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Schiffsmodell.net

Restauration einer Oceanic


JL

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Das Modell, das vor Jahren (so mindestens dreißig) von Hegi hergestellt wurde, konnte ich Anfang des Jahres von einem Mitglied dieses Forums erwerben. Der Modelltransport aus Norddeutschland klappte Dank des forum-organisierten Transportservice in absoluter Traumzeit von gerade einmal zwei Tagen :that:; in Abwandlung des häufig zitierten Spruches eines antiken Feldherrn: „Ich fragte, telefonierte und es wurde gebracht“. Natürlich ist so ein Baukasten alter Fertigung nicht mit den heutigen Möglichkeiten zu vergleichen; mir war also klar, dass neben dem Ersatz der Fernsteuertechnik noch einiges an Arbeit auf mich zukommen würde. Dazu möchte ich in loser Folge berichten.

 

Das Original

Dazu haben schon Andere besser Informationen zusammen getragen als ich das könnte. Aus der Vielzahl der Quellen, die sich so im Internet finden lassen, möchte ich die folgenden zwei erwähnen:

http://www.tugboats.de/oceanic.html

http://www.seatowage.de/oceanic/

 

Technik

Der Vorbesitzer hatte die technische Installation mit sehr viel Heißkleber bewerkstelligt; zum Glück, kann ich nur sagen, denn mit etwas sanfter Gewalt konnte ich die Einbauten, die mir im Wege waren, entfernen, ohne dass ein größerer Schaden entstanden ist. Da ich nicht so ein Freund langer Ruderanlenkungen bin (wenn sie sich denn vermeiden lassen) habe ich als erstes ein kleineres Servo direkt in der Nähe des Ruders installiert.

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Die Drehzahlsteller (ich wollte beide Motoren getrennt voneinander steuern können) kamen auf eine Platte über den Motoren. Die Befestigung habe ich etwas aufwendiger machen müssen. Eventuell werde ich später noch die Motorhalterung von Heißkleber-Bett auf eine etwas Geräuschärmeres umstellen; dazu sollte in der unmittelbaren Umgebung der Motoren noch genug Platz sein. Deshalb hat die Trägerplatte für die Drehzahlsteller im vorderen Bereich keine durchgängige Auflage bekommen.

 

Eine kleine Platine verteilt die Spannung und die Signale der Empfangsanlage auf die drei Verbraucher (1x Ruderservo, 2x Drehzahlsteller). Den Bereich mittschiffs habe ich für einen 6V 6Ah Akku freigehalten.

Diesen habe ich aus schon länger vorhandenen Einzelzellen, die ich vor ca. 20 Jahren günstig erstanden habe, konfiguriert. Nicht alle hatten, trotz regelmäßigem Laden, die lange Lagerzeit überstanden; aber es hat mit etwas gutem Zureden (dazu kommt noch ein separater Bericht) doch für zwei Akkus gereicht. Inzwischen hat sich eine Fahrtzeit von ca. 3 Stunden für einen Akku herausgestellt; es reicht also für einen langen Tag am See.

Um für zukünftige Änderungen nicht durch vorhandene Einbauten behindert zu werden, sind zwischen Bugstrahlruder und Akku-Halterung zwei L-Profile aus Aluminium eingeklebt (diesmal kein Heißleim, sondern mit Microballoons angedickter Epoxidkleber). Darauf kommt dann die Platte, die neben der Pumpe für die Löschmonitore auch den Schalter für das Bugstrahlruder trägt. Darüber gibt es noch eine Befestigung, auf der dann der (steckbare) Empfänger und die Sicherungsplatine montiert sind.

 

Da ich diese Platinen ohnehin fräse und sie dafür mit einem CAD-Programm (ich nehme dazu Target 3001!) zuvor zeichne, bietet es sich an, auch den kompletten Schaltplan zu erstellen. Es geht auch ohne, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich selbst nach einiger Zeit nicht mehr sicher bin, wie ich die Einzelteile miteinander verschaltet habe; ich bin dann immer recht froh, wenn ich noch Aufzeichnungen dazu finden kann. Also, ein wenig Dokumentation schadet nicht.

large.Sicherung.jpg.12d6a4f4fcfbfd5a8089ddf94f3d8f1c.jpglarge.Antrieb.JPG.cf03824575271ec5654ca78e76acce0d.JPGlarge.PumpeQSR.jpg.aef7dc47b69d70ea54b355d46f298a62.jpg

Und im Ergebnis sieht es dann so aus:

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Für die zweite, kleinere Platine habe ich mir jetzt ein Foto gespart...

 

Das Modell hat für alle diese Arbeiten erfreulicherweise ausreichend große Decksöffnungen. Ich war nicht ganz zufrieden mit der Stabilität der Ränder und habe sie daher mit L-Profil aus Aluminium stabilisiert. Dabei habe ich auch wieder eine (herausnehmbare) Querstabilisierung eingebaut, um die doch große Öffnung im Hauptdeck stabil zu bekommen. Bei der Öffnung unter den vorderen Aufbauten ist dies aufgrund der Größe nicht notwendig.

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Mit dieser Installation ist dann die Oceanic beim Ansegeln an der Saaler Mühle wieder auf Fahrt gegangen.

http://jl.schiffsmodell.net/20110402_161940.JPG

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An der Technik war soweit nichts auszusetzen, allein das Ein- und Ausschalten des Bugstrahlruders über den Servoschalter ist nicht so günstig, weil sich die Wirkung nur schlecht dosieren lässt. Diesen Schalter werde ich noch gegen einen Drehzahlsteller tauschen.

Merkwürdigerweise war diesmal an der Saaler Mühle richtig Wind (für die Segelboote), so dass reichlich Wasser überkam, von dem sich aufgrund des undichten Backdecks ca. 70 ml auch im Modell angesammelt hatten. Der Ersatz des Backdecks wird als nächstes in Angriff genommen...

(wird fortgesetzt)

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Bei der Änderung der Ansteuerung von Pumpe und Querstrahlruder von Servo-Schalter auf Drehzahlsteller wäre mir fast ein fataler Fehler (mit direkter Rückmeldung der Elektronik vermutlich in Form von Rauchzeichen) unterlaufen. Beide Steller bringen ein BEC mit sich, und das wäre aufgrund der Servoanschlüsse mit 3 Polen auf der Verteilerplatine nicht gut gegangen. Aber glücklicherweise habe ich das vor dem Einschalten noch gemerkt und, weil ich an den Anschlüssen der Drehzahlsteller nichts ändern wollte aufgrund ihrer Verwendung in anderen Modellen, einfach ein kurzes Verlängerungskabel zwischengeschaltet, das aber die Plusleitung nicht weiter verbindet.

Im Modell sieht das ganze fertig dann so aus:

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Unterlagen

Für die weiteren Arbeiten habe ich mir den Generalplan bei Steinhagen-Modelltechnik bestellt, und zwar in der ursprünglichen Version vor den größeren Umbauten in den siebziger Jahren. Diese Stand passt besser zu dem alten Hegi-Bausatz. Dazu konnte ich von SanFelipe noch eine Kopie des Baukastenplans bekommen; auch einige Fotos des Originals fanden ihren Weg zu mir.

All das reicht zum einen nicht für einen genauen Nachbau, weil die exakten Maße fehlen; zum anderen ist z.B. der Rumpf auch nicht ganz passend. Also wird es bestenfalls eine vorbildähnliche Gestaltung werden, bei der ich versuchen werde, die Proportionen aus den Fotos zu schätzen. Ganz wichtig dafür ist natürlich ein zweites Paar Augen. Glücklicherweise konnte ich einen gestandenen Fahrensmann für diese Aufgabe gewinnen, der auch gleich in der Werft anheuerte.

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Backdeck

Wie schon im ersten Teil erwähnt, war das Backdeck nicht ausreichend dicht. Es ist aus 1mm Sperrholz gemacht und hat sich stark verzogen; dazu ist irgendwie noch ein Loch hingeraten, das an dieser Stelle nichts verloren hat.

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Bei näherem Ansehen von Plan und Fotos wurde mir klar, dass ich hier mit Restaurieren nicht weiter kommen würde. Deshalb war Neufertigung angesagt. Nach einigem Zeichnen und Anpassen an den gegebenen Modellrumpf konnte es dann ans Fräsen gehen. Da das 1mm Polystyrol, für das ich mich entschieden hatte, recht flexibel ist, habe ich entsprechende Unterzüge zur Ausbildung der Balkenbucht (Höhe 1/50 der jeweiligen Decksbreite) vorgesehen. Die Positionen für die beiden Winden und Kettenstopper, sowie die Aufstellungsorte der Poller stammen aus dem Generalplan, sind aber ans Modell angepasst. Nach den Fotos habe ich schon einmal die Bohrungen für die Reling vorgesehen; auch hier ist das mehr schätzen als messen (Verteilen einer gegebenen Menge an Stützen auf eine gegebene Länge).

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In Einzelteilen, fertig für den Zusammenbau, sieht es dann so aus.

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Die beiden Winden sind, nach den Fotos geschätzt, etwa mannshoch und haben auch ein entsprechend wuchtiges Fundament auf der Back, das aus zwei Platten mit Unterzügen besteht. Hier war ein wenig Nachdenken angesagt, bis ich zu einer fräsbaren Lösung gekommen bin. Man kann mit einem 0,5 mm Fräser schon recht fein arbeiten, umgerechnet auf das Original sind die Materialstärken aber immer noch wenigstens ein Drittel zu stark. Wenn es wirklich stimmen soll, werden solche Teile wohl geätzt werden müssen.

Aus diesen Einzelteilen, hier sind auch noch Teile für die Kettenstopper und die Seilführung dabei, soll es entstehen:

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Einige Zeit weiter ist jetzt zumindest schon erkennbar, was es mal werden soll.

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Mit allen Fundamenten auf der Back sieht es in der Übersicht so aus:

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Nach den Vorbildfotos ist der Spant unterhalb des Backdecks auch nicht einfach so glatt wie das im Baukasten vorgesehen war. Schließlich befindet sich unter dem Backdeck noch so einiges an Technik, zum Beispiel der Windenantrieb, so dass es auch eine Zugangsmöglichkeit geben muss. Nach einigen Stunden des Zeichnens, Fräsens und Zusammensetzen ist der neue Spant endlich fertig:

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Die Balkenbucht kommt auf dem Foto etwas übertrieben herüber, aber das liegt an der Perspektive. Ans Modell gehalten sieht es schon passender aus.

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Dieser Bericht schreibt und liest sich deutlich schneller als ich das in der Praxis hinbekomme, daher wird der nächste Teil jetzt etwas länger auf sich warten lassen; aber er wird kommen.

 

(wird fortgesetzt)

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  • 1 month later...

Die Vorbereitungen für eine neue Back sind ja nun schon etwas her, ich konnte mich aber nicht sofort überwinden, brutal Hand ans Modell zu legen.
Nun das UT rückt näher, also muss es sein...

Als erstes wird das bisherige Schott radikal entfernt, weil es zu weit nach achtern positioniert ist. Zur Stabilisierung kommt ein Alu-Winkel an die neue Stelle, der Spalt im Deck wird mit 1mm Polystyrol geschlossen.

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Bei der Vorbereitung zur Neulackierung zeigte sich dann der vorherige Lack sehr kooperationsbereit und verließ das Deck nach leichtem Zureden mit einem breiten Schaber freiwillig ohne weiter mit Schleifpapier bedroht zu werden.

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Da kann man nur wieder einmal festhalten, dass der Untergrund vorm Lackieren angeschliffen werden sollte, wenn es denn später halten soll.

Bei der Gelegenheit muss auch noch das Schanzkleid etwas in der Höhe angepasst werden. Das ließ sich recht gut mit 3 Lagen 0,5 mm Polystyrol bewerkstelligen: die erste auf der Innenseite über die komplette, neue Höhe; die beiden folgenden können dann stumpf auf dem bisherigen Schanzkleid außen angesetzt werden.

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Zur Sicherung der Besatzung braucht es natürlich auch noch eine Reeling. Da stellt sich dann erst einmal die Aufgabe, in ein 1mm Messingrohr 2 Bohrungen mit 0,6mm Durchmesser für die Unterzüge einzubringen. Trotz Bohrständer gelingt das nicht freihändig, also muss eine Führung her. Die ist schnell aus einem Stück Sechskant-Messing auf der Drehbank hergestellt: Eine Bohrung mit 1,1mm in der Mitte und dann die Bohrungen für die Unterzüge senkrecht dazu. Fertig sieht es so aus:

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Die dritte Bohrung hätte ich mir auch schenken können. Auf die Stütze wird dann später der Oberzug aufgelötet.

Das Einfädeln der Stützen auf die beiden 0,5 mm Drähte braucht etwas Geduld, nach einigen Anläufen konnte ich das Ganze dann in die Montagevorrichtung (Ausdruck der Zeichnung vom Backdeck auf ein Stück Holz geklebt, fertig) stecken und verlöten.

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Bei diesen doch sehr kleinen Lötstellen hilft etwas Löthonig dem Lot auf die Sprünge, dadurch dass das Brettchen gut in der richtigen Position fixiert werden kann, geht es mit dem Löten auch gut voran. Auf jeden Fall deutlich besser, als wenn ich versucht hätte, die Reeling am Modell direkt zu löten.

Fertig sieht's dann so aus:

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Der Bauprüfer war noch nicht ganz zufrieden, er meinte, eine Stütze müsste noch etwas nachgearbeitet werden:

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Nach dem Entfernen der Flussmittelreste mit einer kleinen Metallbürste kommt zum Schluss noch Hammerit-Grundierung auf das Messing.

 

Das neue Schott wird eingebaut, die Back kommt dann auch endlich dauerhaft aufs Vorschiff.

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Der Kollege von der Werft meinte, es wäre schon mal ganz gut für den Anfang, aber wann denn die fehlenden Ausrüstungen wie Winde, Kettenstopper etc. kämen. Der Zulieferbetrieb macht jetzt aber erst einmal einen Firmenausflug zum UT... Fortsetzung kommt dann noch.

 

(wird fortgesetzt)

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