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Ausflug nach Antwerpen


seegurke

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Gestern war ich mit einem Freund in Antwerpen, um mir die Stadt und den Hafen anzugucken. Morgens früh aufgestanden und die gut 250km bis auf einen Stau bei Bochum schnell zurückgelegt, so dass wir gegen halb 10 die Innenstadt erreichten. Überrascht war ich dort, dass die Stadt doch eher nach Frankreich aussieht als nach niederländischen oder deutschen Städten. Aber hier möchte ich keine Impressionen der Stadt geben sondern ein wenig das interessante Geschehen aus dem Hafen wiedergeben, dem wir uns ab etwa 13 Uhr widmeten.

 

Der Hafen ist (gemessen am Frachtaufkommen) nach Rotterdam der zweitgrößte Europas. Die Lage Antwerpens, im Landesinneren und recht zentral in Europa, ist natürlich eine gute Ausgangslage für einen Seehafen, da weitere Transportwege kurz gehalten werden. Geteilt wird der Hafen von der Schelde in zwei Teile, das linke Ufer im Westen und das rechte Ufer im Osten, wo auch der Ursprung des Hafens liegt. Charakteristisch für den Hafen ist die Abtrennung von der Schelde durch Schleusen, die jedoch keinen Höhenunterschied überwinden sondern nur die Versandung des Hafens verhindern sollen.

 

Geprägt ist das rechte Ufer von der Chemieindustrie und so reihte sich auf dem Weg zu den ersten Schleusen eine Raffinerie an die andere. Den ersten Stop legten wir dann an der "Van Cauwelaertsluis" ein, die 270m lang, 35m breit und knapp 10m tief ist. Die Schleuse selbst ist leider nicht so gut einzusehen aber das ein oder andere Schiff haben wir doch gesehen:

 

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Die "Sophia", ein 130m langer Containerfeeder. Gebaut 2008 in China und jetzt unter der Flagge von Antigua und Barbuda für die deutsche Reederei Draxl Schiffahrts GmbH & Co. KG unterwegs.

 

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Die "Fure West", ein Chemie- und Produktentanker. Länge 144m, Breite 22m, 2006 ebenfalls in China gebaut und jetzt unter schwedischer Flagge. Das letzte Bild ist etwas unscharf aber ich fand den Ruderausschlag so interessant, dass ich es trotzdem hier reinsetze. Es drehte sogar noch ein kleines Stück weiter und der Endanschlag schien erst bei etwa 80° zu sein... ganzschön viel!

 

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Die Schleusen in Antwerpen lassen sich beidseitig über Klappbrücken passieren. So ist sichergestellt, dass die Schleuse auch beim Ein- und Ausfahren der Schiffe passierbar ist, indem immer nur eine Brücke hochgeklappt ist.

Edited by seegurke
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Weiter ging es entlang der Schelde, vorbei an weiteren Raffinerien und Öllagerstätten. Verglichen mit anderen Häfen kam mir der Schienenverkehr recht gut ausgebaut vor und tatsächlich hat jeder Anleger im Hafen mindestens zwei Gleisanschlüsse. Unser Ziel waren die Zandvliet- und die Berendrechtsluis, die größten Schleusen der Welt! Die etwas größere Berendrecht-Schleuse ist gigantische 500m lang, 68m breit und 17m tief und ist seit 1989 in Betrieb.
Wir positionierten uns am Hafenseitigen Ende auf der Insel zwischen den beiden Schleusen, so dass wir je nach Geschehen schnell zwischen beiden Schleusen hin- und herlaufen konnten. Hier kam man auch noch besser und näher an die Schleuse 'ran als vorher an den kleineren Schleusen. Ein erster Blick in die gerade einmal leere Schleuse und auf die hochgeklappte Brücke verdeutlicht die Größe:
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Die andere Schleuse wurde gerade von der Schelde aus "befüllt". Das vordere Schiff ist schon fest vertäut, während das hintere gerade einfährt. Meist werden zwei große, seegehende Schiffe und mehrere Binnenschiffe gemeinsam geschleust.

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Die "Balikesir", mit 154m Länge beinahe klein für diese Schleuse. Der Bulker wurde 1981 in Istanbul gebaut und fährt auch heute noch unter türkischer Flagge.

Zeitgleich fährt an der anderen Schleuse die "Minerva Grace" mit einem Heckschlepper als Unterstützung ein. Überrascht war ich heute, dass dieses Schiff gerade einmal 4 Jahre alt ist (gebaut 2005 in Südkorea), sieht es doch gerade im Unterwasserbereich ein wenig mitgenommen aus. Klassifiziert wurde das Schiff vom American Bureau of Shipping als Chemie- und Produktentanker. Länge 183m, Breite 32m.
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Großzügig beschrifteter Aufbau...

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Am Heck hilft der Schlepper 83. Dieser inzwischen schon etwas ältere Schlepper mit sehr markantem Aufbau wird angetrieben von zwei jeweils 1100PS leistenden Dieseln, die auf jeweils einen Voith-Schneider-Antrieb wirken. Das Steuerhaus wurde irgendwann einmal modernisiert und dabei auch die Feuerlöschausrüstung installiert, gebaut wurde das Schiff 1976 und so wird heute immernoch mit einem Schlepphaken statt einer Winde geschleppt.

Noch lange nicht gefüllt, folgt danach die „Cabo Pilar“ in die Zandvliet-Schleuse. Ebenfalls ein Öltanker und mit 228m Länge etwas größer benötigt sie zwei Schlepper als Hilfe.

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Interessante Beschriftung an der Seite... weiß jemand, ob das etwas bedeutet?
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Obwohl die Schleusen die Versandung des Hafens ja verhindern sollen, wird fleißig gebaggert. Direkt hinter den Schleusen liegt der Eimerkettenbagger B1 und der Bagger "Titan". Der Eimerkettenbagger lag direkt vor dem Schleusentor und hat sich kurz vor der Öffnung der Schleuse mit Hilfe seiner Winden zum Ufer gezogen. Die zuvor danebenliegende Klappschute war bis dahin voll beladen.

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Interessanter ist da sicherlich der Bagger "Titan", der mittig zwischen den Schleusenausgängen liegt und fortlaufend gebaggert hat. Im Baggerbetrieb mit einer Schaufel ausgestattet hebt dieser 25 Tonnen bei 42m Ausladung, im Kranbetrieb mit einem Haken bei gleicher Ausladung sogar 40 Tonnen. Ausgestattet mit zwei Ruderpropellern kann der Bagger eigenständig manövrieren, auf längere Strecken scheint er aber geschoben zu werden (so deute ich mal die "Heck"-Form auf folgendem Foto).
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Nachdem wir ein bisschen dem Baggerbetrieb zugeschaut haben, wurde das Tor der Berendrecht-Schleuse geöffnet und als erstes die "Balikesir" herausgeschleppt. Gerade aus der Schleuse, kam der Schlepper 84 als Heckschlepper dazu und ein Festmacher fuhr hinterher. Bis zu den Schüttgutterminals im nördlichsten Teil des Hafens ist es von den Schleusen nur ein kurzes Stück.
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Als zweites großes Schiff lag die "Oceanic Breeze", auch ein Bulker, in der Schleuse. Mit 225m Länge wiederum etwas größer brauchte sie zwei Schlepper zur Assistenz. Am Bug half die Nummer 22, hinten die 20. Diese beiden baugleichen Schlepper wurden 2002 für den Sleepdienst Antwerpen (hafeneigener Schleppdienst) in Dienst gestellt und leisten 55 Tonnen Pfahlzug. Den Heckschlepper gab es dann nochmal "zum Greifen nah", als dieser das Wendemanöver des Schiffes einleitete und nur wenige Zentimeter neben der Schleusenmauer entlang fuhr. Hier hat jetzt eine gute Videokamera gefehlt, um auch den Sound mitnehmen zu können.
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Danach sind wir noch etwas weiter durch den Hafen gefahren, es wurd' allerdings schon dunkel und die Fotos mit der Kompaktkamera miserabel, weil ich leider kein Stativ dabei hatte. Ich hoffe, euch hat der kurze Bericht mit den Fotos gefallen und würde mich über Kommentare sehr freuen.

Edited by Meinolf Höhler
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