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Schiffsmodell.net

Rekonstruktion Linienriß der Galeone Golden Hind


Guest Model Mariner

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Guest Model Mariner

Da mir der Linienriss der Golden Hind (Plan von Rolf Höckel) aus dem Buch Risse von Schiffen des 16. und 17 Jahrhunderts abhanden gekommen ist, habe ich mich entschlossen, auf Basis der Seitenansicht und des Längsschnittes aus diesem Plan und den im späten 16. bzw. Anfang 17. Jahrhunderts gültigen Regeln für Schiffsbau (bzw. Â?konstruktion) eine eigene Rekonstruktion des Linienrisses zu erarbeiten.

 

Hier der derzeitige (unfertige) Stand der Konstruktion:

 

GHRiss.jpg

 

Besteht Interesse an einer genaueren, schrittweisen Beschreibung wie so ein Linienriß entwickelt wird?

 

Klaus

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Ja, ein solches Interesse besteht!

 

Du musst es nicht gerade nur für mich machen, aber wenn sich noch der ein oder andere weitere Interessent meldet, wär das mit Sicherheit ein guter Beitrag für die Berichtesammlung im schiffsmodell.net.

 

Denke ich jedenfalls. :roll:

 

patrick

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Jo, mein Problem mit Lövsta ist, dass ich den "Grundriss" (Sicht von oben) und Seitenriss habe, und irgendwie einen Rumpf machen sollte. Muss auch nicht 100% genau sein, wäre aber schön, wenns am Schluss irgendwie schiffsähnlich aussieht...

 

Gruss,

 

Alex

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Guest Klabautermann

golden_hind.jpg

 

@Klaus

 

Dein mein FTP-Zugang gestern abend nicht funktionierte, habe ich die den Riss von der Golden Hind zugemailt.

 

Spantenriss sowie einige Details habe ich auch noch.

 

Ich hoffe du kannst was damit anfangen.

 

Wenn noch jemand Bedarf hat, soll sich per PN melden.

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:shock: autsch!

 

*umdreh*

 

Was ist mir denn da jetzt gerade in den Rücken gefallen?! :wink:

 

 

 

Auch wenn du jetzt den Linienriss nicht mehr selber erstellen musst, weil du ihn ja jetzt hast; ich hätte trotzdem Interesse daran, zu erfahren, wie man sich einen Linienriss "bastelt".

 

Muss ja auch nicht all zu ausführlich sein. Ich bin es bloß mehr gewohnt, Schiffe aus Linien zu bauen, nicht anders 'rum... :roll:

 

 

 

patrick

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jepp, wurde 1920 in Finnland gebaut, war ein kleiner Schlepper für die Holzindustrie, wurde dann nach Schweden verkauft, und ist nach vielen Zwischenstationen (unter Anderem hat sie für eine Müllkippe gearbeitet) ein Freizeitschiff geworden. Meine Freundin hat sich bei unserem Stockholmurlaub in sie verliebt, und ich habe beschlossen, das Modell nachzubauen (kleiner Tip...so hat die Freundin viiiiiel Verständnis für mein Hobby :D )

 

Ich konnte den Besitzer Ausfindig machen (Dank an Sven :respekt: ), und ich habe die Pläne bekommen, aber eben nur Seitenriss und Grundriss.

 

Gruss,

 

alex

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Guest Model Mariner

@ Skipper

 

Danke für den Scan.

 

Ich werde die Rekonstruktion aber dennoch selbst fortführen, da ich nicht den Plan von Rolf Höckel (Rekonstruktion ca. 1940) rekonstruieren will sondern auf Basis von Angaben aus dem frühen 17. Jahrhundert (die Höckel sicher noch nicht verfügbar hatte) selbst eine Rekonstruktion versuchen will. Außerdem ist das ein interessanter Vergleich zu einer Rekonstruktion eines Schiffes von ca. 1670, die ich auf Basis von zeitgenössischen Angaben (Â?Doctrine of Naval ArchitectureÂ? von Antony Deane, 1670) durchführe.

 

Die meisten Rekonstruktionen von Galionen (Golden Hind, Revenge, Mayflower etc.) beruhen offensichtlich alle auf den wenigen Schiffzeichnungen die aus dieser Zeit erhalten sind, den sogenannten Fragments of English Shipwrightry von ca. 1580. Eine diese Zeichnungen zeigt den vermutlich ältesten erhaltenen englischen Schiffsplan (Kiel mit Vorder und Achterstven, 4 Spanten). Die Form des Hauptspant aus dieser Zeichnung dürfte auch Höckel für seine Rekonstruktion verwendet habe.

 

Das aufschlußreichste Dokument zum englischen Schiffsbau aus dieser Zeit ist eine anonyme Abhandlung von ca. 1620, die die damals verwendete Methode der Schiffskonstruktion ziemlich genau beschreibt. Dieses Dokument war Höckel sicher noch nicht zugänglich (von W. Salisbury 1958 veröffentlicht, eine deutsche Übersetzung davon ist im Buch die Geleonen von Peter Kirsch enthalten). Diese Abhandlung sowie Angaben von Thomas Harriot (ebenfalls ca. 1600) verwende ich für meine Rekonstruktion, die sicher zu einem ganz anderen Spantriss als dem von Höckel führt.

 

beste Grüsse

 

Klaus

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Guest Model Mariner

@ Alex

 

für einen Rumpf der Deiner "Lövsta" nur annähernd ähnlich ist, wird Dir mein Bericht nicht viel helfen, das wäre wie wenn Du versuchts auf Basis einer Pferdekutsche die Karosserie eines VW Käfers zu rekonstruieren.

 

Da kann ich Dir nur raten ein ähnliches Schiff zu suchen, ich nehme doch an, dass irgendwer aus diesem Forum Dir da was empfehlen kann.

 

Gruß Klaus

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OK, scheine ich etwas missverstanden zu haben...die Formen sind wirklich nicht gerade ähnlich, das ist schon klar...ziehe mich ganz diskret aus diesem Thread zurück :oops:

 

werde mal woanders danach suchen.

 

Gruss,

 

alex

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Guest Model Mariner

Hallo Alex,

 

meine Empfehlung:

 

Warum machst Du nicht einfach einen neuen Thread auf?

 

Entweder unter Â?Unterlagen und RecherchenÂ? oder unter Â?ArbeitsschiffeÂ?.

 

Unter Â?Rekonstruktion einer Galeone Â? werden viele Leute nicht nachlesen, die sich aber sehr wohl für Arbeitsschiffe interessieren, eine entsprechende Anfrage dort lesen, Pläne von Schleppern haben und Dir weiter helfen können.

 

Eine Anfrage nach einem Schiff (Modell, Plan) sollte außerdem immer möglichst viele Informationen enthalten:

 

Schiffstyp, ungefähres Baujahr, Nationalität, Tonnage etc.

 

Je mehr Du angibst, umso leichter kann Dir wer helfen (das gilt übrigens für viele Fragesteller in diesem Forum).

 

Wie Du siehst fragt Commodore schon nach Informationen (Bilder, Links etc)

 

Wenn man nicht weiß, ob Du von einem Flugzeugträger, einem U-Boot oder einem Wikingerschiff sprichts, kann man nur schwer konkrete Antworten geben.

 

Viel Erfolg beim Weitersuchen

 

Klaus

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Hallo Klaus,

 

um zu Deiner Eingangsfrage zurück zukommen. Wenn mich nicht alles täuscht habe ich dieses Buch mit seinen Plänen.

 

Wenn der Linienriss noch interessant ist sage bescheid.

 

Gruss

 

Michael

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Guest Model Mariner

Hallo Schlickrutscher,

 

danke für das Angebot, aber den Linienriss hab ich

 

1. inzwischen vom Modellskipper erhalten und werde ihn

 

2. wie erwähnt selbst (re)konstruieren.

 

Gruß Klaus

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Guest Claus Schaefer

Hallo Klaus,

 

ich habe den Linienriss auch, biete ihn Dir aber nicht an, sondern möchte gern mehr über die Methode erfahren. Richtig so?

 

Also: Bitte weitermachen!

 

Grüße

 

Claus

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  • 2 weeks later...
Guest Model Mariner

Mein Linienriss ist nun soweit fortgeschritten, dass ich mich an den angekündigten Bericht machen kann.

 

Bevor ich zur Beschreibung der eigentlichen Konstruktion komme, zuerst einiges zu den Grundlagen dafür.

 

Die erste Frage ist, was wissen wir von der Golden Hind?

 

Die Antwort dazu:

 

leider fast gar nichts.

 

Originalpläne (ausgenommen einige Fragmente) aus der fraglichen Zeit gibt es keine, ebenso kein Gemälde oder einen Stich der das Schiff zeigt.

 

Die Größe der Golden Hind wird in verschiedenen Urkunden mit 100t, 120 t oder 150 t angegeben.

 

Was wir aus jedoch aus einigen alten Handschriften wissen

 

- sind Regeln nach denen die Konstruktion durchgeführt wurde

 

- sind Verhältnisse verschiedener Abmessungen zueinander (Kiellänge, Breite, Raumtiefe, Radien der Bögen aus denen die Spanten zusammengesetzt wurden etc.) Diese Verhältnisse sind nicht absolut sondern immer von Â?.. bisÂ?..

 

- ist dass alle Spanten aus 3 Kreisbögen zusammengesetzt waren, deren Lage zueinander, nicht aber deren Radius sich über die Schiffslänge ändert. Diese Kreisbögen waren an Hilfslinien ausgerichtet die später beschrieben werden. Die sich daraus ergebende Spantform wird nach oben über eine Tangente oder einen nach innen gekrümmten 4. Bogen verlängert und nach unten durch eine Gerade oder ebenfalls durch einen nach innen gekrümmten Bogen mit dem Kiel verbunden.

 

-- ist dass die Tonnage nach der Formel:

 

Kiellänge x Breite x Raumtiefe dividiert durch 100 gibt die Ladefähigkeit in Tonnen.

 

berechnet wurde

 

Weiters haben wir die bereits erwähnte anonyme Handschrift von ca. 1620, in der die Konstruktion und das Verhältnis der Abmessungen zueinander erklärt wird und die Â?Notes on ShipbuildingÂ? von Thomas Harriot (ca. 1600) und viele Abbildungen, Stiche etc. die verschiedene Schiffe aus dieser Zeit zeigen.

 

Damit ist klar, dass wir kein genaues Abbild der Golden Hind, sondern nur ein Schiff das dem Typ und der angenommenen Größe der Golden Hind entspricht rekonstruieren können.

 

Zu den Abmessungen unserer Rekonstruktion:

 

Die Hauptabmessungen (Kiellänge, Breite und Tiefe) lassen sich unter Berücksichtigung bekannter Verhältnisse aus der Tonnage ableiten.

 

Wie bereits erwähnt nehme ich als Grundlage für die Rekonstruktion die Seitenansicht bzw. den Längsschnitt der Pläne von Rolf Höckel und habe damit neben der Form von Vorder- und Achtersteven die erste Hauptabmessung: die Kiellänge.

 

Bei der Ermittlung der Raumtiefe aus der Tonnage haben wir bereits das nächste Problem:

 

Als Tiefe wurde teilweise das Maß Oberkante Kiel bis zur Horizontalen in der größten Breite, teilweise jedoch das Maß von Oberkante der Auflieger (damit ca. 8 Zoll über Kieloberkante) bis zur Oberkante Deckbalken genommen.

 

Nach den von Höckel verwendeten Maßen errechnet sich eine Tonnage von ca. 92,5 t.

 

Das beste Breiten - Längenverhältnis ist 9:25 (= 0,36).

 

Die Raumtiefe soll zwischen einem Drittel und maximal der halben Breite liegen (bei Höckel ca. 0,55 b).

 

Um bei der Tiefe nicht das Maximum zu überschreiten habe ich sie mit 9Â?4Â? angesetzt und die Breite gegenüber dem Höckel Plan etwas erhöht auf 18Â? 8Â?.

 

Die Maße von Kiel, Vorder- und Achtersteven etc. habe ich vom HöckelÂ?schen Plan übernommen, aber jeweils so gerundet dass sich die Maße jeweils auf Fuß und Zoll ausgehen.

 

Den Bericht zur Konstruktion gibt es demnächst.

 

mfg

 

Klaus

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  • 3 weeks later...
Guest Model Mariner

Konstruktionsbericht einer Galeone Ende 16. / Anfang 17. Jahrhundert

 

(rekonstruiert nach Datenbankcrash)

 

Mein Linienriss ist nun soweit fortgeschritten, dass ich mich an den angekündigten Bericht machen kann.

 

Bevor ich zur Beschreibung der eigentlichen Konstruktion komme, zuerst einiges zu den Grundlagen dafür.

 

Die erste Frage ist, was wissen wir von der Golden Hind?

 

Die Antwort dazu:

 

leider fast gar nichts.

 

Originalpläne (ausgenommen einige Fragmente) aus der fraglichen Zeit gibt es keine, ebenso kein Gemälde oder einen Stich der das Schiff zeigt.

 

Die Größe der Golden Hind wird in verschiedenen Urkunden mit 100t, 120 t oder 150 t angegeben.

 

Was wir aus jedoch aus einigen alten Handschriften wissen

 

- sind Regeln nach denen die Konstruktion durchgeführt wurde

 

- sind Verhältnisse verschiedener Abmessungen zueinander (Kiellänge, Breite, Raumtiefe, Radien der Bögen aus denen die Spanten zusammengesetzt wurden etc.) Diese Verhältnisse sind nicht absolut sondern immer von Â?.. bisÂ?..

 

- ist dass alle Spanten aus 3 Kreisbögen zusammengesetzt waren, deren Lage zueinander, nicht aber deren Radius sich über die Schiffslänge ändert. Diese Kreisbögen waren an Hilfslinien ausgerichtet die später beschrieben werden. Die sich daraus ergebende Spantform wird nach oben über eine Tangente oder einen nach innen gekrümmten 4. Bogen verlängert und nach unten durch eine Gerade oder ebenfalls durch einen nach innen gekrümmten Bogen mit dem Kiel verbunden.

 

-- ist dass die Tonnage nach der Formel:

 

Kiellänge x Breite x Raumtiefe dividiert durch 100 gibt die Ladefähigkeit in Tonnen.

 

berechnet wurde

 

Weiters haben wir die bereits erwähnte anonyme Handschrift von ca. 1620, in der die Konstruktion und das Verhältnis der Abmessungen zueinander erklärt wird und die Â?Notes on ShipbuildingÂ? von Thomas Harriot (ca. 1600) und viele Abbildungen, Stiche etc. die verschiedene Schiffe aus dieser Zeit zeigen.

 

Damit ist klar, dass wir kein genaues Abbild der Golden Hind, sondern nur ein Schiff das dem Typ und der angenommenen Größe der Golden Hind entspricht rekonstruieren können.

 

Zu den Abmessungen unserer Rekonstruktion:

 

Die Hauptabmessungen (Kiellänge, Breite und Tiefe) lassen sich unter Berücksichtigung bekannter Verhältnisse aus der Tonnage ableiten.

 

Wie bereits erwähnt nehme ich als Grundlage für die Rekonstruktion die Seitenansicht bzw. den Längsschnitt der Pläne von Rolf Höckel und habe damit neben der Form von Vorder- und Achtersteven die erste Hauptabmessung: die Kiellänge.

 

Bei der Ermittlung der Raumtiefe aus der Tonnage haben wir bereits das nächste Problem:

 

Als Tiefe wurde teilweise das Maß Oberkante Kiel bis zur Horizontalen in der größten Breite, teilweise jedoch das Maß von Oberkante der Auflieger (damit ca. 8 Zoll über Kieloberkante) bis zur Oberkante Deckbalken genommen.

 

Nach den von Höckel verwendeten Maßen errechnet sich eine Tonnage von ca. 92,5 t.

 

Das beste Breiten - Längenverhältnis ist 9:25 (= 0,36).

 

Die Raumtiefe soll zwischen einem Drittel und maximal der halben Breite liegen (bei Höckel ca. 0,55 b).

 

Um bei der Tiefe nicht das Maximum zu überschreiten habe ich sie mit 9Â?4Â? angesetzt und die Breite gegenüber dem Höckel Plan etwas erhöht auf 18Â? 8Â?.

 

Die Maße von Kiel, Vorder- und Achtersteven etc. habe ich vom HöckelÂ?schen Plan übernommen, aber jeweils so gerundet dass sich die Maße jeweils auf Fuß und Zoll ausgehen.

 

Den Bericht zur Konstruktion gibt es demnächst.

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Guest Model Mariner

(wiederhergestellt nach Datenbankcrash am 5.1.2004)

 

Die Konstruktion:

 

1. Seitenriss und Hilfslinien zur Konstruktion der Spantform.

 

Neben dem Umriss in der Seitenansicht sind es 4 Hilfslinien, durch die in erster Linie die Form des Rumpfes bestimmt wird:

 

Bild1.jpg

 

1) Narrowing Line of Breadth (rot in der Draufansicht)

 

2) (grün in der Draufansicht)

 

3) Hight of Breadth Line oder Upper Rising Line (rot in der Seitenansicht)

 

4) Rising Line of Floors oder Lower Rising (grün in der Seitenansicht)

 

5) Toptimber Line (blau in der Seitenansicht)

 

6) Toptimber Line (blau in der Draufsicht)

 

1) und 2) bzw. 3) und 4) sind jeweils die gleichen gekrümmten Linien jeweils in Seitenansicht bzw. Grundriss.

 

An diesen Hilfslinien wurden die Spantbögen ausgerichtet. Während die Line of Breadth und die Toptimber Line tatsächlich an der Außenseite des Rumpfes verlaufen (und dort angezeichnet werden könnten) sind die Lines of Floors 3) und 4) nur theoretische Linien, die zur Konstruktion benötigt werden, aber eigentlich im Innen des Rumpfs verlaufen und nur beim Hauptspant die Außenseite berühren (dazu später mehr)

 

Die Narrowing Line of Breadth und die Narrowing Line of Floors sind im Achterschiff (vom Hauptspant nach hinten) eine Kurve 3. Potenz, im Vorschiff eine Kurve der 4. Potenz, die Rising Line of Floors und die Hight of Breadth Line sind Kreisbogen, die Toptimberline ist die gleiche Linie wie die Hight of Breadth Line jedoch um die Raumhöhe nach oben versetzt. Eine andere Variante für die Toptimberline wäre bei jeder Spantposition die jeweilige Höhe der Hight of Breadth Line zu verdoppeln. Verschiedene Schiffsbauer (konstrukteure) werden vermutlich unterschiedliche Kurven verwendet haben.

 

2. Konstruktion der Spanten:

 

Ende des 16. / Anfang des 17. Jahrhunderts wurden (zumindest bei englischen Schiffsbauern) alle Spanten aus folgenden Bögen zusammengesetzt (deren Radien ich in den folgenden Skizzen mit R1, R2, R3 und R4 bezeichne), die an den erwähnten Hilfslinien ausgerichtet wurden:

 

Bild1.jpg

 

Bild 1

 

R1 Floor Sweep (Unterer Spantbogen) wird an der Narrowing Line of Floors angesetzt

 

R2 Reconciling Sweep (verbindet den Floor Sweep mit dem Breadth Sweep)

 

R3 Breadth Sweep (

 

R4 Toptimber Sweep (wurde oft durch eine Gerade ersetzt

 

Die eingezeichneten Spanten sind vor dem Hauptspant mit Buchstaben, hinter dem Hauptspant mit Zahlen bezeichnet. Als Spantabstand habe ich 768 mm gewählt (um im Maßstab 1:64 auf 6mm starke Spanten mit jeweils 6 mm Abstand zu kommen).

 

Bild2.jpg

 

Bild 2

 

Bild 2 zeigt den Hauptspant in 2 Versionen, einmal konstruiert aus den Radien R1, R2 und R3 und darüber einer Geraden (Tangente von R3 zur Toptimber Line) und einmal aus 4 Bögen.

 

Die in Bild 2 und Bild 4 eingezeichneten Kreuze zeigen die Lage der 4 Hilfslinien in den jeweiligen Querschnitten (Spanten)

 

Bild3.jpg

 

Bild 3

 

Bild4.jpg

 

Bild 4

 

Bild 3 zeigt einen Spant im hinteren Teil des Schiffes, Bild 4 den gleichen Spant (links) und einen Spant im Vorschiff (rechts). Die Lage der Hilfslinien (Line of Breadths etc.) ist in Bild 2 und 4 jeweils durch Kreuze in den entsprechenden Farben eingezeichnet. Bild 4 zeigt, dass wie bereits erwähnt die Line of Floors im Schiffsinneren verläuft (grüne Kreuze). Die unteren Spantbögen werden mit dem Kiel durch einen Bogen mit dem Radius R1 verbunden (dies ist jedoch nicht bei allen Spanten möglich (darauf komme ich später zurück).

 

Bild5.jpg

 

Bild 5

 

Bild6.jpg

 

Bild 6

 

Bild 5 und 6 zeigen die so konstruierten Spanten bis zur Höhe der Toptimber Line (das ist noch nicht die endgültige Höhe) und noch ohne Verbindung der Floors zum Kiel (wie in Bild 4 eringezeichnet) In Bild 5 sind alle Radien R1 und R 3 eingezeichnet, beide Bilder zeigen die Line of Breadths (rot) und die Floor Line (grün) in Vorder- (rechts) bzw. Hinteransicht (links). In Bild 6 sind außerdem die (mit Ausnahme des Hauptspants nur theoretischen Floors) als waagrechte grüne Linien eingezeicnet.

 

Eine Kontrolle mittels gezeichneter Wasserlinien zeigt, dass die so ermittelten Spanten einen harmonischen Verlauf haben, da aber im Vorschiff ab ca. Spant G die Line of Floors stark ansteigt und gleichzeitig der Kiel in den noch oben verlaufenden Vorsteven übergeht und das Schiff damit im unteren Bereich sehr schmal wird, muss die Form von Spant G und der Spanten davor allerdings geändert werden. Dies lässt sich mit dieser Konstruktionsmethode allerdings nicht erreichen, dazu muss man entweder Wasserlinien (die zu dieser Zeit noch nicht gebräuchlich waren) zur Hilfe nehmen oder die benötigte Form auf eine andere Weise finden. Das haben die Schiffkonstrukteure offenbar den Schiffsbaumeistern überlassen. Das gleiche gilt für die verkehrten Bögen, die von R1 zum Kiel laufen.

 

Fortsetzung des Konstruktionsberichts demnächst.

 

Klaus

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Guest Model Mariner

Die Spanten G und I können wie bereits erwähnt nicht mehr nach der beschriebenen Methode konstruiert werden. Im Bugbereich kann neben der Rising Line of Floors auch die Line of Breadth nicht mehr verwendet werden da sie einen viel zu spitzen Bug (in der Draufsicht) ergeben würde.

 

Die Form der Spanten G und I wurden zeichnerisch ermittelt und anhand danach gefertigter Modellspanten überprüft und abgeändert.

 

Spanten7.jpg

 

Das gleiche wurde mit Spanten 13 (im unteren Bereich) und den Spanten dahinter gemacht.

 

Die Risse aller Spanten wurden auf Basis des Seitenrisses auf die richtige Höhe gebracht (die Auflanger je nach Spantposition verkürzt bzw. verlängert) und unter dem Flach tangential bzw. mit verkehrten Kurven mit dem Kiel verbunden.

 

Der so fertig gestellte Spantriss ist in Bild 7 dargestellt.

 

Spantriss_Var_1.jpg

 

Bild 7

 

Gemäß der anonymen Handschrift kann man einen nach dieser Methode ermittelten Spantriss für Schiffe unterschiedlicher Größe verwenden indem man nur den Maßstab ändert. Ich habe meinen Riss mit einem CAD Programm im Maßstab 1:1 gezeichnet und 1:64 ausgedruckt. Nehme ich diesen Ausdruck mit 1:96 an, so würde er für ein Schiff mit 120 Tonnen gelten, bei 1:72 ergeben sich ein Schiff mit 306 t. Die Lager der Decks wäre dabei jedoch jeweils anders festzulegen.

 

Die Breite der Spanten auf Höhe der Toptimber Line liegt zwischen minimal 2/3 und maximal ¾ der größten Breite.

 

Da die 2/3 als der bessere Wert galten, habe ich diesen Wert verwendet. Dies führt allerdings zu einem extrem schmalen Achterschiff, was man oft auf alten Stichen von Galeonen sieht.

 

Bei einem so kleinen Schiff wie des Golden Hind mit den angenommenen Maßen ergibt sich allerdings ein Poopdeck mit einer Breite von nur knapp über einem Meter an der Hinterkante.

 

Aus diesem Grund habe ich den Riss nochmals gezeichnet mit einer Toptimber Line entsprechend ¾ der größten Breite und komme damit auf ungefähr die Abmessungen des Poopdecks wie in der Rekonstruktion von Höckel:

 

Spantriss_Var2.jpg

 

Das ganze in Holz umgesetzt gibtÂ?s demnächst im Forum Bauberichte

 

mfg Klaus

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