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Schiffsmodell.net

Baubericht Dampfboot "African Queen"


Gaschi

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Teil 1 Das große unbekannte Weiße aus der Schachtel

Coronazeit, Oktober 2020, bisheriges Rentnerleben ausgefüllt mit Motorradfahren, Schlagzeuger in zwei Bands, Angeln, Frankreich besuchen.

Wetter und Virus sind gegen alles. Verdammt zum  couchpotatoe ?

Nach dem Panzer, was jetzt tun ,siehe Standmodelle: 

musste was anderes her, irgendetwas was funktional ist. Fluggerät kommt nicht in Frage, kann ich nicht steuern, links rechts rauf runter, ich scheitere ja schon bei Jump and Run Spielen an der Konsole.

Foren und Kataloge online ( wegen Lockdown ) gewälzt. Frachter, Kriegsschiff, Arbeitsschiff ? Nö ! Sumpfboot wäre was, das flitzen mit dem Propeller hat was.

Da fiel mir die African Queen auf. Den Film mag ich, sie ist schnuckelig und nicht alltäglich und vielleicht sogar geeignet für Anfänger?

Und damit fängt es schon an. Kein Anbieter gibt detaillierte Empfehlungen zu RC Erweiterung an. Motor, Fahrtregler, Servos, Akkus. Niemand bietet ein System kompatibler Komponenten an.

So beginnt Ende November `20 die Forenrecherche. Und immer wieder lande ich auf Schiffsmodell.net.

Da ich Schwabe bin, schon zwei NiMH 3200 mAh Akkus meines Panzers hatte, sollten die Komponenten kompatibel zu 7,2 Volt sein.

Angelesen wäre für so ein Modell, wie Schlepper usw. ein langsam drehender Motor, brushless, wegen einfacherem Fahrtregler; Fahrtregler mit geeigneter Ampèrezahl, doch nicht zu viel. Servos, Schalter, Soundmodule; Steckverbindungen, Klebezeugs, Bearbeitungsgeräte?

Habe für Grobhandwerker alles zu Hause. Schleifpapier (eher für Dachlatten), Bohrmaschinen- und Hämmer, Bohrer für Wand, Beton und sonstige diverse Maschinen, Feilen, Sägen (Baum), Schraubendreher aller Formate und Systeme, Farben, Kleber, was man alles so hat nach 40 Jahren Hausinstandhaltung. Alles ungeeignet für Minispaß.

 

AQ_Karton.jpg.abb1aae0cf4c81a9a3f3f6c7ed241283.jpg

Erstmal Schachtel auf: aha, weißer Rumpf mit großem Tiefziehrand außen rum, viele Holzleisten, Laser geschnittenen Ausstanzholzplatten, drei Plastikgußteile, etliche Tüten mit Messingteilen und Messingrohren. Und eine achtseitige Bauanleitung, davon drei Seiten mit Stückliste. Die reine Bauanleitung besteht nur aus Teilzeichnungen mit dem Text :

„ bauen Sie die Teile zusammen wie auf der Abbildung gezeigt“.

Welcher Kleber? Holz, Plastik, Sekundenkleber, 2K Kleber, Epoxi, schnell härtend, dünnflüssig ?  Arbeitsablauf, wie was wann wo?

Des Nächtens dachte ich nach, welcher Bastelschritt morgen ansteht und musste umdenken. Schritt 6 vor 3, Schritt 4 vor 1 usw.. Nicht lackiern und malen vor Kleben, hält nicht. Kabeldurchlässe in Spannten vor Einkleben, zu öffnende Türen zum Vordeck in Spant 1; vergessen, daß der Boden sich um x mm erhöht, Ruderanlage sich ausdenken, vorbereiten, aber nicht einbauen, weil sich eh alles ändert.

Einen großen Teil meiner Bauzeit verwendete ich auf die Planung der Bauabschnitte, was mir anfänglich nicht in den Sinn gekommen wäre. Bisher halten sich Nachdenkzeit und Bastelzeit die Waage.

Wie steuere ich die offenliegende Ruderpinne an ohne die Optik zu verhunzen, wie bekomme ich die Dampfmaschine zum drehen, Fragen über Fragen, deren Antworten bestimmt nicht in der rudimentären Anleitung zu finden sind.

Diese versuchten Vorplanungen machen mir sehr viel Spaß und erinnern mich an frühere Operationsplanungen bei nicht alltäglichen OP`s.

Erstmal Werkzeug. So viel wie möglich sollte mit dem vorhandenen Fundus zu bewerkstelligen sein.

Ich entschied mich für einen Proxxon 28515 angesichts so vieler Kleinstbohrungen, -fräsungen und -schleifungen.

https://www.proxxon.com/de/images/produkte/lightbox/28515.png

 

Das erste Problem war, wo schneide ich den überstehenden Rand des Rumpfes ab?

Wird nirgenwo, auch im Netz nicht erklärt.

So, daß nur die senkrechte Wand des Rumpfes stehen bleibt? 2 mm, 4 mm Überstand? Ich entschied mich für 2 mm Überstand, nachdem ich das Deckteil mal auf den Rumpf gehalten habe. Ich dachte ich hätte damit eine größere Auflage- und Klebefläche, ggfls. kann ich den Winkel zw. Bordwand und Deck geschmeidig rund spachteln oder einfach abschneiden.

Wie schneide ich den Überstand des Rumpfes ab und mit was? Ich hatte nur Diamantscheiben, Schere? Die Diamantscheiben am Proxxon schmieren zwar zu, Plastik schmilzt, aber es ging und mit Sandpapier wurde ein gleichmäßiger Rand erzeugt. A propos Schleifen, ich habe in meiner Werkzeugkammer nur grob und mittel, das muss reichen. Auch wenn ich jetzt vor den Augen der richtigen Modellbauer in Ungnade falle, als Schwabe wird „gnomme was da isch“. Der Rest ist teuer genug, dazwischen muss man improvisieren.

Spanten einkleben. Halt, da erster Spant einen sichtbaren, oberen Teil als Abgrenzung zum Vorschiff hat, zuerst beizen.

Da mein gewählter Motor,

Krick Max 500, bei 7,2 V 5400 U/min, Leerlauf 0,5 A, max. Wirkungsgrad 4,5 A, Länge 70 mm, Durchmesser 50 mm, Welle 3,17 mm, 160g,

länger und höher ist als das im Bauplan skizzierte Kästchen ohne Namen, verschob ich die weitere Platzierung der Spanten auf später um kein raumforderndes Problem zu erzeugen.

Jetzt Stevenrohr und Welle ( war im Bausatz dabei ) mit Motor an starrer Kupplung.

Statt der mitgelieferten schwarzen Plastikschraube bestellte ich mir nach gut Dünken eine 40 mm, dreiblättrige Messingschraube. Keine Ahnung ob die für die Umdrehungszahl mit ihrer Steigung der Blätter ok ist, aber sie sieht gut aus. Die kleine Mutter am Wellengewinde soll wohl als Kontermutter dienen. Ein Loch im Heck für die Wellendurchführung scheint wohl, nach Anhalten der Schraube, genau mittig gelegen noch eine freie Drehung der Schraube zw. Heckeinbuchtung und dem Haltehölzchen zur Aufnahme des unteren Ruderschafts zu ermöglichen.

AQ_Schraube.jpg.87796fb88629d44341e7bb7d1982c6d9.jpg

Aus vorhandenen Blechteilen und groben Schrauben habe ich mir eine Motorhalterung gebastelt, die in Höhe und Neigung verstellbar ist.

Ich will alles so bauen, damit ich an alle Teile wieder gut ran komme und sie jederzeit ohne Aufwand wechseln kann.

Das Stevenrohr incl. Welle plus Schraube mit angeflanschtem Motor und Halterung wurde mit Sekundenkleber provisorisch fixiert und anschließend unprofessionell mit Epoxidharz reichlich verklebt (verschmiert). In Erinnerung an Carbonfasern im Motorsport und Ermangelung derselben versuchte ich die Faserstruktur mit, meiner Freundin geklauten, Sockenwollfäden Abhilfe zu schaffen. Sieht unter Deck nicht so toll aus , funktioniert aber wie Laminatgewebe. Daher verwendete ich dies auch bei der Verklebung der Spanten.

AQ_Motorhalterung.jpg.386190a58d9dc1ebb4a52771a8f5a1ff.jpg

Ein Abfallholzstückchen wurde mittig, passen unter das Stevenrohr eingegossen.

Da, wiederum angelesen, der Fahrtregler nah beim Motor sein soll, baute ich mir eine Halterung aus der er schnell ausgebaut werden kann.

Fahrtregler : Quicrun 1625, brushed, 25 A

Brettchen mit versenkten und verklebten Muttern, 2 lange Schrauben , ein Messingplättchen zum Festklemmen.

AQ_HalterungFahrt.jpg.d026a78dc7ad910130c95d11b48d4481.jpg

Bei diesem Arbeitsschritt entschied ich auch: Stromversorgung und Verteilung Steuerbord, Empfänger und Verteilung Backbord.

Die Motorhalterung fixierte ich in ihrer Endstellung bei geringster Vibration und hörbar schnellstem Motorlauf. Also eher empirisch. Zudem spendierte ich noch eine Elastik Wellenkupplung aus dem Katalog.

AQ_Motorhalterung2.jpg.805d58f0d990e45e9ef6194741681230.jpg

Zu Kommentare zum Baubericht

Edited by Gaschi
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Teil 2 Das Ruder rudert voran

Nun habe ich gelernt was ein Ruderkoker ist.

Das Bild (kein Text dabei) der Bauanleitung zeigt Ruderstange an Ruderblatt. Wie?

Vorsichtig Kehle in Ruderblatt gefräst, aber nur da ankleben hält doch nie.

Hatte mir vorausschauend dünne Messingplatte bestellt. Streifen geschnitten, Löchlein gebohrt (guter Proxxon), mit Grobhammer und Rundbiegezange Halterungen gefertigt, dann alles zusammengeklebt mit Sekundenkleber. Kleine Messingstifte ( noch übrig vom Bilderaufhängen ) in passender Länge durch die Bohrungen gesteckt, leicht überstehend auf der gegenüberliegenden Seite abgekniffen und auf dem Schraubstock vorsichtig vernietet. Hält, passt wackelt und hat Luft. Bin nicht unzufrieden.

AQ_Ruderanlage2.jpg.57b222e6540b7b88dad932596ddbd710.jpg

Beim Anprobieren an das Schiffsheck null Übereinstimmung mit der Planzeichnung. Das Heck des Rumpfes verläuft schräg zum Bug geneigt und bei senkrechtem Anhalten des Rudergestänges fehlt zum Fixieren fast 1 cm zum Heck.

Also abweichen vom Bauplan und improvisieren, nicht scale, aber für mich eine durchaus schiffsingenieurkunsttechnisch akzeptable Lösung, diese Heckhalterung aus Holz.

Zudem konnte ich meine neuerworbene Fertigkeit der Messingblechbearbeitung ( ich liebe die Farbe des Messings ) in meinen, mit rosaroter Brille verklärten Augen, direkt ausspielen.

20201228_175424.jpg.029b7850955fad2b714d71dec60a6804.jpg

Die im Innenraum schon erstellte Holzrückwand dient nun zur zusätzlichen Verschraubungsunterstützung der Holzkokerhalters. Nach Lackierung des Rumpfes ist die Ruderhalterung bereit zur Anbringung.

AQ_Ruderservohalterung.jpg.5a0a81a5108ae0509b7c404f2e0ff90c.jpg

Servosorgen:

Ursprünglich war der frei nach Schnauze bestelle Servo :

Rovor S0270 analog, Metallgetriebe, 27 g, 3,21x 1,63 x 2,95 cm

zur Steuerung der Pinne gedacht und der Mikroservo:

Mopei SG90AQ_Servomist.jpg.887b7b26606097c5e3afb1ae7970d844.jpg

zur Ansteuerung eines Mikroschalters des Soundmoduls „Dampfpfeife“ geplant.

Sehr günstig und sehr klein. Gibts beim großen A auch im 10er Pack für 13,89 €

Ich hatte dummerweise nur den 2er Pack bestellt, hätte mindestens den 10er nehmen sollen. Vielleicht hätte einer davon funktioniert. Beide wurden nach einer Minute Gebrauch zum Spiegeleierbraten heiß und stellten daraufhin ihren Betrieb ein, obwohl das BEC meines Empfängers die geforderten, erträglichen 5 Volt ausgibt. Abkühlung brachte die Funktion beider Servos für eine Minute zurück. Danach gab ich auf.

Da ich sonst in meiner Werft nix hatte, wurde der Ruderservo zum Steuerservo des Soundmoduls ( damit ich weiter basteln konnte, Bericht in Teil 3 ) umfunktioniert.

Ich orderte einen DSServo Digital Servo, ein, wie sich herausstellte mächtig dickes Teil:

20kg DSServo digital Servo, Drehmoment 18 kg, 60 g, Metallgetriebe, 4 x 2 x 4,05 cm

AQ_Ruderservo.jpg.1819bc638ad4cbe0c5904e864e4b7026.jpg

Aber egal, nicht noch einmal Geld ausgeben, er wird schon irgendwie hinten rein passen.

Die Anprobe im Heck nach Findung der Ansteuerung der Pinne fordert nun eine große Holzkiste oder -bank um den Servo zu kaschieren.

Die Steuerung der Pinne wollte ich keinen falls, wie im Bauplanung eingezeichnet, mittels Seilzug vom Bug des Bootes aus steuern. Zumal dort meine Soundmodule untergebracht werden sollten.

Lösungen, wie Zahnräder, Zahnstangen oder Bowdenzüge hatte ich angedacht, in meinem Werkstattfundus aber kein Material und schon wieder was zu Bestellen keinen Bock. Eine mechanische Lösung, stabil genug um hohem Ruderdruck bei stürmischer See, oder beim Abkippen über Wasserfälle Stand zu halten, möglichst filigran und optisch unauffällig und aus mir zur Verfügung stehenden Materialien musste her.

Der Servo, senkrecht gestellt, kann nur links-rechts. Die Wegstrecke vom Drehpunkt des Servos zur Ruderpinne wird beim Ausschlag derselben länger. Ebenso verschiebt sich auf der Pinne der Angriffspunkt der Servoachse vom Drehpunkt der Pinne beim Ausschlag weg. Daher Teleskopachse an Servo und gleitende, rotierende, um einer Verkantung zu entgegnen, Verbindung mit der Pinne.

Herausgekommen ist : eine im Gleitbereich verjüngte, gerundete Pinne und eine Teleskopstange mit in der Achse drehbarer Pinnenhalterung.

Ich hatte Messingröhrchen in unterschiedlichem Durchmesser, Messingdraht und eine Unterlegscheibe:

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Aus Hölzchen und Stöckchen fertigte ich eine Halterung für den Servo. Dieser wird fixiert mittels Kabelbinder , der in einem Tunnel unter der Halterung durchläuft. Nach dem Einkleben der Halterung kann jederzeit der Kabelbinder durchtrennt, der Servo ausgetauscht und ein neuer Kabelbinder eingezogen werden. Die Halterung hab ich in meiner üblichen Epoxidkleisterei eingeklebt; halt nicht ganz.

Habe gelesen, daß durch Einmischen von Kügelchen, Fasern das Epoxidharz dickflüssiger wird. In Küche gesucht und Flohsamenschrot gefunden. Mehlig und faserig. Habs ausprobiert. Alles hat klappt.

Unterstes Messingröhrchen passen zum mächtigen Antriebsschenkel des Servos platt geklopft. Im oberen platten Teil Bohrung für Schraube im unteren Teil Bohrung für Messingstift, der , eingelötet, ein Abkippen des Rohres aus der Senkrechten verhindert. In die Unterlagscheibe schnitt ich einen Schlitz um den Messingdraht einzulöten.

Das Löten von dickeren Messingteilen ist auch mit einem 800 Watt Lötkolben mühsam. Die Hitze gleichmäßig in die unterschiedlichen Bauformen zu bringen ist nicht immer einfach.

Recherchen führten mich zu diesem Gerät:

https://youtu.be/254sjAVykJA

Gibts beim großen A

Tolles Spielzeug dieses CFH Diamant M 50, 52030 .

Klein, handlich, zuverlässige Piezozündung, Auffüllbar mit Feuerzeuggas. Easy zu bedienen. Wer sich verbrennt, wie in den Kommentaren beschrieben macht irgendwas falsch. Ruckzuck punktuelle oder flächige Hitze. So einfach habe ich Metallteile noch nie gelötet.

Es gibt auch von bekannten Markenherstellern ähnliche Gaslötgeräte, aber doppelt so teuer.

Sollte ich weiterhin Basteln kommt auch noch Lötpaste her. Bisher verzichtete ich darauf, wegen der begrenzten Haltbarkeit.

Meine Steuerkonstruktion ist bei Weitem nicht elegant und der Feinmechanik letzte Weisheit. Ein kleinerer Servo wäre schon was, aber ich bin zufrieden eigenständig eine Lösung erdacht zu haben. Dafür bastele ich.

Kommentare zum Baubericht

 

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