Schiff habe, und meine Erinnerung.

Das Schiff (die Schute) MS Skorpion, war 1904 gebaut- und ist in den 1970er Jahren, auf der Rasche Werft in Hannover, verschrottet, worden.

Ich habe lange an dem Modell gebaut. Fast jeder Poller, jede Treppenstufe usw. den/die ich gerade eingebaut hatte, wurde fotografiert. Zum Schluß war das Schiffchen so ausgerüstet, dass meine 10 Kanal, Fernsteueranlage, schon fast nicht mehr ausreichte, um alles, was sich an Bord bewegen konnte, ansteuern zu können. Der Schiffsdiesel klang zwar etwas nach dem Fahrgeräusch eines Fischkutters, um das Geräusch meines Skorpions im Original wiedergeben zu können, dafür gab es leider keine elektronische Schaltung.

Um das Schiffchen nun ja auch einmal zum Einsatz bringen zu können, bin ich dann in unseren, ortsansässigen, Schiffsmodellbauklub, eingetreten. Diese Herrschaften waren mir aber, wie ich erst später bemerkt hatte, etwas zu aktiv. Fast jeden Sonntag auf einer anderen Veranstaltung, ob das Kirmes- oder Hafenfeste, oder, oder waren, immer Sonntags unsere Schiffchen (in einem vereinseigenen Bassin) zur Schau stellen, das war für die jungen Leute immer ein riesen Spaß. Für mich war das aber doch, ein wenig, zu stressig und ich verließ den Verein wieder.

Nun bastle ich gerade, wie schon, hier im Forum unter Segler erwähnt, an der Comtesse, von Robbe. Das heißt, wenn die Gartenarbeit es mir zeitlich zulässt.

Ich wünsche allen eine gute Woche:D

sigi39

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Guest Design-HSB

Glück Auf Sigi,

 

auf jeden Fall würde mich aber mal ein Bericht von deiner Schute Skorpion interessieren.

 

Gerade Sonderfunktionen begeistern mich besonders.

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Guest sigi39
Glück Auf Sigi,

 

auf jeden Fall würde mich aber mal ein Bericht von deiner Schute Skorpion interessieren.

 

Gerade Sonderfunktionen begeistern mich besonders.

 

Hallo Helmut,

von meine Erlebnissen, mit und auf dem Skorpion, könnte ich einen ganzen Roman schreiben.

Der Schiffseigner war damals mein Onkel und der stammte aus einer alten Schifferfamilie. Weil das Schiff seiner Eltern, mit Namen „Lieschen“, Heimathafen Berlin, in den letzten Kriegsjahren durch einen Bombentreffer, im Mindener Hafen versenkt wurde, hatte er sich als Schiffsführer betätigt.

1949 oder 1950 wollte er sich aber wieder ein eigenes Schiff zulegen. Ich war damals, noch als Schüler, mit dabei, als ihm diese, alte Schute zum Kauf angeboten wurde. In einem Altarm, der Unterweser, in der Nähe der Elsflether Werft, lagen damals drei Schuten im hohen Schilf. Die eine Schute hieß Heinrich, die sah noch sehr gut aus, war aber schon verkauft. Die zweite Schute hatte den Namen „Ute“, und die dritte Schute war eine Schute aus Beton.

Mein Onkel kaufte damals die Schute, mit Namen „Ute“. Diese Schuten haben ja die gleiche Bug- und Heckform. Da der Bug schon ziemlich verbeult war, wurde er damals erneuert. Aber nicht als Bugschiff, sondern als Heck. Ein alter, 2 Zylinder, 50 PS Deutz Schiffsdiesel wurde in das neue Schiffsteil eingebaut und seitdem lief die Schute dann rückwärts. Aus dem Bug, war das Heck geworden.

Wenn man noch weiter zurück denkt, dann weiß man ja, dass die Schiffe früher aus Holz gebaut wurden. Etwas hatte die „Ute“, die den Namen „Skorpion“ erhalten hatte, noch gemeinsam mit den alten Holzschiffen. Diese Schute, mittlerweile ja zum Motorschiff ernannt, hatte nämlich noch einen Holzboden.

Als ich dann später, als Schiffsjunge, auf den Skorpion kam, habe ich noch oft genug feststellen müssen, wie schwer es doch die alten Seeleute, auf ihren Holzschiffen gehabt haben müssen. Immer wenn es unsere Lenzpumpe nicht mehr schaffte, das Wasser aus dem Schiff zu pumpen, mußte kalfatert werden. Dann hieß es immer, die dicken Holzbohlen, im Laderaum, hoch nehmen und das Leck suchen. Von einem alten, dicken Hanftampen wurden mit einer Eisensäge ca. 20 cm lange Enden abgesägt. Diese Endenstücken wurden endflochtenen und so auf gewirbelt, das daraus Hanfwolle wurde. Zu Würsten gedreht, wurde der Hanf dann in die Leckstellen geklopft. Nachdem der trockene Hanf dann gequollen war, waren die Leckstellen wieder dicht. Nicht selten lief uns, nach dieser Arbeit das Blut an den Fingern, unterm Pflaster hervor.

Eigentlich wollte ich, nach meiner Schulzeit, ja zur See fahren. Es hat aber bloß bis auf das Binnenschiff, „MS Skorpion“, gereicht.

Schöne Grüße

sigi39

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Guest Design-HSB

Glück auf Sigi,

 

Wenn ich deine kleine Geschichte so lese kann ich mir vorstellen das in deinem Modell mehr Herzblut wie Leim verbaut ist.

 

Ich habe es nur zum Freizeitschiffer gebracht und nun auch noch ohne eigenes Schiff, weil meine Frau die Seefahrt buchstäblich zum K..... fand.

 

Aber wie gesagt viel Erfolg bei der Gartenarbeit und ausreichend Zeit für den Schiffsmodellbau.

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