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Messing brünieren


Hafenschipper

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Hafenschipper

Hallo zusammen, 

messingglänzende Teile an einem Arbeitsschiff wirken nicht ganz passend. Abhilfe schafft eine Brünierung, die die Oberfläche auf chemischem Weg braun, grau oder nahezu schwarz färbt. Dazu dienen Brüniermittel - manchmal auch Schwarzbeize genannt -, die für das Material des jeweiligen Werkstücks geeignet sein müssen und die es von verschiedenen Anbietern im Handel gibt. 

Hier ein Erfahrungsbericht, der sich ausschließlich auf das Brünieren von kleinen Messingteilen mit zwei verschiedenen Brünierflüssigkeiten für Buntmetalle (Kupfer/Messing/Bronze) bezieht. 

Im ersten Anlauf verwendete ich das Brüniermittel für Messing und Kupfer von Ätztechnik Saemann (aus dem Sortiment von Steba-Modellbau, 100 ml für ca. 9 EUR). Die Handhabung wird im Beipackzettel genau beschrieben, deshalb fasse ich sie nur kurz zusammen:

  • Die ätzende Flüssigkeit wird unter entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen im Wasserbad erwärmt, dann sollen die gründlich gereinigten und entfetteten Werkstücke je nach gewünschter Färbung (braun bis schwarz) bis zu 10 Minuten eingetaucht werden. Danach spült man sie mit warmem Wasser ab, lässt sie trocknen, ohne sie abzureiben, und kann die Oberfläche dann mit etwas Öl konservieren.
  • Ein Brünieren in der kalten (Zimmertemperatur) Flüssigkeit soll auch möglich sein, aber länger dauern und eine weniger haltbare Färbung bewirken. 
  • Das Brüniermittel verbraucht sich im Laufe des Prozesses und wird dabei blau, dann muss es als Sondermüll/Schadstoff entsorgt werden. 

Als Vorbehandlung wurden die Teile mit Silikonentferner entfettet, mit feinem Schleifvlies angeschliffen, danach mit heißem Wasser abgespült und nochmals mit Silikonentferner entfettet. 
Vorher schraubte ich als 'Griff' eine ausreichend lange Ringöse aus Stahl in das Propellergewinde, die U-Bügel und Augbolzen lötete ich an ein aus Messingdraht gebogenes Gestell und die Kette hängte ich an einen Haken aus dünnem Draht. 
Für das Tauchbad benutzte ich ein altes kleines Marmeladenglas, das ich zum kompletten Eintauchen des Propellers knapp 3 cm hoch füllen musste. Dabei wurden ca. 70 - 80 ml des Brüniermittels verbraucht. 

Der Propeller war nach ca. 3 Minuten schön dunkelbraun und wurde dann aus dem Tauchbad genommen. Die Kette, vorher glänzend messingfarbig, war nach 5 Minuten fast schwarz. Die aus Messingdraht bestehenden Augbolzen und U-förmigen Bügel färbten sich deutlich langsamer und weniger. Nach 20 Minuten hatten sie sich gerade mal grau gefärbt, wobei in den letzten 10 Minuten keine Veränderung mehr sichtbar war – aber die Hoffnung stirbt ja zuletzt. Nach dem Abspülen und Trocknenlassen (und ablöten von dem Haltegestell) rieb ich die Teile zur Konservierung dünn mit Ballistol-Öl ein. Das Ergebnis ist auf dem folgenden Foto zu sehen. 
(Die Ringe wurden nicht mit brüniert. Die habe ich so tiefschwarz wie sie sind gekauft und zum Vergleich mit aufgenommen. Sie sollen übrigens zusammen mit den U-Bügeln, die ins Deck gesteckt werden, zum Anbringen von Fendern dienen.)  

 bruenierung-1.jpg.18a844c3a0231982524ef9605844fb84.jpg

Mit der grauen Färbung der U-Bügel und Augbolzen war ich nicht zufrieden – das hatte ich mir viel dunkler gewünscht.  

Beim Nachrecherchieren fand ich in den Tiefen des WWW den Hinweis, dass es von Ballistol ein Brüniermittel gibt, das zwar mehr kostet, aber sehr ergiebig sein soll. Nach der Onlinebestellung unternahm ich einige Wochen später den zweiten Versuch mit "Ballistol Nerofor" (50 ml für ca. 11 EUR): 

  • Dieses Mittel ist ebenfalls ätzend, muss unter entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen verwendet und danach der Schadstoffentsorgung zugeführt werden! 
  • Es wird nicht erhitzt und kann ebenfalls als Tauchbad verwendet oder auch auf die Werkstücke aufgepinselt werden (dafür gibt es im Ballistol-Shop sogenannte Applikatoren, das sind kleine "Flauschbällchen" zum gleichmäßigen Auftragen der Flüssigkeit). Als weitere Variante schlägt der Hersteller vor, kleine Werkstücke mit wenig Flüssigkeit in einen dicht schließenden Behälter zu geben und zu schütteln, so dass die Teile rundum mit dem Mittel benetzt werden. Ein solcher Behälter wird unter dem Namen "Mini-Schüttel- und Tauchbad" angeboten.    
  • Als Einwirkzeit gibt der Hersteller nur 3 - 5 Minuten an.
  • Vorheriges Reinigen und Entfetten der Werkstücke ist auch hier unerlässlich, dafür empfiehlt der Hersteller den "Robla Kaltentfetter" aus seinem Hause (von dem ich gleich eine Sprühdose zum Testen mitbestellte).  

Diesmal brünierte ich nur die U-Bügel und Ringbolzen aus dem obigen Bild erneut. Dabei war ich etwas skeptisch, weil der Hersteller davon abrät, das Mittel auf einer vorhandenen Brünierung anzuwenden. Auch wäre es für den Vorgang besser gewesen, wenn ich die Teile nicht schon mit Öl eingerieben hätte. 

Als Vorbehandlung wurden die Teile sorgfältig mit dem Entfetter eingesprüht, mit heißem Wasser in einem Kugel-Teesieb abgespült (das ich für diesen Zweck nicht verwende) und mit feinem Schleifvlies bearbeitet. Nach nochmaligem Abspülen, Entfetten und Abtrocknenlassen ging es weiter.
Ich füllte den Tauch- und Schüttelbehälter ;) etwa 2 mm hoch mit der Brünierflüssigkeit, gab die Kleinteile dazu und ließ das Mittel in dem verschlossenen Behälter 5 Minuten lang unter gelegentlichem Schütteln einwirken. Die Flüssigkeit wurde dann durch das schon erwähnte Teesieb in ein Glas abgegossen, das bei Gelegenheit zur Schadstoffsammlung gebracht werden muss. Die im Sieb aufgefangenen Kleinteile wurden unter warmem Wasser abgespült und nach dem Trocknenlassen (auf dem wertvollsten Papier unserer Zeit, siehe Foto :muahaha:) durch leichtes Einreiben mit Ballistol-Öl konserviert. 

bruenierung-2.jpg.f232c6500b63beffd9cf72c5c60fe3a9.jpg

Die Ringe, der Propeller und die Kette sind hier nur zum Vergleich wieder mit abgebildet. Die Augbolzen und Bügel sind jetzt so dunkel geworden, wie ich es haben wollte. 

Für dieses Ergebnis verbrauchte ich bei einfacherer Handhabung nur ca. 5 ml Nerofor, der höhere Preis hat sich dadurch mehr als ausgeglichen. Der Robla-Entfetter aus der Sprühdose hat sich nach meiner Ansicht auch bewährt – wie oben erwähnt, hatte ich die Teile ja nach dem ersten Brüniervorgang mit Öl eingerieben. Wenn das nicht komplett entfernt worden wäre, wäre die Färbung nicht gelungen. 

Fragen zu meinem Bericht oder Erfahrungen mit anderen Brüniermitteln für Messing/Buntmetalle dürfen gerne als Antwort unter meinen Beitrag geschrieben werden. 

Viele Grüße 
Norbert

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Ralph Cornell

Hallo, @Hafenschipper ! Bisher habe ich Messing nur mit der Schwarzbeize von STEBA behandelt. Das führte zwar zu einer befriedigenden Schwärzung des Werkstücks (einer Stegkette), aber nach der Behandlung mit Öl erlebte ich einen sonderbaren Effekt. Ich hatte die Kette in eine der kleinen Plastiktüten mit "Reißverschluss) gelegt und dann etwas Öl dazu gegeben. Durch Schütteln und "Durchkneten" der Kette sollte erreicht werden, daß alle Teile der Kette mit Öl benetzt wurden. Das gelang zwar, aber ich bemerkte, daß etwas von dem schwarzen Belag sich löste und an den Wänden der Tüte haftete.

Ein Zweiter Versuch betraf zwei Rosetten, die ich als Klüseneinlauf für eine Ankerkette verwendet hatte (Baumarktware). Auch hier war die Schwärzung befriedigend, aber im Verlauf der Versuche mit der Ankerkette bemerkte ich, daß sich der Belag relativ leicht abreiben ließ (durch den Transport der Kette durch die Klüse). Das focht mich insoweit nicht an, da es nur normal wäre, wenn durch solche Reibung das Material etwas blankgeschliffen  worden wäre.

Daher ist Dein Bericht für mich wertvoll. Es gibt nämlich einige Stellen an meiner "Repsold", die mich ärgern: Der Handlauf auf dem Schanzkleid. Trotz Vorbehandlung mit Haftgrund will der schwarze Lack an einigen Stellen nicht haften, er platzt ab und das blanke Messing guckt heraus. Ich möchte diese Stellen mit dem von Dir erwähnten Beizmittel von Ballistol behandeln, und dann wird man sehen...

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Hafenschipper

Hallo Ralph,

ich vermute, dass die unterschiedlich schnelle und starke Färbung der Teile beim "ersten Versuch" mit ihren unterschiedlichen chemischen Zusammensetzungen zusammenhängt. Messing ist ja nicht gleich Messing; die Anteile von Kupfer, Zink und evtl. Zusatzstoffen wie Blei in kleinen Mengen können variieren.

Zu deinen Beobachtungen, dass die Brünierung sich ablöste, kann ich auch nur Vermutungen äußern:  

Grundsätzlich ist es ja so, dass beim Brünieren eine mikrometerdünne Oxidschicht auf dem Werkstück gebildet wird (wobei es sich technisch nicht um ein Beschichtungsverfahren handelt). Diese ist laut der Verarbeitungsanleitung besonders empfindlich, solange sie "frisch" ist. Deshalb soll man die brünierten Teile nach dem Abspülen nicht trockenwischen, sondern abtropfen und an der Luft trocknen lassen. Das anschließende Einölen dient zum Konservieren der Oberfläche, kann aber nicht vor mechanischen Einwirkungen schützen.

Bei Deiner Stegkette kann ich mir vorstellen, dass beim "Durchkneten" in der Tüte mit Öl die Kettenglieder aneinander gerieben und dabei die noch frische Oxidschicht stellenweise abgescheuert haben. Bei der Ankerklüse kann es ähnlich sein, auch wenn die Brünierung nicht mehr "frisch" ist - d.h. dass die Kettenglieder die dünne Schicht mechanisch abreiben.

Für den schwarzen Handlauf ist eine Brünierung sicherlich besser geeignet als ein Lack. Der Handlauf wird wohl kaum mechanischen Belastungen ausgesetzt, die die Brünierung abreiben könnten. Dagegen haftet Lack oder auch Grundierung auf Messing generell nicht gut, auch ohne dass mechanische Einwirkungen ins Spiel kommen.
Wichtig ist allerdings, dass der Handlauf gründlich entlackt, gereinigt und entfettet sein muss, damit das Brüniermittel gleichmäßig wirken kann. 
Die Verarbeitungsanleitung für Nerofor findest Du übrigens hier: https://www.ballistol-shop.de/anleitung-messing-bruenieren.html

Viele Grüße
Norbert

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Hallo Ralph (und Norbert),

ich hatte auch immer das Mittel von Saemann benutzt, bis Xoff (@xoff)  mal das Ballistol erwähnte. 
Die Erfahrungen von Norbert kann ich teilen, und zwar unabhänging (bis dato) vom Messing Material): Ballistol macht dunkler und hält. Allerdings nach Abwaschen gut trocknen lassen. Das ist dann auch gut kratzfest, so kratzfest, dass ich ein Püttingeisen mit 600er Schleifpapier bearbeitet habe, um ein bisschen Messingglanz durchzubekommen :lol:

Gruüssle

chris

Und: das Ölen/versiegeln am besten mit Ballistol - die passen zueinander

Edited by Chris DA
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Ralph Cornell

Ich habe das Ätzmittel von Ballistol bestellt. Mal sehen.

Immerhin hat STEBA auch ein Ätzmittel für Neusilber. Und das ist interessant für Hartlötungen mit silberbasiiertem Hartlot. Wie das auf Messing wirkt, weiß ich nicht, aber die Lötfuge müsste damit schwarz werden. Und dann mit dem Ballistol über das restliche Messing...

Und es gibt diese kleinen Stegketten von STEBA, die aus Silber sind. Das reagiert leider auf gar nichts. Aber es gibt angeblich im Juwelierfachhandel eine Flüssigkeit, mit der man Silber zumindest grau machen kann. Was die allerdings den Lötstellen antut, weiß ich nicht. Ich hatte versucht, eine dieser Stegketten mit Batteriesäure zu dunkeln. Das hat nicht geklappt, aber die Lötstellen zerfressen, so daß die Kette ihre Zugfestigkeit verloren hat.

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Ralph Cornell

Ich hab's in meine Linkliste eingetragen. Normalerweise würde ich ja zum Schwärzen von Silber H2S nehmen, aber das ist für Normalsterbliche wegen seiner Giftigkeit nicht zu bekommen.

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