Wackeldackel

[Ralph Cornell]

Schlingerkiele als Rolldämpfungsmoment.

Hallo, Leute!

Wie einige von euch wissen, besitze ich eine "J.G.Repsold", eine Tonnenleger, von 1,25 m Länge. Leider ist das Schiff ein Wackeldackel. Insbesondere bei kurzen, steilen Wellen von Querab neigt sie dazu, sich so stark aufzuschaukeln, daß sie Wasser an Deck bekommt. Das findet leider oft genug einen Weg in den Schiffsbauch, und so starkes Schaukeln macht das Arbeiten mit dem Kran zur Qual.

Deshalb dachte ich daran, dem Kahn Schlingerkiele zu verpassen. Ich dachte an 2 mm dickes Plattenmaterial, Polystyrol oder ABS. Holz möchte ich nicht nehmen.

Die Schlingerkiele sollten eine Länge von 50 cm Länge haben und... wie hoch sein? Ich dachte an 1,5 bis 2,0 cm Höhe.

Lasst eure Erfahrung und euer Bauchgefühl sprechen!

[JojoElbe]

2-2,5cm... ist unter Wasser, da sieht es keiner...

ich hab an der Lübeck 1,5+cm die ist ca. 70cm lang ... sicher auch noch etwas Walzblei unter dem Kiel aber der Aufschaukeleffekt ist deutlich zurückgegangen. Schaukeln tut's natürlich trotzdem noch, nur ist da jetzt sozusagen ein Dämpfung zu merken.

sie sind ein klein wenig überdimensioniert...

J

[Chris DA]

Nach meiner Erfahrung zb mit der WESTERN FLYER: 1-1,5 mm PS Leiste und ca 10mm breit.... Naja.... 7 mm würde auch noch helfen. Am Rumpf anpassen und verstiften.

 

 

[Hansen-Bengel]

Effektiver wäre es natürlich, den Schwerpunkt niedriger zu bekommen... Aber ich denke, das weißt du schon.

2cm Höhe der Schlingerkiele halte ich auch für OK.

[Sandhoud]

Ich habe 1,5 mm GFK Plattenmaterial für Schlingerkiele verwendet.Aussen Ca 1cm hoch. Schlitze von ca. 1,5 cm Länge in den Rumpf geschnitten und den Kiel entgegen "verzahnt".Eingesteckt ,verklebt,etwas von innen  beigeschliffen und zur Sicherheit Epoxy und Matte.drauf.

[Ralph Cornell]

Das schöne Wetter lud dazu ein, auf der Veranda zu arbeiten - jedenfalls teilweise. Die Arbeit begann damit, die Kante der 2mm-Platte an den Bootsboden der "Repsold" anzupassen. Das allerdings konnte nur im Keller stattfinden, weil dort mein "Maschinenpark" an 12-Volt-Helferlein ist. Als besonders nützlich erwiesen sich ein kleiner Elektrohobel und ein Fächerschleifer.

Natürlich war der Bootsboden so krumm wie eine Banane. Die Höhe sollte 21 mm sein. Ein Streichmaß besitze ich nicht, aber zur Not tut ein vorsichtig geführter Zirkel den gleichen Dienst.

Erster Versuch: Ausschneiden. Das war weniger schön. Das Teil verzog sich. Grrr!

So gut es ging gerichtet, und dann das Pendant hinüberkopiert. Diesmal benutzte ich meine Laubsäge - meine Mini-Stichsäge hat leider den Dienst quittiert.

Und dann waren beide Schlingerkiele so gut wie fertig. Um sie etwas eleganter aussehen zu lassen und strömungsgünstiger zu machen wurden Bugseite (links) und Heckseite (rechts) noch etwas abgehobelt.

Und dann war es so weit: Ich spannte meine Mini-Kreissäge in die Bohrmaschine und sägte entlang der angezeichneten Linien einen 2mm breiten Schlitz in den Bootsboden - ungefähr 1 mm tief.

Nach Altväter Sitte wurde der erste Schlingerkiel mit Gummies auf den Bootsboden gespannt. Geklebt wurde mit 2K-Epoxy, dem ich Microballons beigemischt hatte.

Zuerst eine ziemlich dünnflüssige Mischung, um gute Anhaftung zu erreichen, dann etwas dickflüssiger als Spachtel entlang der Klebekante.

Jetzt muss ich bis morgen warten um zu sehen, wie es geworden ist. Dann wird die "Repsold" auf die andere Seite gelegt, und es folgt der 2. Schlingerkiel.

[chripsch]

Moin Ralph,

solide Arbeit! 👍

Meine Spiekeroog hat ebenfalls Schlingerkiele. Sie sind etwas kleiner als die von Joergs Lübeck. Last but not least ist das Boot trotzdem bei der Jungfernfahrt bei Schnellfahrt mit Hartruder im Pool gekentert und gesunken. 

Erst eine Schwerpunktverlagerung weiter nach unten unter Entfernung der eingebauten, aber zu langen Welle mit 600g Zusatzblei plus Reduzierung des maximalen Ruderausschlags hat letztendlich geholfen. 

Jetzt übersteht sie dafür auch schwere See mit großem Wellen und hat insgesamt gute Seeeigenschaften.  😀

Das Upgrade hat sich gelohnt.

Viele Grüße nach Berlin,

Christian

[Ralph Cornell]

vor einer Stunde schrieb chripsch:

Meine Spiekeroog hat ebenfalls Schlingerkiele. Sie sind etwas kleiner als die von Joergs Lübeck. Last but not least ist das Boot trotzdem bei der Jungfernfahrt bei Schnellfahrt mit Hartruder im Pool gekentert und gesunken. 

Das hatte ich auch schon - an meiner NEPTUN. Dort hatte ich Schlingerkiele angebracht, weil sie bei schneller Fahrt dazu neigte, sich aufzuschaukeln. Das tut sie jetzt nicht mehr, aber dafür ist mir das Gleiche passiert, wie Dir.

Allerdings ist der Freibord der NEPTUN recht klein. Zusatzblei würde sie nur noch tiefer gehen lassen. Gewicht oben: Der Mast aus Messingrohr könnte durch Kunststoff ersetzt werden, aber das würde bedeuten, auf den gemeinsamen Plus-Leiter zu verzichten.

Konsequenz: Nie wieder Hartruder bei schneller Fahrt.

[chripsch]

vor 1 Stunde schrieb Ralph Cornell:

Konsequenz: Nie wieder Hartruder bei schneller Fahrt.

Servus Ralph,

ich habe hier dann den maximal möglichen Ausschlag am Ruderhorn reduziert. Da kommt man erst gar nicht in die Versuchung.  😍

MS-Masten würd ich lassen. Alleine schon aus Stabilitätsgründen.  Kunststoff bricht mir persönlich zu leicht ab.  

Viele Grüße aus dem Süden, 
Christian

Edited August 10 by chripsch

[Ralph Cornell]

 

vor 20 Stunden schrieb chripsch:

ich habe hier dann den maximal möglichen Ausschlag am Ruderhorn reduziert. Da kommt man erst gar nicht in die Versuchung.  😍

Ja... nur leider verringert das natürlich die Wendigkeit... 😉

Der zweite Schlingerkiel ist eingefügt. Vorhin habe ich ihn "Vermufft", wie auch den ersten, denn in der Seitenlage ist es schwierig, auch an die Unterseite zu kommen.

Das ist den Spanngummis geschuldet. Natürlich gibt es keine Gummis in passender Länge; also habe ich jeweils vier Gummiringe aneinandergehängt. Als Knebel, der die vier Ringe zu einem Ganzen zusammenfügt, habe ich gewöhnliche Holzdübel genommen. Aber das bringt Probleme mit sich... Sinnvoll ist es, sie nach innen zu drehen, so daß sie den Schlingerkiel von unten her stützen. Aber sie verbrauchen da so viel Platz, daß man mit dem Spatel kaum von unten her herankommt.

Also nur eine Muffe an der Oberseite, abwarten, bis der Kleber ausgehärtet ist, dann das Ganze auf die andere Seite drehen und die Muffe innen applizieren. Das zieht sich eben.

Dann noch versäubern (mit Nasschleifpapier), und der Bootsboden wäre bereit zum Lackieren.

[MiSt]

vor 14 Stunden schrieb Ralph Cornell:

leider verringert das natürlich die Wendigkeit...

Hmmja, man könnte versuchen, das "Gas" in die Lenkung so zu mischen, dass bei mehr Fahrt der Vollausschlag kleiner wird  . 

[Tura-Lu]

Nun ja, das habe ich damals mit meiner robbe-Kompakt 2-Kanal-Anlage auch noch selbst hinbekommen.... :-))

[Ralph Cornell]

Die Schlingerkiele sind angebracht, der Bootsboden und die Kiele frisch lackiert. Die Fahrterprobung soll heute nachmittag erfolgen - schon mit dem neuen Sender, der Graupner MC-32expert. Eine totale Overkill-Anlage, wenn man mehr Kanäle braucht.

[Ralph Cornell]

Der Wackeldackel ist entwackelt! In dieser Hinsicht war die Anbringung der Schlingerkiele ein voller Erfolg. Die "Repsold" schaukelt zwar immer noch etwas, aber kein Vergleich zu vorher. Das Wackeln war so stark, daß das Pendeln des Krangewichts dazu führen konnte, daß es über den Kranarm hinweg schlug und sich verhakte. Das ist nun nicht mehr der Fall - es pendelt noch, aber bei weitem nicht mehr so stark.

Dafür hat der Kahn eine neue Unart entwickelt. Schon vorher neigte er dazu, aus dem Kurs zu laufen und zu gieren. Diese Neigung hat sich etwas verstärkt. Ich hatte ja angenommen, daß die "Repsold" mit der so vergrößerten Seitenfläche besser Kurs halten würde, aber das ist nicht der Fall. Die Ursache ist mir unklar.

Aber damit kann ich eher leben anstatt dieses gefährlichen Schlingerns. Um Kurs zu halten muss ich eben häufiger Ruder legen.

[JojoElbe]

vor 36 Minuten schrieb Ralph Cornell:

Aber damit kann ich eher leben anstatt dieses gefährlichen Schlingerns. Um Kurs zu halten muss ich eben häufiger Ruder legen.

Gyro einbauen?? 

https://de.aliexpress.com/item/1005006886055086.html?spm=a2g0o.order_list.order_list_main.35.3b485c5fTeBvTL&gatewayAdapt=glo2deu

(nur ein Beispiel)

Die Schlingekiele verhindern das Schaukeln nicht, dafür ist die Bootsform zu ungünstig, aber sie dämpfen es und verhindern so das Aufschaukeln, gerade wenn sie etwas überdimensioniert sind. Bei denem Kran ist die Überdimensionierung aber auf jeden Fall sinnvoll. 
 

[Ralph Cornell]

Ich denke, ich habe eine Erklärung für dieses Phänomen. Die Unterseite des Rumpfes ist fast gerade, nur leicht gewölbt. Die "Repsold" ist ein schweres Schiff, und durch diese Rumpfform schneidet sie nicht nur durchs Wasser - der Bug kommt etwas hoch, die "Repsold" legt sich auf das Wasser. Es ist, als ob sie stets ein wenig "bergan" fährt. Das unter dem Rumpf gestaute Wasser versucht, seitlich zu entkommen und versetzt dem Rumpf ein Gegenmoment.

Das war schon vorher spürbar, aber jetzt, mit den Schlingerkielen, reicht diese Stauzone noch weiter unter den Rumpf. Es braucht nur etwas Seitenlage, etwas zufallsabhängiges, und aus diesem seitlichen "Abrutschen" wird ein ganzer Schwall von Wasser, der dem Rumpf ein Gegenmoment verabreicht. Und natürlich ist dieses Momentum am stärksten, wenn die Fahrt des Schiffs am höchsten ist.

Ich zweifle daran, ob ein Gyro das ausgleichen kann. Und das wäre auch eine Erklärung für den Mangel an Kursstabilität trotz der Schlingerkiele. Ich glaube sogar, daß die Dinger wirklich für mehr Kursstabilität sorgen - aber eben nur bei geringer Fahrt.

 

[Steinbeisser]

Probiere mal einen Giro aus, du wirst staunen wie gut der funktioniert.

[bastianh92]

vor 41 Minuten schrieb Steinbeisser:

Probiere mal einen Giro aus, du wirst staunen wie gut der funktioniert.

Interessant. Und der Giro (von Jörg verlinkt) korrigiert gleich vollautomatisch mit?

Wie sensibel ist denn sowas?

Wenn ein Schiff auf 10 Meter n halben Meter nach links "driftet"... merkt er das?

[Steinbeisser]

Ich kann hauptsächlich für das Reely GT EVO System sprechen, da ich dieses in mehreren Modellen nutze. Und ja, so ein Modell mit Giro läuft schnurgeradeaus. Dabei ist es egal ob das Ruder nicht exakt eingestellt ist, Seitenwind bläst oder das  Motordrehmoment da mit rein spielt. Sobald das Boot vom geraden Kurs abweicht lenkt es dagegen. 

So fahren auch Jetboote geradeaus, bei denen das Motordrehmoment sonst fast immer für Unruhe sorgt.

[JojoElbe]

@Timhat so ein Gyro in seinem kleinen Airboat, er meinte auf dem Usertreffen dass es ohne kaum zu steuern sei. Ich werde es anfang september im kleinen Seenotrettungsboot testen, im chaotischen Schwimmbadwasser..

[bastianh92]

vor 49 Minuten schrieb JojoElbe:

kleinen Airboat

Ah ja. Ich erinnere mich bin ich ja auch gefahren

[Ralph Cornell]

Ich habe jedenfalls einen solchen Gyro bestellt. Mal sehen, wie wirksam er ist. Das ganze ist natürlich nur ein Experiment.

[Tim]

Wird sicher eine deutliche Verbesserung bringen. Wichtig ist, dass möglichst wenig Spiel in der Ruderanlenkung ist, aber davon gehe ich bei dir aus.