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PEARL, die "Racing"-Dulcibella


uwe.kreckel

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Dulcibella ist eigentlich ein Modell für Einsteiger in das Modellsegeln oder den Bau eines Bootes nach Bauplan.

 

Aber hat sie auch das Zeug dazu Regatta-ambitioniert zu segeln?

 

 

DULCIBELLA als Basis ist bereits an vielen Stellen stark vereinfacht und der Knickspant-Rumpf besteht neben 8 Spanten lediglich aus 4 Planken. Da das Modell mit Hilfe eines CAD-Programmes konstruiert wurde, sind diese Planken als sogenannte Abwicklung im Bauplan dargestellt, d. h sie entsprechen exakt der benötigten Kontur um die Spanten zu verkleiden und den Rumpf zu bilden.

 

 

 

Man könnte das ja aber noch weiter „abspecken“:

· Entfall von allem unnötigen Schnick-Schnack, was ich normalerweise zum Ausschmücken dranbauen würde (Reling, Beschlagteile, Ruderpinne, …)

· Einfachster Aufbau (ist sogar im Bauplan dargestellt)

· Knickspant-Rumpf ohne Spanten

Diese Tatsachen brachten mich irgendwann auf die „Schnapsidee“ eine „Rennversion“ zu bauen.

Dann war da noch die Erfahrung mit 2 Jugend-Modellbaugruppen: immer wenn die Modelle gebaut waren und gemeinsames Segeln angesagt war, kam es automatisch zur Regatta: Mein Schiff ist aber schneller als Deines.

Und weil ich (in dieser Beziehung) Kind geblieben bin, war meine Herausforderung: Ich will die schnellste Dulci besitzen – und damit zeigen was in dieser Konstruktion noch so steckt.

 

Oberstes Ziel dabei: Gewicht sparen.

Wenn das Boot leicht gebaut wird, kann das Bleigewicht schwerer werden, im Vergleich zu einer „normal“ gebauten Dulci wird das Boot dann aufrechter segeln. Damit ist die wirksame Segelfläche (senkrecht zum Wind) größer – das Schiff segelt schneller.

 

Also los geht's.

Und wenn Ihr mitreden oder kommentieren wollt, dann bitte hier.

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Edited by uwe.kreckel
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Wie gesagt: Im Bauplan der DULCIBELLA sind die Planken als Abwicklung in ihrer exakten Kontur dargestellt. Bringt man nun die Kanten der jeweils aneinanderstoßenden Planken genau zusammen, dann ergibt sich die Rumpfform von ganz alleine ergeben. So zumindest die Theorie… Bei einigen Originalen wird dabei sogar so vorgegangen, dass man die Planken aneinander näht Aber ich wollt nicht nähen.

Das vermeide ich schon immer bei der Herstellung von Segeln – also wollte ich nicht beim Rumpfbau damit anfangen.

 

Tesa-Krepp sollte für genügend Zusammenhalt der ausgesägten Planken sorgen.

Aber das 1-mm-Birken-Sperrholzes ist störrisch. Es will sich stur immer wieder gerade ziehen.

Längs aufgeklebte Streifen reichten nicht aus, um die Teile aneinander zu halten und quer aufgeklebt dehnte sich der Klebestreifen unter der Kraft des Holzes und es gab einen Spalt, der das Boot zum perfekten Sparschwein gemacht hätte.

So ging es also nicht.

 

2. Ansatz: An den Ecken mit Sekundenkleber zusammenpunkten und dann den Bereich dazwischen zusammenkleben. Das klappte schon besser, aber es brauchte auch hier einige Anläufe, bis ich den richtigen Winkel zwischen den Plankenstößen im Heckbereich getroffen hatte.

Aber so entstanden schließlich – wie geplant - 2 Hälften des Rumpfes.

Mit Hilfe von vielen Klebestreifen, etlichen „Tropfen“ Sekundenkleber und einer halben Spraydose Aktivator ging das Konzept am Ende schließlich auch auf, auch wenn ich mir das einfacher vorgestellt hatte.

Die beiden Hälften zusammensetzen war dann wieder eine einfache Übung – vor mir lag der spantfreie Rumpf. Die zusammengepunkteten Planken wurden von innen mit Stabilit express noch einmal gut zusammengeklebt und von außen durfte mittelflüssiger Sekundenkleber noch in die verbliebenen leichten Fugen laufen um diese aufzufüllen.

 

Aber:

Müsste ich es noch einmal versuchen, würde ich die in Fehlversuche investierte Zeit nutzen um Spanten auszusägen, diese dann aber nicht mit den Planken verkleben, sondern sie nur als Hilfe für die Formgebung nutzen. Das nennt das dann „über Mallen bauen“ – und das Ergebnis wäre das Gleiche.

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Edited by uwe.kreckel
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Wenn der „fertige“ Rumpf aber so da liegt, vergisst man aber schnell allen Ärger. Schließlich hatte es ja funktioniert, vor mir lag eindeutig ein Dulcibella-Rumpf aus 1 mm Sperrholz nur ohne Innereien – und damit federleicht.

 

In diese leichte Schale kommt ein zentraler Träger, an dem das Schwert, der Mast, die Servo- und RC-Halteplatte – sprich nahezu die gesamte Technik des Bootes angebracht werden kann. Dieses zentrale Element soll auch alle Kräfte aufnehmen können und so dafür sorgen, dass der Rumpf ohne weitere Verstärkung auskommen kann.

 

Dieser zentral im Boot anzuordnende Träger bekommt die Form eines auf dem Kopf stehenden Geo-Dreiecks und damit lediglich 3 Berührpunkte mit dem Rumpf– ganz unten am Kiel und mit 2 seitlichen Spitzen direkt unter Deck.

So kommt zu der Funktion „Stütze für den Mast“ und „Anbindungspunkt für das Schwert“ seitlich noch die „Anbindung der Wanten“ hinzu.

 

Damit entsteht später ein in sich geschlossenes System aus Rigg und Blei-Gegengewicht, das den Rumpf wirklich nur noch benötigte, damit es nicht untergeht.

 

Mit dieser Theorie im Kopf und mit viel Elan fertigte ich also dieses zentrale Bauteil aus 8 mm Pappel-Sperrholz. Aber irgendwie passte es nur schwer in den Rumpf.

Würde die erforderliche Dehnung den Rumpf wieder sprengen?

NEIN, aber das Einsetzten dieses Bauteil, das letztendlich doch aussieht wie ein Spant, führte dazu, dass die Form des Rumpfes leicht verzogen wurde.

Das „breit drücken“ in der Mitte sorgte für ein Anheben vorn und hinten – der Rumpf wurde stärker zur „Banane“, als ich dies von der normal gebauten Dulci kannte.

 

Das musste geändert werden.

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Edited by uwe.kreckel
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Also wurde zunächst einmal die Bugform verändert – steiler gestellt und leicht gekürzt - und das Heck abgeschnitten. So kam das Boot auf eine um 8 cm reduzierte Gesamtlänge von ca. 65 cm. So ist der Rumpf nicht nur noch leichter, damit fällt auch die stark gekrümmte Form weniger auf. Zum anderen passt das Schiff in eine Regattaklasse und kann sich nicht nur mit ihren schwereren „Schwestern“ messen, sondern eventuell auch in RG65 Wettbewerben mitsegeln.

Dass das Kürzen des Rumpfes auch Geschwindigkeits-Nachteile mit sich bringt – daran dachte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht…

Nächster Schritt war das großzügige Wegschleifen von Stabilit-Kleckerereien im Kielbereich – auch zuviel Klebstoff bringt zu viel Gewicht…

Mit einem Proxxon Schleiffinger gelang das Wegschleifen sehr gründlich…

Jetzt traute ich dem traurigen Rest an Kleberaupe nicht mehr genügend Haltekraft zu, um z.B. mit leichten Stößen oder gar kräftigen Remplern klar zu kommen. Das Risiko eines aufplatzenden Rumpfes war mir zu groß und weil ich sowieso den Innenbereich komplett mit Epoxydharz streichen wollte, legte ich an den Knickstellen des Rumpfes jetzt noch je einen schmalen Streifen Glasfaserband ein.

Die Bug und Heckbereiche waren inzwischen zusätzlich durch eingeklebte Holzstücke verstärkt, die Decksauflagen eingeleimt. Dann nahm ich mir das zentrale Trägerelement noch einmal vor. Es wurde nochmals um ein paar Millimeter in der Breite reduziert und die Spannung im Rumpf nicht zu stark werden zu lassen und um die Form zu halten- aber dann wurde es gemeinsam mit dem Schwert und dem Alurohr zur Mastaufnahme eingeklebt. Aufgrund seiner jetzt auch formgebenden Funktion (Spreizen der Seiten) wird das Teil von hier an als „Zentralspant“ genannt.

Auch der Ruderkoker hatte seine Position inzwischen gefunden – und die Servoaufnahme machte eine erste „Anprobe“ im Rohbau.

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Die Plicht sollte nach hinten offen sein, um überkommendes Wasser nicht „aufzusammeln“, sondern gleich wieder abfließen zu lassen.

 

Eine selbstlenzende Ausführung hätte das Einkleben zusätzlicher Röhrchen bedeutet. Wasser, das über Deck in die Plicht gelangt, läuft durch diese Röhrchen wieder ab. Solche Rohre wollte ich aber aus Gewichtsgründen vermeiden.

 

Damit endet der Ruderkoker, der eigentlich hinter der Plicht sitzt, nun mitten in der Plicht. Das wirft die Frage auf: wohin mit der Ruderanlenkung – denn sehen wollte ich sie nicht.

 

Meine Lösung: eine Absenkung des Plichtbodens. Da dies nicht über die ganze Breite möglich war (der Rumpf ist im Heckbereich zu schmal…) senkte ich nur einen mittleren Bereich ab. Mit dem Einlegen eines doppelten Bodens als Abdeckung wird dann der „Ruderanlenkungs-Schacht“ wieder abgedeckt. Der Boden wird dabei lediglich locker aufgelegt. Da die gesamte Plicht nach hinten leicht konisch zuläuft, kann er trotzdem nicht herausrutschen.

 

 

So läuft die Mechanik verdeckt aber jederzeit gut zugänglich.

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Edited by uwe.kreckel
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Nächster Schritt: Deck aufsetzen.

Es sollte ein Foliendeck werden, bespannt mit der Folie, die Flugmodellbauer zum Bespannen Ihrer Flächen verwenden. Dieses Deck würde wohl sehr wenig Eigenstabilität mit sich bringen.

Also musste da eine 3 mm dicke Leiste als Verstärkung zwischen Mast und Bugspitze eingesetzt werden.

Und weil das immer noch recht labil wirkte, habe ich sie noch mit einer senkrecht eingeklebten Leiste unten verstärkt, so dass ein T-Träger-Profil entsteht, das den Zug der Fock sehr gut aufnehmen kann. Um trotzdem weiterhin sichtbaren „Leichtbau“ zu betreiben, wurde dieser senkrechte Anteil des T-Profils in gleichmäßigen Abständen „gelocht“.

Für diese Löcher musste eine Lehre hergestellt werden und erst das 3. Bauteil entsprach meinen Erwartungen…

Ich habe noch die Unkenrufe eines Modellbaufreundes im Kopf, in dessen Keller dieses Bauteil entstand: „Das bringt doch höchstens ein paar Gramm und vor allen Dingen sieht man es hinterher ja gar nicht – und dafür dieser Aufwand“. Aber wenn ich heute durch das Foliendeck auf den Träger schaue und sehe, dass er nicht Recht hatte – dann hat sich der Aufwand gelohnt. Siehe Foto...

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Zunächst einmal verschwand aber alles unter einem kompletten 1 mm-Sperrholz-Deck. Das sah eigentlich gar nicht schlecht aus und kurzfristig war ich versucht, alles nur zu lackieren… Aber dann wäre der Aufwand ja wirklich umsonst gewesen.

 

Also fertigte ich eine Papier-Schablone des Decks und zeichnete die gewünschten Öffnungen im Vorschiff-Bereich auf. Kurvenlineal und Radienschablone aus meiner Zeit als Student am Zeichenbrett waren dabei sehr nützliche Helfer.

 

Nebenbei war ein Aufbau entstanden. Aus einem 1. „Entwurf“, einem Sperrholzbrett, das die Grundform darstellt, entwickelte sich eine einfache Konstruktion aus einem Dach und vier schräg stehenden Wänden – ganz in der Art, wie ein möglicher Aufbau auch im Bauplan der DULCIBELLA dargestellt ist. Er passte recht gut zu der ebenfalls kantigen Knickspant-Rumpfform.

 

Mit dem Aufbau konnte dann festgelegt werden, wo und wie neben ihm das Deck „geöffnet“ (sprich erleichtert) werden konnte.

Die Ausschnitte wurden aus dem Papier ausgeschnitten und die Kontur auf das Holzdeck übertragen und schließlich (wieder sehr Zeitaufwändig) ausgefräst, gesägt und gefeilt.

Für mich war jetzt ein kleine „Wow“ fällig, jetzt sah das Modell gar nicht mehr nach DULCIBELLA aus, sondern wie eine Modell-Regattayacht.

 

So hatte ich mir das vorgestellt…

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Edited by uwe.kreckel
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Die Fotos zeigen ja, dass auch das Ruderblatt war zwischenzeitlich am Modell ist.

Es ist die Spitze des Rotorblattes, das zum Schwert mutiert ist.

War gar nicht so einfach, die Ruderachse stabil einzukleben, denn das Innenleben des Rotorblattes ist ein Schaum. Dieser wurde teilweise entfernt („herausgepuhlt“) um dann durch Stabilit express ersetzt zu werden.

Damit waren die Basisarbeiten am Rumpf abgeschlossen, das Rigg war an der Reihe. Kohlefaserstäbe für Mast und Bäume, ein Beschlagsatz der racing-MicroMagic von Graupner und nur 1 Wantenpaar – ratz-fatz stand ein aufgeriggtes Modell vor mir – nur noch ohne Segel.

Sorry - -hier habe ich leider kein Foto gemacht...:cluebat:

deshalb muss ein Bild vom fertigen Schiff den Mastfuß, die Bäume usw. zeigen

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Mit dem letzten Foto ist aber auch klar, dass ich mir an dieser Stelle Gedanken gemacht hatte zum Thema FARBEN.

Es sollte eine Art moderne „BLACK PEARL“ entstehen, wie sie aus den Filmen „Pirates oft the Caribbean“ bekannt ist: mit einem schwarzen Rumpf und zerfetzten Segeln – und einem Skelett als Steuermann…

 

Herausgekommen ist ein Rumpf der zunächst klar lackiert und damit wasserfest versiegelt wurde, der im Überwasserbereich aber mit schwarzer Folie in Kohlefaser-Optik bebügelt ist.

So bleibt unterhalb der Wasserlinie sichtbar aus welchem Material der Rumpf eigentlich ist, das Thema „moderner Racer“ wird durch die Effektfolie oberhalb aber noch verstärkt. Und weil ich es nicht geschafft habe, die Folie an der Wasserlinie exakt und gerade zu beschneiden, verdeckt jetzt ein roter Wasserpass-Zierstreifen die unschönen, ausgefransten und krummen Übergänge.

 

Das Deck wurde mit tranparenter, roter Folie bebügelt. Transparent, weil ich, wie oben beschrieben, noch den Blick in den Inneraum ermöglichen wollte und rot, weil Piratenschiffe laut alten Überlieferungen wegen der blutigen Kämpfe die darauf ausgetragen wurden, oft rote Decks hatten. Und neben dieser eher makaberen Begründung gefiel mir ein rotes Deck einfach und nahm die Farben des Films noch einmal auf.

Überstehende Folie wurde an der Kante zwischen Deck und Rumpf vorsichtig mit einem Skalpell abgetrennt und auf Anraten eines erfahrenen Regatta-Seglers wurde diese Kante anschließend noch mit Sekundenkleber versiegelt.

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Diese knappen Zeilen suggerieren: alles ganz easy Folie drauf geht schnell und spart zusätzlich das Lackieren… Aber der Teufel steckt im Detail:

- Für die „Bügelei“ braucht man ein spezielles Bügeleisen – oder einen Modellbaufreund der fliegenden Zunft, der es einem leiht.

- Folien lassen sich selten faltenfrei aufbügeln

- …und noch seltener blasenfrei, was jedesmal „Nacharbeit“ erfordert

- Die Folie schrumpft beim Bügeln. Damit verschwinden zwar die meisten Falten – aber sie schrumpft auch dort, wo man es gar nicht möchte…

- Auch das Abschneiden der Überstände ist nicht so einfach. Ein Skalpell ist sehr scharf und im falschen Winkel angesetzt, schneidet es auch Folie weg, die eigentlich noch am Boot verbleiben soll.

… Aber ein roter und ein schwarzer Eding-Stift kaschieren die Fehlerstellen perfekt und eine goldfarbene Zierlinie einige Millimeter unterhalb der Deckskante lenkt das Auge des Betrachters ab, so dass die Fehler-Stellen gar nicht mehr auffallen…

Was tut man nicht alles für ein besonderes Aussehen auf dem Model(l)-Laufsteg am See. :D8-)

So wurde schließlich auch der Aufbau noch komplett mit Karbon-Folie bebügelt – lediglich das angedeutete Schiebeluk blieb Klarlackversiegelt in Holz.

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A propos Schiebeluk: Das „Schiebe“-Luk ist eigentlich die Verriegelungsmechanik für den Aufbau und muss verdreht werden um den Aufbau zu fixieren oder von Deck zu lösen.

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Abgedichtet wird der Aufbau gegen das Deck mit Fenster-Dichtgummi, das in einer selbstklebenden Ausführung auf Deck geklebt ist.

Die Bilder zeigen wie dann die Zugänglichkeit zu den Innereien aussieht.

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Da das Schwert und Ruder als ehemaliges Hubschrauberrotorblatt (aus Kohlefasern) bereits lackiert waren, war jetzt „Schluss mit Lack“. Die Masten und Bäume aus Kolefaserrohr blieben unbehandelt.

 

Also waren jetzt zu diesem schwarz-rot-natur Farbensemble des Rumpfes nur noch passende Segel zu fertigen.

Sie entstanden aus Icarex, sollten aber 2-farbig (silbergrau und schwarz) werden.

Eine Skizze wie die Farbtrennung verlaufen sollte, hatte ich schon angefertigt und alle benötigten Materialien waren vorhanden:

 


  • das Icarex in den gewünschten Farben hellgrau und schwarz
  • das Icarex für die Verstärkung der Ecken und der Vorderkanten der Segel in rot
  • für die Verklebung der beiden farblich unterschiedlichen Teilbereiche der Segel auch noch 6 mm breites doppelseitiges Klebeband aus dem Drachenbau.

Segel für die DULCIBELLA hatte ich (auch zusammen mit Kindern) schon sehr viele gemacht das sollte schnell gehen... dachte ich. Aber was danach kam brachte mich fast zum Verzweifeln:

 

Beim 1. Mal ging das Verkleben der unterschiedlichen Farben gründlich schief – die Segel waren völlig verzogen und faltig.

 

Also mit mehr Ruhe und Sorgfalt und mit guter Fixierung der zu verklebenden Teil-Stücke auf einer Glasplatte ein 2. Anlauf. Der war von der Ausführung her perfekt.

 

Aber was mir auf meiner Skizze noch ganz gut gefallen hatte, wirkte jetzt im fertigen Zustand nicht mehr schön, sondern irgendwie „zusammengeflickt“.

 

3. Anlauf mit neuem Design. Erst einmal schien alles gut – beide Segel waren in der Ausführung i.O.

 

...aber als ich die Segel nebeneinander auf dem Boden ausbreitete kam der Schock: beim Verkleben der beiden Segelfarben hatte ich einmal die hellere Farbe auf die dunklere und am anderen Segel die dunklere Farbe auf die hellere geklebt. So sah die Fock anders aus als das Großsegel und das von beiden Seiten…

 

Wahrscheinlich hätte man das gar nicht groß gesehen – aber für meine PEARL sollte es perfekt werden.

Also entstand die Fock noch einmal jetzt richtig herum verklebt. So war ich endlich zufrieden und ergänzte die Verstärkungsecken und die Vorliekverstärkung der Segel in rot, was wieder gut zum Deck passte.

Als die Segel aber 2 Tage vor der Abfahrt zur geplanten Jungfernfahrt endlich fertig angeschlagen am Boot hingen war ich entschädigt: so sollte das aussehen.

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Die Fernsteuerung einsetzen war jetzt fast ein Kinderspiel. Im Rahmen von 2 Modellbaugruppen hatte ich das mit den beteiligten Kindern schon so oft erledigt – hier ging nichts schief.

Ein kleines Servo (immer alles schön klein und leicht halten) übernimmt die Ruderanlenkung und ein etwas stärkeres Servo in Standard-Baugröße ist für die Segelverstellung zuständig.

Die beiden Schoten laufen zu einem verlängerten Hebelarm des Servos. Damit beide Schoten von der gleichen Seite auf diesen Hebel laufen, wird die Fockschot durch eine Schrauböse unter Deck umgelenkt.

Damit Fock und Groß gleichmäßig öffnen läuft die Fockschot zu einem Einhängepunkt der dichter an der Servo-Drehachse liegt als der Einhängepunkt der Großschot – das ist meines Erachtens die einfachste und sicherste Verstellung die man zu Segelanlenkung einsetzen kann.

Lediglich bei der Dimensionierung des Hebelarmes habe ich das Thema Leichtbau wohl etwas übertrieben – die Ausführung aus 1mm-Sperrholz verbiegt sich bei Feuchtigkeit - die sich bei harten Einsätzen im Boot nicht vermeiden lässt.

Aber das bemerkte ich erst später.

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Als letztes wurde ein Bleigewicht montiert, eigentlich ein zu leicht geratener Fehlabguss für eine normale DULCIBELLA.

Aber wenn ich schon oben überall Gewicht gespart hatte, konnte das Modell sicher auch unten leichter ausgeführt werden, ohne dass Gefahr für das Schiff zu befürchten war.

Der prüfende Gang zur Waage ergab: 300 gr. leichter als das Model laut Plan sein soll. Davon versprach ich mir bei gleicher Stabilität ein geringeres Eintauchen, damit weniger benetzte Fläche am Rumpf und somit letztlich ein besseres „Anspringen“ bei leichtem Wind und etwas mehr „Speed“.

Die Erstausstattung war fertig – das Modell fertig für seine Jungfernfahrt.

 

Die sollte nun beim Hoch-See-Segeln stattfinden, einem Modellboot-Treffen in Österreich auf einem See der 1900 Meter hoch auf dem Berg liegt.

Ein wenig mulmig war mir schon beim Einpacken – denn zu einem Treffen mit so vielen Zuschauern, so ganz ohne Erprobung im Vorfeld – hmmm.

Aber um es gleich zu sagen: beim Stapellauf lief alles glatt. Vorsichtshalber hatte ich zwar noch eine MicroMagic mitgenommen und von der Gondel bis zum See getragen, aber die blieb trocken, denn meine inzwischen auf den Namen „PEARL“ getaufte „Racing-DULCIBELLA“ machte ihre Sache eigentlich sehr gut.

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Warum nur „eigentlich“?

Nun ja, sie lief sehr Kursstabil, war extrem wendig und machte null technische Probleme – aber im direkten Vergleich mit einigen ebenfalls anwesenden „normalen“ DULCIBELLA-Modellen hatte sie auch keinerlei erkennbaren Geschwindigkeits-Vorteil.

Hatte sich dann der ganze Leichtbau-Aufwand überhaupt gelohnt??

Ja das hat er – und eigentlich ist es ja sogar ein Erfolg, dass PEARL gleich schnell läuft wie das Standard-Modell.

Schließlich ist sie ca. 7 cm kürzer (10%) und wo jede DULCIBELLA ihre Wasserlinie bei Krängung verlängert, da kann die PEARL nicht mehr mithalten.

Und bekanntermaßen gilt beim Segeln: Länge läuft.

 

So hatte ich zwar eine für mich befriedigende Erklärung für die fehlende top speed, aber natürlich auch den Spott der Mitsegler – und einmal mehr den Beweis meiner These:

Das größte Optimierungs-Potenzial findet sich beim Steuermann am Ufer – hinter der Fernsteuerung.

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Trotzdem ziehe ich für dieses Modell eine sehr positive Bilanz.

Alle erwarteten Eigenschaften waren erkennbar und haben sich inzwischen oft bestätigt:

Bei wenig bis sehr wenig Wind bringt das geringe Gewicht seine Vorteile. Wenn gegen Abend der Wind beginnt einzuschlafen, ich aber den letzten „Hauch“ noch ausnutzen möchte, dann hat so mancher Zuschauer mit Blick auf das absolut glatte Wasser schon gefragt ob ich denn überhaupt noch segle.

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Bei mäßigem Wind kann die PEARL gut mithalten und hat im Vergleich zu gleich großen Modellen der RG65-Klasse inzwischen auch gezeigt, dass sie wirklich nicht langsam ist…

Bei böigem Wind springt sie gut an und kann den Wind schnell in Fahrt umsetzen. Das oft beobachtbare „NASE unter Wasser stecken“ anderer gleich großer Modelle bei zu viel Wind ist bei PEARL quasi nicht vorhanden.

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Bei starken Wind von bis zu 5 Windstärken und leicht darüber kommt sie besonders bei passendem Wellengang auf Vor-Wind-Kursen schon ab und zu ins Gleiten/ Surfen – ein beeindruckendes Bild, wenn die Bugwelle eigentlich erst in Schiffmitte beginnt und das Boot fast über das Wasser „fliegt“…

 

Für noch mehr Wind ist PEARL in ihrem derzeitigen Zustand eigentlich nicht einsetzbar, sie bräuchte Sturmsegel.

Einen Versuch bei ca.6 Windstärken noch mit dem normalen Rigg zu Segeln quittierte das Modell mit heftigster Krängung und hebelte sich dabei sein Ruder selbst aus dem Wasser.

Da es so starken Wind nie ohne Wellen gibt, war der Kontakt des Ruders mit dem Wasser viel zu selten vorhanden und wenn, dann war es eigentlich eher ein „Tiefenruder“. Steuern war fast nicht mehr möglich. Ich musste nach ca. 10 Minuten auf dem Wasser abbrechen.

Auch die eingesetzte Dichtung war dem bei diesen Bedingungen auftretenden Wasserdruck nicht gewachsen: 0,8 Liter hatten den Weg ins Schiff gefunden und ich war heilfroh, als das Modell wieder sicher am Ufer war.

 

(die Bilder sind von Arno Hagen - in der Situation hatte ich mit dem Segeln "alle Hände voll zu tun")

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Edited by uwe.kreckel
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Wenn man von so extremen Verhältnissen einmal absieht (für die sie im Moment noch nicht ausreichen vorbereitet ist) ist sie eigentlich meine PEARL für „jedes Wetter“:

Leichtwind, Sturm, Sonne ja selbst Segeln in strömendem Regen hat sie bereits über sich ergehen lassen müssen.

 

Und ich habe viel gelernt beim Bau des Modells. Über Leichtbau und seine Grenzen, über alternative Methoden der Farbgebung und Segelherstellung.

Und das Experimentieren mit den Baumethoden hat mindestens ebenso viel Spaß gemacht, wie das Ausprobieren des Ergebnisses.

 

Jetzt hoffe ich, dass auch für DICH als Leser dieses Bauberichtes ein paar Anregungen dabei waren und du beim nächsten Modell bereit bist, wieder einmal etwas Neues auszuprobieren...

... und es Dir geht wie mir, dass Du Dich dabei nicht von einem ersten Misserfolg entmutigen lässt, sondern es hartnäckig immer wieder versuchst, bis jede Herausforderung gemeistert ist.

 

Ich gehe immer dann besonders zufrieden aus meinem Bastelkeller heraus, wenn ich eine für mich besondere Sache zu einem Abschluss bringen konnte. Und nicht immer muss es das „Mega-Modell“ mit den extravagantesten Teilen sein, das dabei heraus kommt – manchmal ist es, wie im Fall der PEARL, auch ein eher minimalistisch anmutendes Boot, dessen wahre Besonderheiten erst beim zweiten Blick ins Auge fallen.

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Edited by uwe.kreckel
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Apropos Besonderheiten: Bei der Jungfernfahr war PEARL noch ein Geisterschiff, aber inzwischen wurde ein Skelett als „Segler“ rekrutiert, das in einem Spielwarengeschäft anlässlich Halloween angeboten wurde… Zwar sitzt jetzt also ein Segler auf Deck, aber genau genommen ist sie damit trotzdem immer noch ein „Geister-Schiff“…

 

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Edited by Arno Hagen
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